Druckartikel: "Tatort"-Spuren führen in den Landkreis

"Tatort"-Spuren führen in den Landkreis


Autor: Klaus Schmitt

Haßfurt, Dienstag, 23. Oktober 2012

Der Bayerische Rundfunk plant einen "Tatort"-Krimi aus Franken. Da gibt es bereits einige Verknüpfungspunkte mit Personen und Regionen. Wie wäre es mit einem "Tatort" aus dem Kreis Haßberge?


Wer ist Rudi Eltmann? Noch nie gehört? Es ist kein richtiger Name und hat mit der Stadt am Main nichts zu tun. Rudi Eltmann ist fiktiv. Den Namen hat 2002 der Schauspieler Jürgen Vogel angenommen. Für eine Folge des Fernsehkrimis "Tatort". "Flashback" heißt der Krimi. In den Hauptrollen sind die beiden Kommissare Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) zu sehen.

Und wer ist Rudi Eltmann? Das ist der Bankräuber. Er überfällt zusammen mit einem zweiten Täter ein Geldinstitut. Während sich der Komplize in den Tresorraum begibt und dort den Kassierer erschießt, dreht Rudi Eltmann durch. Er schießt der Kommissarin Lena Odenthal, die sich zufällig in der Bank aufhält, in den Kopf und verletzt sie dabei schwer. Danach sprengt er sich selbst in Luft. Tot. Das Ende des Rudi Eltmann.

Wer genauer auf den "Tatort" aus dem Jahr 2002 schaut, wird erkennen, dass der Name Eltmann doch etwas mit der Region und damit mit der Wallburgstadt Eltmann zu tun hat. Neben dem Rudi Eltmann wirken Ute und Hendrik Scheßlitz mit, der Herr Hirschaid (das ist der erschossene Kassierer) und ein Polizist namens Viereth. Sind die Namen allesamt Zufälle?

Autor aus Bamberg


Nein, natürlich nicht. Das Drehbuch für den "Flashback-Tatort" hat ein Bamberger geschrieben (zusammen mit einem Co-Autor). Martin Pristl heißt er und war früher einmal Journalist beim Fränkischen Tag.

Er hat sich Orte aus der Umgebung Bambergs als Namensvorlage ausgesucht für die handelnden Personen in seinem "Tatort"-Krimi. Na also. Da gibt es doch schon das fränkische Element im "Tatort". Das passt haargenau zur Absicht des Bayerischen Rundfunks, der angekündigt hat, einen "Tatort" aus Franken zu produzieren.

Der "Tatort" gehört zu den beliebtesten Krimis im Fernsehen und Franken als Ort des Handelns klingt vielversprechend. In zwei Jahren soll es soweit sein. Welche Schauspieler beteiligt sind, lässt der Bayerische Rundfunk noch offen, und auch der Tatort im "Tatort" ist unbekannt. Das gibt Raum für Spekulationen, und als Tageszeitung, die im Haßbergekreis erscheint, denkt der Fränkische Tag natürlich auch an den Kreis Haßberge. Die erste Spur mit dem Rudi Eltmann wäre gelegt.

Nerviger Polizist


Gibt es weitere Spuren? Ja, zumindest indirekte. Ein Schauspieler, der bereits in drei "Tatort"-Folgen mitgewirkt hat, ist Thomas Schmauser. Er stammt aus Burgebrach im Landkreis Bamberg. Schmauser spielte den nervigen Polizisten Hackl mit den Münchner Kommissaren, einen Stalker mit dem Berliner Ermittler-Team und einen Künstler mit dem Leipzig-Polizisten-Duo Ehrlicher und Kain, das inzwischen keine "Tatort"-Krimis mehr dreht. Und: Für den Bayerischen Rundfunk spielte der Thomas Schmauser bereits in Franken-Krimis den Kommissar. Das wäre eine passende Besetzung, und Martin Pristl schreibt das Drehbuch für den Franken-"Tatort".

Übrigens: Der Bayerische Rundfunk strahlt am kommenden Samstag, 27. Oktober, einen weiteren Franken-Krimi mit Thomas Schmauser aus. "Bamberger Reiter" heißt der Film.

Was halten die echten "Bullen" davon?


So beliebt die "Tatort"-Krimis bei den Fernsehzuschauern auch sind, bei den echten Polizisten stoßen sie auf unterschiedliche Reaktionen. Was halten die Polizisten von ihren "Kollegen" im Fernsehen?

Jürgen Watzlawek, der Leiter der Polizeiinspektion in Ebern, schaut "ab und zu" den "Tatort" im ersten Fernsehprogramm. "Ich sehe das als Unterhaltung an", sagt er. Am besten unterhalten fühlt sich Watzlawek vom "Tatort" aus Münster mit dem Kommissar Thiel und dem Gerichtsmediziner Börne. "Ich finde es gut, dass es ein bisschen lustiger ist". Polizeilichen Ansprüchen werden die "Tatorte" kaum gerecht. "Uns fallen manchmal Kleinigkeiten auf, die nicht passen", erklärt der Chef der Eberner Inspektion. Aber, so räumt er ein, akribische Polizeiarbeit würde die Zuschauer wohl nur langweilen. Aufgefallen ist Watzlawek in letzter Zeit, dass oft Polizisten die Täter sind. Das komme in der Realität natürlich eher selten vor. Dass es in naher Zukunft einen "Tatort" aus Franken geben wird, begrüßt der Eberner Polizei-Chef.

