Stettfeld steht bereit für den Katastrophenschutz
Autor: Klaus Schmitt
Stettfeld, Sonntag, 20. August 2017
Seit Mai hat der Kreis Haßberge ein neues Fahrzeug bei seinen Feuerwehren. Es ist für den Einsatz bei Hochwasser konzipiert und steht in Stettfeld.
David Amling steigt ins Führerhaus. Er zieht die Tür hinter sich zu und startet den Motor. Zentimeter für Zentimeter tastet sich der schwere Lastwagen nach vorne. Wenige Zentimeter Spielraum an der linken Seite, wenige Zentimeter Platz an der rechten Seite. Und vor allem oben: noch einige Zentimeter weniger Luft zwischen dem Fahrzeug und der Torkante. Aber: Der 28-Jährige fährt das Auto ohne Probleme durch das enge Tor vor die Feuerwehrhalle. Maßarbeit. Da steht das neue Einsatzfahrzeug, das die Feuerwehr Stettfeld vom Landkreis Haßberge zugeteilt bekam, vor der Gerätehalle. Der Kommandant der Truppe kann mit dem Einsatzfahrzeug umgehen.
Premiere im Landkreis
Es ist kein gewöhnliches Feuerwehrauto. Erstmals hat der Landkreis Haßberge ein Einsatzfahrzeug, das auf den Hochwasserschutz zugeschnitten ist. Bisher gab es das nicht. Nach Meinung der Feuerwehrführung im Landkreis und des behördlichen Katastrophenschutzes (Landratsamt) steht es bei der Stettfelder Feuerwehr bei der richtigen Truppe und am richtigen Standort. Maßgeschneidert sozusagen. Das sahen nicht alle Stettfelder so.Ein anonymer Brief hätte fast verhindert, dass das Fahrzeug nach Stettfeld kam. "In Stettfeld gibt es eine motivierte Mannschaft", stellt sich der Zeiler Kreisbrandinspektor Peter Pfaff hinter die Stettfelder Feuerwehr. Hier sei es genau am richtigen Platz, sagt er, und dass die Truppe seit Mai mit dem Auto übt, bestätigt seine Ansicht.
Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen "Versorgungs-Lkw mit modularem Gerätesatz Hochwasser". 40 solcher Fahrzeuge finanziert der Freistaat Bayern, um den Katastrophenschutz, hier den Hochwasserschutz, zu verbessern. 14 Fahrzeuge sind bereits verteilt, und eines kam nach Stettfeld.
Laut Peter Pfaff war wegen der Hochwassergefahr vor allem im Maintal sicher, dass der Landkreis ein solches Fahrzeug bekommen würde. Es stellte sich die Frage, wo es stationiert werden sollte. Wo ist ein geeigneter Stellplatz? Wo ist die passende Mannschaft dazu? Wo macht es Sinn mit Blick auf die möglichen Einsätze? Alles sprach für den Standort Stettfeld.
Kommandant David Amling besprach das Vorhaben mit seiner Truppe. Die Bereitschaft war da, erinnert er sich. Mit 41 Aktiven sei die Stettfelder Feuerwehr "gut besetzt", um diese zusätzliche Aufgabe bewältigen zu können. Unter den 41 Aktiven seien sogar drei Berufsfeuerwehrleute, ergänzt Peter Pfaff. Wie etwa der Kommandant selbst. David Amling ist wie zwei seiner Kollegen hauptamtlich bei der Werksfeuerwehr der Firma Bosch in Bamberg tätig.
Die Stettfelder wissen, dass sie mit dem Auto Teil des bayernweiten Katastrophenschutzes geworden sind, dass sie also auch für Einsätze bayernweit zur Verfügung stehen müssen. Sogar bundesweit, wenn Bayern anderen Bundesländern seine Hilfe zusagt. Konkret heißt das, wenn ein Hochwasser zum Beispiel an der Donau bekämpft werden muss, ist möglicherweise auch die Stettfelder Truppe in Zukunft dabei. Über solche Einsätze entscheidet der Freistaat. Das geht über die Kompetenz von Gemeinde und Kreis hinaus.
Andere Feuerwehren im Landkreis haben ähnliche Aufgaben im Katastrophenschutz. Zeil zum Beispiel ist für die ABC-Abwehr (Strahlenschutz) zuständig, Sand für die Ölabwehr, und in Pfarrweisach steht der Schlauchwagen (besonders viel Schlauchmaterial für lange Wasserförderstrecken).
