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Stadtkapelle Eltmann baut auf Nachwuchs


Autor: Sabine Weinbeer

Eltmann, Montag, 20. April 2015

Das Eltmanner Orchester ist mit der Bläserklasse und dem Jugendensemble auf dem richtigen Weg. Beim Auftritt am Wochenende zeigten neben den erfahrenen Aktiven die jungen Künstler, dass sie schon viel gelernt haben.
Beim Frühjahrskonzert spielte die Querflötistin Lena Stolz ein großes Solo aus "Schindlers Liste". Foto: Sabine Weinbeer


"Es ist manchmal ein bisschen schwierig, den Leuten zu vermitteln, welche Musik sie an einem solchen Konzertabend erwartet," hatte Dirigentin Jennifer Amthor vor dem Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Eltmann im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Kurz vor Konzertbeginn mussten zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt werden - es hat sich wohl doch ein Stück weit herumgesprochen, dass ein solches Konzert angenehme Gänsehautmomente verspricht.

Als die 32 Musikerinnen und Musiker unter dem Beifall des Publikums auf die Bühne kommen und Platz nehmen, fällt eines sofort auf: Das ist ein relativ junges Blasorchester, einschließlich der Dirigentin. Die Stadtkapelle hat in den vergangenen Jahren einen Umbruch erlebt, dank einer intensiven Nachwuchsarbeit.

2008 wurde die erste Bläserklasse an der Grundschule ins Leben gerufen, zwei Jahre später daraus das erste Jugendorchester gebildet. Alle diese Jungmusiker sind inzwischen in das Hauptorchester nachgerückt, nachdem sie die D1- und schließlich auch die D2-Prüfung beim Nordbayerischen Musikbund absolviert hatten.
Diesen Weg hat auch die 15-jährige Lena Stolz gemacht. Die Querflötistin spielt an diesem Abend aber auch noch im Jugendorchester, denn "Querflöten-Nachwuchs haben wir nicht so viel", erzählt sie im Gespräch.

Zweimal pro Woche probt sie mit der Stadtkapelle, einmal wöchentlich hat sie dazu noch Einzelunterricht mit einem Instrumentalausbilder. Viel intensiver als sonst sind die Proben vor dem Frühjahrs- oder Weihnachtskonzert nicht, so Jennifer Amthor, die eine oder andere Registerprobe wird zusätzlich eingeschoben. Ein Probenwochenende, wie es andere Orchester halten, wäre durchaus sinnvoll, muss aber auch von allen Musikern organisiert "und auch finanziert werden, das ist auch ein hoher Kostenaufwand", weiß Jennifer Amthor.

Die Musik hat ihren Platz

Dass man auch organisieren muss, wenn man in einem Orchester spielt, das weiß sie mindestens so gut wie ihre Musiker. Jennifer Amthor studiert in Bamberg, steht kurz vor dem Bachelor - nicht in Musik, sondern in Betriebswirtschaft und will dann den Master in Statistik anschließen. Zwei Kinder fordern ebenfalls Aufmerksamkeit und doch haben die Musik und die Stadtkapelle ihren festen Platz.

Nicht ganz so viele Verpflichtungen hat Lena, doch die 15-Jährige steht kurz vor den Prüfungen zur Mittleren Reife. Wenn sie dann ab Herbst die Fachoberschule in Bamberg besucht, werden die Einzelproben wohl entfallen, doch sie hat ihr Instrument im Griff, das zeigt sie bei dem großen Solo in "Schindlers Liste". "Das ist zwar nicht außergewöhnlich schwer, aber muss mit viel Gefühl und Ausdruck gespielt werden", erklärt Jennifer Amthor. "Es ist ganz beachtlich, was unsere Teenager leisten", betont sie, "auch unsere drei Waldhörner, die sind zwischen 13 und 16 Jahre alt und spielen in einer außerordentlichen Qualität". Und schließlich haben Teenager in diesem Alter oft auch andere Interessen als regelmäßige Proben...

Auf der Bühne sind sie eine Einheit, die alten Hasen, zu denen die beiden Vorsitzenden Alexander Alka und Klaus Reitz gehören, und die Jungen wie Lena, Ferdinand und Julian Göpfert, die an diesem Abend die Moderation übernehmen. So erfahren die Zuhörer nicht nur Details über die Stücke selbst, sondern auch zum historischen Hintergrund, etwa über das Verhältnis des Komponisten Shostakovich zu Lenin.

Viel Applaus gab es an dem Abend für Stücke wie "The Cream of Clapton" oder "In the Mood", aber auch für das Nachwuchsorchester und die Bläserklasse unter der Stabführung von Andreas Stieler, die mit "Star Wars" oder dem "Dancing Zoo" begeisterten.

Neue Bläserklasse geplant

"Wir sind gut besetzt, aber jede Stimme dann doch meist nur einmal", erklärte Jennifer Amthor unserer Zeitung. Auf keinen Fall will die Stadtkapelle in der Nachwuchsarbeit nachlassen. So laufen derzeit die Absprachen mit der Grundschule wegen der neuen Bläserklasse ab Herbst. Außerdem will sie weiter bekannt machen, was konzertante Blasmusik bedeutet. Das Konzert am Samstag war hervorragende Werbung dafür.