Handwerkliche Fehler


Das tut auch Peter Firsching, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt. Obwohl: Peter Firsching ist kein "Tatort"-Fan. "Ich gucke mit mäßigem" Interesse, gesteht er. Weil zu sehr "Hausmannskost" geboten werde, zu viele handwerkliche Fehler bei der Beschreibung der Polizeiarbeit gemacht würden, und Firsching mag die "Tatorte" nicht, bei denen gleich das SEK kommt. Der Haßfurter Polizist ist absoluter Anhänger der skandinavischen Krimis, eines Kommissars Wallander und anderer Krimis, bei denen es durchaus etwas rauer zugehen darf - "bis das Blut gefriert", schmunzelt er. Wichtig ist Peter Firsching, dass die Polizisten mit ihren Schwächen, ihren Ecken und Kanten gezeigt werden und dass der Fernsehzuschauer die Geschichte hinter der Geschichte erzählt bekommt. Ihn interessiert, warum ein Mensch auf Abwege gerät. "Was macht den Unterschied, dass jemand so wird, wie er wird?" Firschings absoluter Krimi-Favorit ist der Dreiteiler von Stieg Larsson (Millenium-Trilogie). "Da werden Abgründe der menschlichen Seele beleuchtet", meint Firsching.

Staatsanwälte als Bremsklötze


Müsste er sich doch auf einen "Tatort" als Favoriten festlegen, dann wäre das das ungleiche Münsteraner Paar Thiel und Börne - "vom Unterhaltungswert ein Hammer." Damit liegt er auf der gleichen Linie wie sein Eberner Kollege Jürgen Watzlawek und wie der Haßfurter Amtsrichter Roland Wiltschka. Der Richter bezeichnet sich selbst als "begeisterten ,Tatort'-Gucker", der besonders gerne die Filme mit Thiel und Börne sieht. "Die nehmen sich nicht so ernst."
Sein Berufszweig kommt nach Wiltschkas Ansicht in den Fernsehkrimis nicht gut weg, so hat er festgestellt. Staatsanwälte beispielsweise würden immer als Bremsklötze dargestellt. Das stimme natürlich nicht mit der Wirklichkeit überein, sei aber wohl "dramaturgisch bedingt". Einen Franken-"Tatort" würde Wiltschka begrüßen, aber "nicht in dieser verdummenden Weise", wie Thomas Schmauser den Polizisten Hackl im Münchner "Tatort" gespielt hat. Dabei wurde kein Klischee über die Franken ausgelassen. Der arme Hackl bekam sein Fett weg.


Mordsgeschichten: Mindestens ein Toter muss her



1. Diese Handlung könnte ein Tatort-Krimi, der im Landkreis Haßberge gedreht wird, haben. An der Grenze von Bier- und Weinfranken, an der der Landkreis liegt, kommt es zum Streit. Wer hat die Hoheit, wenn es um Marketingstrategien geht: das Bier oder der Wein? Plötzlich wird ein Toter, ein fanatischer Biertrinker, in einem Biergarten aufgefunden. Er liegt unter einem Berg von Biertischen und -bänken, die aufgestapelt waren und auf den Mann gestürzt sind. Stecken die Wein-Lobbyisten hinter dem Mord?

2. Ein Tatort aus dem Landkreis könnte auch nach diesem Muster ablaufen: Im idyllischen Steigerwald herrscht Streit. Naturschützer und Waldbesitzer liegen sich in den Haaren. Soll der Steigerwald ein Naturschutzgebiet werden oder nicht (natürlich wäre eine solche Auseinandersetzung frei erfunden)? Der Streit eskaliert: An einer dicken Buche hängt plötzlich ein Toter. Auf welcher Seite stand er? Waren die Bösen von der anderen Seite die Täter? Oder ging es um Geld, Eifersucht, die Macht im Rathaus?

3. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ein Tatort, der im Kreis Haßberge spielt, könnte auch dieses Szenario haben. Ein Bürgermeister verschwindet plötzlich. Mit ihm sein Hund. Wo sind die beiden? Es gibt auf den ersten Blick kein Motiv für ein Abtauchen des Duos. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Da wird ein Toter in einem alten Gewölbe gefunden. Vom Hund keine Spur. Ist der Tote der gesuchte Bürgermeister? Oder ein anderer? Welche Leichen haben die Schlossbesitzer im Keller?

4. Wer so im Sumpf des Verbrechens herumrührt, muss selbst rechnen, dass er in Gefahr gerät. Tatort Zeitung, die vierte Handlungsvariante. Ein Lokaljournalist wird erschossen aufgefunden. Auf dem Heimweg vom Wirtshaus war ihm aufgelauert worden. Er hatte keine Chance. Als Täter kommen viele in Frage. Die Motive sind zahlreich. Zu oft ist der Reporter den Lokalgrößen auf die Füße gestiegen. Verdächtig sind auch einige Vorgesetzte. "Deskonnnetsei", erschrecken sich die Kollegen des Opfers.

Der Krimi zum Mitmachen auf infranken.de


Sie sind dran! Wie geht die Geschichte von Schorsch Jäger und Tamara Schiller weiter? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung des inFranken.de-Krimis! Nutzen Sie dazu unsere Community-Funktion "Leserbeiträge schreiben" oder schicken Sie uns den Text per Mail an leserreporter@infranken.de. Die Redaktion wird unter allen Einsendungen das beste jeweils nächste Kapitel auswählen. Die ausgewählten Kapitel werden auf inFranken.de veröffentlicht und auch in der Zeitung abgedruckt.