Steht der Verkauf des Schlosses Gleusdorf unmittelbar bevor?
Autor: Ralf Kestel
Gleusdorf, Freitag, 10. Mai 2019
Zahlreiche Stellen sind mit den Vorkommnissen in der Seniorenresidenz Gleusdorf aktuell befasst. Ein Gerichtsverfahren kommt frühestens im Juli.
Was passierte am Vorabend zum Maifeiertag hinter den verschlossenen Türen und verhängten Fenstern in den Büroräumen der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf? Sicher ist, dass das Personal ausgesperrt blieb und sich die Ex-Geschäftsführerin, die schon Wochen vorher ihre Schlüssel hatte abgeben müssen, zusammen mit dem Noch-Heimleiter und ihrer Nachfolgerin und einstigen Vertrauten zur Klausur zurückgezogen hatte. Wurde dabei der schon im Februar angekündigte Verkauf besiegelt?
Offizielle Bestätigungen waren dazu, trotz mehrfacher Anfragen, von keinem der Beteiligten zu erhalten. Auch im Landratsamt in Haßfurt gibt man sich bedeckt. Mit Hinweis auf Datenschutz und laufende Verfahren gab es nur die Auskunft, dass man die "Einrichtung weiterhin engmaschig" begleite und der im Dezember verhängte und von Gerichten bestätigte Aufnahmestopp weiterhin Bestand habe.
Der letzte offizielle Stand zur Betriebsuntersagung (Schließung) war nach den Eilverfahren in zwei Instanzen an den Verwaltungsgerichten in Würzburg und München eine sogenannte Abhilfeprüfung. Ein Verfahren, in dem die zuständigen Stellen im Landratsamt ihre eigenen Entscheidungen nochmals auf den Prüfstand stellen. Wie heißt es so schön im besten Beamtendeutsch: "Das behördliche Vorverfahren befindet sich insoweit noch im Stadium des sogenannten Abhilfeverfahrens, das heißt, das Landratsamt prüft zunächst noch selbst, ob und welche Schlussfolgerungen und Anpassungen aus der Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom Januar 2019 im gerichtlichen Eilverfahren für das Hauptsacheverfahren gezogen werden", heißt es dazu von der Regierung von Unterfranken, die als Aufsichtsbehörde zumindest offiziell mit dem Fall noch gar nicht befasst war.
Klar ist, dass sich das Landratsamt vor einem erneuten Anlauf zur Anordnung einer Schließung sorgfältig wappnen will. Einerseits hat Landrat Wilhelm Schneider (CSU) schon einmal die Sorge möglicher Regressforderungen anklingen lassen (die gegen den Freistaat Bayern gerichtet werden müssten), andererseits sickerte auch durch, dass es weiterhin Probleme gäbe, die verbliebenen 40 Heimbewohner (von einst 70) anderweitig unterzubringen. Zumeist handelt es sich dabei um gerichtliche Einweisungen, um Leute also, die unter Betreuung stehen.
Das sind aktuell noch etwa 40 Betroffene, wie dem jüngsten Prüfbericht des medizinischen Dienstes zu entnehmen ist, der dieser Tage im AOK-Pflegenavigator veröffentlicht wurde. Diese Wiederholungsprüfung fand am 1. März statt und erbrachte - aufgrund der Aktenlage - vergleichsweise gute Noten. Auf wenn keiner der neun Heimbewohner, deren Pflegeberichte überprüft wurden, überhaupt befragt wurde oder befragt werden konnte/durfte, kommt bei der Pflege und der medizinischen Versorgung eine Note von 1,7 zustande. Drei Monate vorher lag dieser Wert noch bei 3,6.
Es geht also aufwärts in dem Denkmal an der Itz, wo seit 1. Februar eine neue Geschäftsführerin (53) das Sagen hat, die in einem Mehrfamilienhaus südlich von Bamberg wohnt. Sie kam bereits beim Kauf des Schlosses Anfang 2002 mit den beiden Gesellschaftern aus dem Raum Bremen/Oldenburg nach Gleusdorf und galt als enge Vertraute der bisherigen Chefin (59). Bis 2010 war die neue Leiterin im Itzgrund in verschiedenen Verwendungen tätig gewesen, hatte dann die Seniorenresidenz überraschend verlassen und war Anfang 2018 als Wohngruppenleiterin wieder zurückgekehrt.
Seit 1. Februar leitet sie lautet Eintrag im Handelsregister einzelvertretungsberechtigt das Pflegeheim, hat aber bei Personal- und Gehaltsfragen auch danach immer wieder auf den 66-jährigen Heimleiter verwiesen, der in Hof zwischenzeitlich wegen 38 Fälle von Untreue zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt worden war.