Stadtmauer und Altstadtgassen belagert
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Samstag, 21. Juni 2014
Es ist das Ambiente macht den Eberner Mittelaltermarkt, der zum zweiten Mal stattfand, zu etwas Besonderem macht. "Hier an der alten Stadtmauer, zwischen den Bäumen, oder auch in der Gasse drüben", Burgfrau Elisabeth vom Freien Burgvolk zu Königsberg deutet über die Mauer, "das ist einfach wunderbar."
Ganz im Gegensatz zu den sonst verwendeten großen Plätzen. "Das ist oft ein Gedränge, das ist nicht mehr schön", weiß die erfahrene Burgfrau. "Hier verläuft sich alles schöner, man hat mehr Ruhe", findet sie. Sie selbst ist heuer zum ersten Mal dabei, aber ihre Gruppe, die um die zehn Personen groß ist, war schon im vergangenen Jahr dabei.
"Die haben letztes Jahr schon geschwärmt, wie schön es hier ist", umso mehr freut sie sich, heuer selbst dabei sein zu können. Mit ihrer Gruppe bietet sie vor allem für Kinder ein Gaudium, einen Spaß, an. Die dürfen sich als Ritter auf dem Turnier versuchen. Dazu setzen sich die Kinder auf ein "Pferd", das von einem Mitglied der Truppe entlang einer Bahn gezogen wird. Auf dem Weg zum mit Stroh bespannten Rammbock müssen die Kinder drei verschiedene Aufgaben lösen.
Zuerst gilt es, mit der Lanze drei Ringe aufzuspießen, danach, bei der zweiten Fahrt, mit dem Schwert drei Holzfiguren umzuwerfen, und schließlich den "schwarzen Ritter" mit einem gezielten Lanzenstoß zu besiegen. Haben die Kinder das geschafft winkt als Belohnung eine Urkunde.
"Der Frank macht das großartig", findet Elisabeth und deutet auf den älteren Herren, der die Kinder durch die Turnier-Geschichte führt und mit ihnen ihre drei Abenteuer besteht. Und den Kindern gefällt es, das ist die Hauptsache für die Königsberger Truppe, die allerdings nicht nur aus Königsberg kommt. "Die Leute in unserer Gruppe kommen aus der Schweinfurter Gegend, Hellingen, Königsberg, Kemmern und dazwischen" schmunzelt Elisabeth und ist stolz auf ihre bunte Truppe.
Spaß haben aber nicht nur die Darsteller und die Erwachsenen, die durch das bunte Treiben flanieren und die verschiedenen Waren begutachten, die feilgeboten werden. Auch die Kinder kommen voll auf ihre Kosten. Nicht nur beim bereits erwähnten Turnier, auch beim Bogenschießen oder dem Märchenerzähler bilden sich manchmal längere Schlangen.
Und natürlich beim Kostümverleih des Heimat- und Burgenvereins Altenstein. Dieser Verein stellt eine Vielzahl an Kostümen für Erwachsene und Kinder zur kostenlosen Verfügung. Da kann sich jeder in mittelalterliches Gewand werfen, sich fotografieren lassen, und einmal über den Markt flanieren. So wie Jannik und Bennet das getan haben. Zusammen mit ihrer Oma sind sie auf dem Markt unterwegs und genießen das Erlebnis Mittelalter sichtlich. Besonders gut gefällt ihnen, neben den Kostümen, dass sie von der Oma zwei Streitäxte bekommen haben. "Das ist super" strahlt der fünfjährige Jannik und sein zweijähriger Bruder Bennet nickt und schon liefern sie sich einen kleinen Kampf, wie sich das gehört.
Bogenschützen, Rittersleut', Wikinger, Gaukler, das Lagerleben mehrerer Gruppen aus Bayreuth, Bamberg, Burgwindheim, Königsberg, und Altenstein versetzten die Besucher in eine Zeit, da Taler und Silbergulden als Zahlungsmittel begehrt waren. Deshalb warb auch Bürgermeister Jürgen Hennemann bei der Begrüßung in Mittelalterdeutsch, dass "ihr Eure Afterballen platzieret und lange genüsslich verweilet". Denn: Es gebe Tavernen, die "wohlfeilbietend den ein oder anderen Humpen Gerstensaft und in Darm gepresstes Fleisch für gedeihlich Esslust bereit hielten".
Der Einzug des Magistrats erfolgte in historischen Kostümen, ehe der Türmer in sein Horn stieß und den Markt eröffnete. Dazu spielte die Gruppe "Intermusik-alisch" auf historischen Instrumenten und ein Gruppe des Burgen- und Heimatvereins zeigte Kostproben der höfischen Tanzkunst. Vom Grauturm schallten Posaunenklänge.
Der Bürgermeister zum Schluss: "Leistet uns lang Gesellschaft und schaut nicht, was die Stundenkerze in Eurer Heymstätten angezeiget würd' haben, oder was im Guckkasten für bewegte Bilder von Männerspielen aus fernen Ländern zu sehen sein mag."