Sprache wechselt von Mainufer zu Mainufer
Autor: Sabine Weinbeer
Eltmann, Sonntag, 19. März 2017
In Ebelsbach und Eltmann traten die drei Mundartkünstler Wolfgang Reichmann, Wilhelm Wolpert und Günter Stock auf.
Einen überaus unterhaltsamen Abend erlebten die Teilnehmer der Mundart-Rallye zwischen Eltmann und Ebelsbach am Freitagabend. Sowohl in Ebelsbach im Gasthaus "Klosterhof" als auch in der "Mainterrasse" in Eltmann waren alle Plätze besetzt, als Wolfgang Reichmann, Wilhelm Wolpert und Günter Stock ihr Programm "Vo die Mädli am Mee zu die Maadla vom Maa" präsentierten.
Bamberger, Würzburger und Haßfurter Dialekt wurden gleichermaßen humorvoll präsentiert und die Zuhörer zeigten sich vielsprachig versiert, kein Gag lief ins Leere. Die Dialektgrenzen wurden spielend überwunden. Schließlich sitzen Eltmann und Ebelsbach ohnehin direkt an der Grenze zwischen dem Bamberger "a" und dem Würzburger "e".
Den Auftakt in Eltmann machte Wolfgang Reichmann. Der frühere Lehrer wurde vor allem als ARD-Sportreporter bekannt. Am Wochenende war er gesundheitlich zwar etwas angeschlagen, die Zungenfertigkeit war aber nicht betroffen und die Spitzen saßen. Seine Themen reichten vom Bläh-Boy bis zum Zwiebeltreter. Die Touristen in Bamberg nahm er aufs Korn. Die Gruppen, "die spülen dich einfach weg", erklärte er, "und dann die Spraach..." Auch moderne Sportarten nahm er aufs Korn. So gebe es jetzt drei Varianten Bungee-Jumping bis zu "unplugged - mit ohne Seil".
Die Bamberger Verkehrsüberwachung liebt er ebenso innig wie das Bauamt und die Brückenbauten: "Auf der Unteren Brückn trödln die Schüler, auf der Oberen es Bauamt". Auch Erscheinungen der modernen Zeit bekamen ihr Fett weg von "Mary Kriegstnix" bis "Kopf-unten-Gänger" ("jetzt führen scho die Älteren die Jüngeren über die Straß, weil sa nur nuch auf ihr Kästli guckn").
Moo, Fraa und Frecker
Spielend gelang der Wechsel auf Haßfurter Dialekt. Wilhelm Wolpert übernahm und nahm gleich mal den Fränkischen Moo, die Fränkische Fraa und die Frecker unter die Lupe. Er gestand, dass er gerne in Eltmann einkaufe: "Beim Opplt, der hat alles. Und wenn's net im Lad'n is, dann geht er nein Laacher, da hat ersch bestimmt".Er berichtete vom sparsamen Sektbad und der fränkischen Beerdigung, wie man mit einem Geldautomaten im Seniorenheim für Unterhaltung sorgt und auch er beschäftigte sich mit den modernen Zeiten: "Was mir früher gebeicht ham, lerna die Kinner heut in der Schul".
Viel Applaus erntete auch der Lokalmatador und ein herzliches Dankeschön dafür, dass er die Mundartrallye erfunden hat. "Wenn der Wilhelm anruft, dann is jeder gern dabei", bescheinigte ihm Frankenwürfel-Kollege Wolfgang Reichmann.
Der Dritte im Bunde war Günter Stock. Der frühere Bürgermeister von Margetshöchheim ist auch weiter mainaufwärts als "Weinbäuerle" bekannt, unter anderem von der "Närrischen Weinprobe" im Bayerischen Fernsehen. Im Würzburg gestaltet er außerdem die besonders unterhaltsamen Nachtwächter-Führungen.
Ein Opfer der Finanzkrise
Dass er sich auskennt in der fränkischen Seele, bewies er mit seinen Geschichten über sich selbst und sein "Kunnerle, mei Fraa". Er sei Opfer der Finanzkrise, berichtete er. Er habe bei der Bank angerufen, ob sein Geld noch da wäre. "Ja, des wär scho noch da, hatter gsacht, aber es ghöret jetzt jemand annersch". Ein Winzer-Kollege habe sein Geld jetzt abgehoben und unter dem Kopfkissen, "aber ich halt nix von dem Homebanking und außerdem kann ich net so hoch liech".Unter Lachattacken erfuhren die Zuhörer vom fränkischen Sushi und bekamen Einblicke in das fränkische Eheleben. Stock berichtete von der esoterischen Reise in den Bayerischen Wald und vom Senioren-Memory: "Da geh'n mir alle zwee nein Keller und wem zuerscht eifällt, warum, der hat gewonne."