Symbol der Werteordnung
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 23. Januar 2017
In einem P-Seminar am Haßfurter Gymnasium entstanden 100 Kreuze für die Klassenzimmer und Büroräume.
"Es ist bewundernswert, dass Sie sich als Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums mit dem Thema Schulkreuz auseinandergesetzt haben, und vom Ergebnis ihrer Auseinandersetzung bin ich einfach begeistert", befand Pfarrer Stephan Eschenbacher. Zusammen mit Pfarrer Gerhard Barfuß segnete er in einer Feierstunde 100 neue Schulkreuze, welche Schüler eines P-Seminars entworfen hatten. Die musikalische Gestaltung übernahm das Vokalensemble unter der Leitung von Petra Schlosser.
In den letzten eineinhalb Jahren haben sich 15 Gymnasiasten in ihrem P-Seminar mit der Idee beschäftigt, neue Schulkreuze zu gestalten. Die Idee kam ursprünglich von Judith Rademacher aus der Fachschaft Religion und wurde zu Beginn des Schuljahres 20165/16 von Reinhold Hau aufgegriffen. "Dass so viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe motiviert waren, das christliche Wahrzeichen wieder in die Klassenzimmer zu bringen, hat mich gefreut", sagte er.
Rechtliche Klärung
Zunächst aber mussten die Schüler unter anderem die rechtliche Situation klären, Kontakt zum Landratsamt, zur Schulleitung, zum Elternbeirat und zur Schülermitverwaltung suchen und schließlich eine Schülerbefragung durchführen.In fünf kleinen Projektgruppen einigten sich die Teilnehmer auf ein bestimmtes Material, eine theologische Ausrichtung sowie eine künstlerische Gestaltung und erstellten zusammen mit Handwerkern aus der Region erste Prototypen. Es entstanden ein Holzkreuz mit Flamme, ein Edelstahlkreuz, ein Kreuz aus drei verschiedenen Holzarten ("Dreifaltigkeitskreuz"), ein Tonkreuz und ein Upcyclingkreuz aus den bisherigen, noch vorhandenen Holzkreuzen.
Abstimmung entschied
Beim Tag der offenen Tür konnten sich die Besucher alle Modelle erklären lassen und Eltern, Vertreter des Zweckverbandes, Lehrer und Schüler das zukünftige Kreuz der Unterrichtsräume per Abstimmung bestimmen. Das Kreuz aus drei Holzarten erhielt die meisten Stimmen, gefolgt vom Edelstahlkreuz und - mit Abstand - dem Upcyclingkreuz. Insgesamt wurden 100 Kreuze für die Klassenzimmer und die Verwaltungsräume des Gymnasiums angeschafft und vom Zweckverband Schulzentrum finanziert.Für Horst Hofmann, Geschäftsführer des Zweckverbands, zeigt das Gymnasium mit dem Aufhängen der Kreuze, dass es seinem Verfassungsauftrag gerecht wird. Denn in der Bayerischen Verfassung sei vermerkt, dass die Ehrfurcht vor Gott, die Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen oberste Bildungsziele seien. Außerdem gehörten über 1100 Schüler des Gymnasiums einer der beiden christlichen Konfessionen an. Auch wenn es nicht unumstritten sei, Kreuze in Schulzimmern anzubringen, so stehe das Kreuz doch für eine Werteordnung, die jeder anerkennen könne. Ihn freue es, dass die Initiative aus der Schülerschaft selbst kam und die ganze Schulfamilie einbezogen sei.
"Ein Segen"
Pfarrer Stephan Eschenbacher betonte: "Es war ein Segen, dass sich junge Menschen aufgemacht haben, diese Kreuze zu schaffen, und sie sollen ein Segen für die sein, die sie betrachten."Pfarrer Gerhard Barfuß ergänzte: "Das Kreuz ist ein Zeichen für das Doppelgebot der Liebe: der Liebe zu Gott und zu den Menschen." Es sei auch Wegweiser für das Leben, da der Stamm zum Himmel und damit zu Gott weise, und der Querbalken zu den Menschen, zu den Aufgaben dieser Erde weise.
Schulleiter Max Bauer sagte: "Man sieht wieder einmal, dass das P-Seminar große Chancen bietet, sich über eineinhalb Jahre intensiv zu engagieren." ul