Was ist das Besondere am neuen Hochwasser-Einsatzfahrzeug in Stettfeld? Es hat auf mehreren Rollwagen, die leicht bewegt werden können, 18 Schmutzwasserpumpen, die gebraucht werden, um vollgelaufene Keller auszupumpen. Bei den Feuerwehren sind sie als die "Chiemsee-Pumpen" bekannt. Ferner befinden sich auf dem Auto drei Stromerzeuger (tragbare Generatoren) und neun Beleuchtungssätze, dazu zahlreiche Schwimmwesten und Wathosen.
Die Stettfelder Feuerwehr hat mit dem neuen Fahrzeug schon geübt und laut Kommandant David Amling die Erfahrung gewonnen: Auf dem neuen Fahrzeug "ist ein Haufen Arbeit drauf", aber die Bedienung der einzelnen Elemente sei einfach und "klappt ganz gut". Kreisbrandinspektor Peter Pfaff lobt das "hochwertige Material" und betont: "Da ist Qualität gekauft worden." Und er lobt die Stettfelder Truppe, die es bedient: "Die Mannschaft hat sich dahintergeklemmt. Ich bin stolz auf die Mannschaft."
Nach der Demonstration fährt David Amling das neue Auto zurück in das Gerätehaus. Auch im Rückwärtsgang geht das ohne Probleme in einem Zug, trotz des engen Tores. Noch einmal Maßarbeit.
Der anonyme Brief
Ein anonymer Brief hat die Stettfelder Feuerwehr geärgert, in Bedrängnis gebracht und die wegen des Holzrechtler-Streits ohnehin angeheizte Stimmung im Dorf weiter verschärft. "Besorgte Bürger", wie sich der oder die Autoren selbst bezeichnen, haben darin ihre Zweifel zum Ausdruck gebracht, ob das neue Feuerwehrauto in Stettfeld am richtigen Standort ist. Der Brief datiert vom 13. März und wurde an das bayerische Innenministerium, den Kreisbrandrat Ralf Dressel, den Kreisbrandinspektor Peter Pfaff und an das Landratsamt in Haßfurt geschickt. Letztlich blieb der Brief ohne Folgen. Das Auto, das der Freistaat Bayern für den Katastrophenschutz, speziell für den Hochwasserschutz, bereitstellt, steht in der Stettfelder Gerätehalle der Feuerwehr. Geblieben ist der Ärger.
In dem Brief fordern die Autoren, dass die Vergabe eines staatlichen Katastrophenschutzfahrzeugs an die Gemeinde Stettfeld "nochmals genau überprüft beziehungsweise überdacht werden sollte". Die Schreiber bezweifeln, dass die Feuerwehr in der Lage sei, dieses Fahrzeug im Ernstfall ordnungsgemäß personell zu besetzen. Wegen des Rechtler-Streits im Ort, so wird in dem Brief weiter argumentiert, werde erzählt, dass etwa 15 aktive Feuerwehrleute die Wehr verlassen würden, darunter mehrere Einsatzkräfte, die den Führerschein für ein solches Auto haben. Wörtlich heißt es weiter: "Als Bürger und Steuerzahler erwarte man schon, dass im Katastrophenfall dieses Fahrzeug einsatzbereit und voll besetzt zur Verfügung steht. Es gibt sicherlich Feuerwehren, die diese Voraussetzungen besser erfüllen würden."
Die Feuerwehr sei von diesem Brief überrascht worden, gestehen Kreisbrandinspektor Peter Pfaff und der Stettfelder Kommandant David Amling. Die Feuerwehrführung habe sofort reagiert und die Vorwürfe zurückgewiesen. Mit Erfolg. Die Feuerwehrführung steht hinter dem Standort Stettfeld. An der Kritik sei auch nichts dran, erklärt Amling. Kein einziger Feuerwehrmann habe aufgehört, "bis heute nicht". Er hält das Schreiben für reine "Propaganda". Amling und Pfaff befürchten, dass damit die Stimmung nur weiter vergiftet werde. Und sie können diese anonyme Kritik auch nicht verstehen, schließlich sei das Auto für alle Bürger da - in Stettfeld für Rechtler ebenso wie für die Nicht-Rechtler. Wer hinter dem Schreiben steckt, ist bis heute nicht bekannt.