Zurück in der Eishockey-Familie

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Emotionaler Höhepunkt eines unvergesslichen Abends: Angeschoben von Jakub Sramek und begleitet von David Franek verwandelte Petr Krepelka eiskalt einen Penalty. ESC-Schlussmann Martin Hildenbrand, dem die Scheibe gerade durch die Schoner rutscht, musste passen. Ralf Naumann
Emotionaler Höhepunkt eines unvergesslichen Abends: Angeschoben von Jakub Sramek und begleitet von David Franek verwandelte Petr Krepelka eiskalt einen Penalty. ESC-Schlussmann Martin Hildenbrand, dem die Scheibe gerade durch die Schoner rutscht, musste passen. Ralf Naumann
 
 
 

Der Sport verbindet, über sämtliche Rivalitäten hinweg: Beim Test zwischen Haßfurt und Schweinfurt steht die Rückkehr von Petr Krepelka im Mittelpunkt.

Er kam, sah und wusste vermutlich gar nicht richtig, wie ihm geschah. "Einfach unglaublich. Ich kann gerade meine Gefühle nicht beschreiben", zeigte sich der überwältigte Petr Krepelka fast sprachlos von dem triumphalen Empfang. Knapp elf Monate nach seinem Wirbelbruch stattete der 23-Jährige, begleitet von seinen Eltern, seinen Teamkollegen beim Eishockey-Derby des ESC Haßfurt gegen die "Mighty Dogs" aus Schweinfurt im Stadion Am Großen Anger einen Besuch ab. Der 8:3-Sieg der Haßfurter im Vorbereitungsspiel hatte dabei eine nur untergeordnete Rolle. Von ESC-Maskottchen "Hawki" wurde er nach Ankündigung von Stadionsprecher Herbert Graser im Rollstuhl auf das Eis geschoben. Was folgte, waren Emotionen pur: Bei der Ehrenrunde spendeten die Fans aus beiden Lagern nicht nur viel Applaus.

Mit "Petr, Petr"-Rufen zeigten sie zudem, dass der junge Tscheche nach wie vor fest zur Mannschaft gehört. "Du bist einer von uns", hallte es auch während der Partie lautstark durch die Halle. Zudem bekam er vom Fanclub "Eishockeyfreunde Haßberge" noch einen Geldbetrag überreicht. Glanzlicht war nach verschiedenen Fotos mit den beiden Mannschaften sicher der erste Penalty auf dem Eis nach seinem schweren Unfall. Nachdem Teamkollege und Landsmann Jakub Sramek den Rollstuhl Richtung ESC-Keeper Martin Hildenbrand geschoben hatte, verwandelte Krepelka, zudem begleitet von David Franek, eiskalt. Einfach ein toller Moment, bei dem auch die ein oder andere Träne floss. "Es ist wirklich toll für mich, was die Fans sowie der ganze Klub für mich organisiert haben", bedankte er sich.

Zurück in der Heimat

Ihm gehe es "sehr gut. Ich fühle mich derzeit wohl in meiner Haut", sagte Krepelka, der nach seinem mehrmonatigen Aufenthalt im Murnauer Unfallkrankenhaus in seiner Heimat in Kladno weiter behandelt wird. Dass er das Geschehen auf dem Eis nur aus dem Rollstuhl mitverfolgen konnte, mache ihm nichts aus. "Es ist in Ordnung. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich hier sein und den Jungs zusehen kann. Das ist kein Problem für mich."

