Technik gegen Geisterfahrten im Eltmanner Autobahntunnel
Autor: Günter Flegel
Eltmann, Mittwoch, 10. Oktober 2012
Der Autobahntunnel bei Eltmann verfügt als einziger Straßenabschnitt in Nordbayern über ein vollautomatisches System, das Geisterfahrer erfasst.
24 Kameras zeichnen die Fahrzeugbewegungen rund um die Uhr auf. Im Ernstfall freilich käme der Alarm wohl zu spät.
"Falschfahrer!" Die Alarmbotschaft auf dem Bildschirm der Verkehrszentrale in Fischbach bei Nürnberg springt alle paar Sekunden ins Blickfeld, in Sekundenbruchteilen übermittelt auf der 110 Kilometer langen Datenautobahn, die im Tunnel "Schwarzer Berg" bei Eltmann beginnt.
Wer nach dem grauenhaften Geisterfahrer-Unfall auf der A73 bei Hirschaid die Frage stellt, wie man eine Geisterfahrt frühzeitig entdecken, wenn schon nicht verhindern kann, der bekommt auf der A70 bei Eltmann eine Antwort: Im Tunnel der Maintalautobahn gibt es ein vollautomatisches Warnsystem, das Falschfahrer erkennt.
24 Kameras, zwölf in jeder der beiden Tunnelröhren, zeichnen laufend die Verkehrsbewegungen auf. Passiert ein Auto mehrere Kameras in falscher Richtung, schlägt das System automatisch Alarm: In der Verkehrsleitzentrale für den Tunnel in Fischbach bei Nürnberg bekommt der Schichtleiter die Meldung "Falschfahrer" auf den Schirm. "Wir greifen dann sofort zum Telefon und verständigen die Polizei", sagt Stefan Hahn im Kontrollzentrum.
Theoretisch haben die Verkehrslenker noch größere Kaliber zur Verfügung: Sie könnten per Knopfdruck die Schranken vor den Tunnelportalen schließen und die Ampeln auf Rot stellen. "Das wäre aber alles zu spät, um einen Unfall unmittelbar noch verhindern", sagt Hahn; bei 100 Stundenkilometern hat ein Autofahrer den Tunnel in gut 20 Sekunden passiert.
Das schmale Zeitfenster, das zum Eingreifen bleibt, ist das Problem bei jeder denkbaren Technik, die Geisterfahrer erkennen und/oder andere vor ihnen warnen könnte.
Prüfung auf herz und Nieren
Die Falschfahrer-Erkennung ist auch nicht die Hauptaufgabe des Kamerasystems, das im Tunnel installiert wurde, eher ein Nebenprodukt. Die Kameras dienen generell der Verkehrsüberwachung; bei Stau oder gar Unfällen müssen die Mitarbeiter der nahen Autobahnmeisterei Knetzgau schnell vor Ort sein.
"Sicherheit hat im Tunnel absolute Vorfahrt", sagt Dieter Gonnert, der Chef der Autobahnmeisterei. Derzeit wird besonders gründlich in den Tunnel geblickt: Während der regelmäßigen Revision (im Herbst und im Frühjahr) wird wechselweise eine der beiden Röhren gesperrt, in der anderen gearbeitet. Der Tunnel wird geputzt, die Technik auf Herz und Nieren geprüft, Reparaturen erledigt.
Die Tunnelsperrung in den nächsten zwei Wochen ist auch für die Falschfahrer-Detektion ein Härtetest: Weil die Röhren im Gegenverkehr befahren müssen, schlägt das System alle paar Sekunden Alarm. Einen echten Falschfahrer ab er hat es im Tunnel noch nie gegeben.