"Tag der offenen Tür" im Knetzgauer Atemschutzzentrum
Autor: Katja Müller
Knetzgau, Samstag, 20. Juli 2013
Sanitäter Ludwig Seidlitz überwacht seit 25 Jahren die Gesundheit der Feuerwehrleute, die die anstrengende Übungsstrecke des Atemschutzzentrums in Knetzgau durchlaufen. Am Samstag ist der "Tag der offenen Tür" in der Einrichtung.
Plötzlich geht das Licht aus. "So dunkel muss man sich das vorstellen. Manchmal machen wir noch Nebel dazu", tönt die Stimme von Ludwig Seidlitz durch die Schwärze des Raums. Die Frauen und Männer, die im Atemschutzzentrum des Landkreises in Knetzgau ihre Ausbildung und die jährliche Belastungsübung ablegen, sind wirklich nicht zu beneiden.
Fünf Räume durchlaufen sie mit schwerem Atemschutzgerät: Pressluftatmer, Lungenautomat und Atemschutzvollmaske wiegen etwa 15 Kilogramm.
Erst gepustet, dann ohnmächtig
Damit ihnen nichts passiert, ist Ludwig Seidlitz als Sanitäter vor Ort - und das seit 25 Jahren. Das 25. Jubiläum des Atemschutzzentrums, das am Samstag von 13 bis 18 Uhr mit einem "Tag der offenen Tür" gefeiert wird, ist quasi auch Seidlitz' Dienstjubiläum.
Der Knetzgauer war von Anfang an dabei. Er war Zeuge, als gestandene Feuerwehrmänner in das (mittlerweile längst ausgemusterte) Lungenvolumenmessgerät pusteten und ohnmächtig wurden, weil sie buchstäblich alles gegeben hatten. Er hat Atemschutzgeräte-Trägern aus den vergitterten Schächten des Orientierungsraums geholfen, die wegen einer Kreislaufschwäche "käsebleich" die ganze Übung abbrechen mussten.
"Von 160 Teilnehmern ist das vielleicht einer", sagt Ludwig Seidlitz. Und er hat eine Frau mehrfach durch die Trainingsstrecke an den Fitnessgeräten begleitet, die sich dort bereits zwei Mal so verausgabt hatte, dass sie erst beim dritten Anlauf die Prüfung zur Atemschutzgeräte-Trägerin geschafft hat.
Dieser erste Raum der Übungsstrecke hat es in sich: Die Anwärter müssen auf Stepper, Laufband, Oberarmergometer und Endlosleiter (ein Albtraum: Man klettert und klettert, und die Leiter nimmt kein Ende.) eine bestimmte Leistung erbringen, die in Wattzahlen gemessen wird.
Laut Kreisbrandinspektor Werner Stumpf haben 1608 Feuerwehrleute in den vergangenen 25 Jahren die Ausbildung in Knetzgau absolviert. Die Atemschutzgeräte-Träger in den Feuerwehren sind damit befähigt, mit voller Schutzausrüstung und Atemgerät direkt zum Brandherd vordringen. Heutzutage läuft kaum ein Löscheinsatz ohne die Atemschutz-Technik.
Bevor die Atemschutzgeräte-Träger auf die Übungsstrecke gehen, misst Ludwig Seidlitz ihren Blutdruck - und staunt immer wieder. "Wenn die Männer zu mir ins Büro kommen, sind sie fertig", sagt der 68-Jährige. Das heißt: Der Blutdruck ist vor lauter Aufregung ungewöhnlich hoch. "Auch bei erfahrenen Männern, die die Strecke schon oft gegangen sind", sagt Seidlitz. "Durch die Belastung auf der Übungsstrecke sinkt der Blutdruck, und der Puls geht rauf. Dann passt's wieder."
Bei ihrem Gang durch die Dunkelheit werden die Atemschutzgeräte-Träger auf Schritt und Tritt überwacht. "Wir haben überall Infrarotkameras. Nur in der Hitzekammer nicht, da ist es mit 80 bis 90 Grad Celsius zu heiß", erklärt Seidlitz.
Vor den Bildschirmen und Armaturen im Leitstand sitzt der Kreisbrandmeister Michael Diehm aus Zeil. Er überwacht seit 2005 den Ablauf und die Einhaltung der Regeln, wie zum Beispiel: Seitenkriechgang beim Betreten fremder Räume, mit dem Trupp zusammenbleiben und kommunizieren. "Wenn es jemandem schlecht geht, geht das Licht an", sagt Diehm.
Ganze Familie im Sanitätsdienst
"Sicherheit ist das wichtigste", findet Ludwig Seidlitz. Als er wenig später erzählt, dass er 70 Tage im Jahr (also an allen Terminen) vor Ort ist, bekommen seine Worte einen tieferen Sinn.
So viel Engagement braucht den Rückhalt in der Familie. Darum helfen Tochter Susanne und Schwiegersohn Thomas Gebhardt als Sanitäter auf der Atemschutzstrecke mit.