Steinwüste statt grüner Oase?
Autor: Günther Geiling
LKR Haßberge, Dienstag, 11. August 2020
Silke und Nicole Öchsner sind gerade in ihr neugebautes Haus eingezogen - nur der Garten muss noch geplant werden.
Das neue Haus ist frisch bezogen, endlich lacht die Sonne und nun möchte man eigentlich nur noch im Garten Platz nehmen können. Aber da bleibt vorerst einmal der Blick auf den graubraunen Boden der Restbaustelle und es kommen die Fragen auf: "Wie kann ich jetzt mein Baufeld noch gestalten oder welchen Garten wünsche ich mir?"
Genau diese Fragen stellten sich vor einigen Wochen Silke und Nicole Öchsner aus Haßfurt und wir wollen sie bei ihrer Herausforderung, einen neuen Garten anzulegen, begleiten.
Gerade in Neubauvierteln sieht man immer mehr Stein- und Schottergärten. Weißer Flusskiesel, Schotter, geschliffener Granit und grauer Betonstein, umzäunt mit einem Metallzaun finden immer mehr Hausbesitzer schick und praktisch. Als pflegeleicht, unkrautfrei und topmodern werden solche Gärten angepriesen.
Von pflegeleicht und unkrautfrei sind diese steinwüstenähnlichen Gärten allerdings weit entfernt. Das mag vielleicht das erste Jahr so sein. Langfristig lagern sich zwischen den Steinen aber altes Laub und Samen ab, suchen sich Moos und Unkraut ihren Weg und das Jäten oder Zupfen aus Schotterflächen ist äußerst mühsam. Es kann zu einer Sisyphusarbeit werden, denn die Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln (Herbiziden) auf diesen Flächen ist ja verboten. Noch dazu verfärben sich helle Steinchen schnell.
Stein heizt sich auf
Dazu kommen andere ökologische Probleme, die auf die Hausbesitzer selbst zurückschlagen. Bei heißen Wetterlagen heizt sich der Stein auf, speichert die Hitze und gibt sie nachts wieder ab. Das erzeugt ein Mikroklima wie in einer Felswüste mit Lufttemperaturen in der Sonne von 50 Grad. Nicht selten bleiben deswegen die Rollläden hinter solchen Flächen auch tagsüber heruntergelassen und der Anblick gleicht einer "Visitenkarte" aus Stein und Fels.
Auch biologisch sind solche Gärten "tot", denn sie bieten den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum. Insekten, Kleinlebewesen oder auch Vögel finden keine Nahrung mehr und es wird totenstill, statt zu summen und zu brummen. Selbst Reptilien, die Wärme eigentlich lieben, fühlen sich auf diesen monotonen Flächen nicht wohl und machen einen Bogen um sie herum. Grünflächen und Pflanzen tragen aber dazu bei, das Kleinklima in Siedlungen durch Abkühlungseffekte, Versickerungs- und Wasserspeicherbereiche zu verbessern. Diese Erkenntnisse predigen die beiden Gartenfachberater des Landkreis Haßberge schon seit langem.
Welch ökologischen Wert ein "grüner Garten" hat und welche Freude man in einem solchen Garten finden kann, wurde gerade vielen Menschen in der "Corona-Zeit" vor Augen geführt. Gärten wurden für viele zu einem "Auffangbecken" und "Betätigungsfeld", das sogar frühere Öffnungszeiten für Bau- und Gartenmärkte nach sich zog.