Auch für Martin Reichert, der bereits tagsüber mit der Familie Krepelka einige Stunden verbrachte, war es "einfach fantastisch. Es hat alles gepasst", freute sich der ESC-Trainer über die gelungene Rückkehr. "Jedem, der heute dabei war, wurde das ganze Schicksal nochmals vor Augen geführt", bedankte er sich für die Solidarität. Nach der Partie verbrachte Krepelka noch den Abend im Kreis der Mannschaft, ehe er sich wieder Richtung Kladno verabschiedete. "Ich muss wieder zur Reha", machte der 23-Jährige deutlich, dass der Kampf noch lange andauern wird und er sich mit dem Ist-Stand keinesfalls zufrieden gibt. Resignieren sei für ihn sowieso kein Thema. Und wer diesen jungen Mann am Sonntagabend erlebt hat, kann sich sicher sein, dass er seinen harten Weg zurück ins normale Leben weiterhin hochmotiviert und mit dem erforderlichen Ehrgeiz bestreitet.

Die Aktion beim Derby hat für die Genesung mit Sicherheit ein kleines Stück beigetragen. Ausdrücklich bedankte sich Vorstandsmitglied Andreas Kurz auch beim Anhang der "Mighty Dogs", die eine tolle Choreographie vorbereitet hatten. Krepelka jedenfalls möchte gerne wieder nach Haßfurt kommen, um die Jungs zu sehen. "Ich bin einfach sehr gerne hier."

Testspiel nur Nebensache

Die Rückkehr von Petr Krepelka überstrahlte zwar alles, am Sonntagabend wurde aber auch Eishockey gespielt. Mit 8:3 setzte sich der ESC gegen Schweinfurt durch. Coach Martin Reichert war diesmal mit dem Auftreten der Kreisstädter meist einverstanden.

"Es war in Ansätzen ganz in Ordnung. Wir haben jedenfalls viel besser die Mittelzone kontrolliert und zeitweise richtig gut gespielt", sagte der Sylbacher, dessen Mannschaft nach Treffern von Jakub Sramek, Michael Breyer (jeweils 2), Jan Trübenekr und Max Hildebrand bis zur 45. Minute bereits mit 6:1 führte. Marc Zajic war lediglich zum zwischenzeitlich 1:1-Ausgleich für Schweinfurt erfolgreich. Zwar kam der neue Bayernligist durch einen Doppelschlag von Josef Straka und Stephen Heckenberger in der 46. Minute innerhalb von 32 Sekunden auf 3:6 heran, doch eine weitere Aufholjagd blieb auch dank toller Paraden von ESC-Keeper Timo Jung aus, der im letzten Abschnitt für "Hexer" Martin Hildenbrand zwischen den Pfosten stand. Daniel Hora (54.) sowie Alexander Stahl (59.) stellten den Fünf-Tore-Abstand wieder her und brachten gleichzeitig den überraschend hohen 8:3-Sieg unter Dach und Fach.

"Wir sind nach dem 6:1 für meine Begriffe etwas zu überheblich geworden. Aber insgesamt war es ein tolles Spiel meiner Mannschaft", lautete das Fazit von Reichert, der allerdings einschränkte: "Der Sieg war durchaus verdient, aber es hätte auch knapper ausgehen können."

Für seinen Schweinfurter Kollegen Zdenek Vanc war es kein schöner Abend. "Wenn wir so in der Bayernliga spielen, wird es eine Katastrophe. Kein Herz, keine Leidenschaft."

Die ESC-Fans pflegten derweil die Rivalität zum Nachbarn. "Wir steigen auf und ihr steigt ab", skandierten die Fans. Tatsache ist, dass die "Hawks" als Landesligist diesmal eindrucksvoll ihre Frühform unter Beweis stellten. Alle Beteiligten wissen aber, dass die Partie am Sonntagabend nur eine Momentaufnahme war.

ESC Haßfurt: Martin Hildenbrand, Jung - Hora, Thebus, Stahl, Max Hildenbrand, Marco Hildenbrand, Marx, Bates - Kurz, Kinereisch, Trübenekr, Lang, Franek, Sramek, Hümmer, Dietrich, Stach, Zösch, Kratschmer, Breyer, Vollert / SR: Schmitt - Laudenbach/ Walter / Zuschauer: 784 / Tore: 1:0 (5.) Sramek, 1:1 (11.) Sramek, 2:1 (7.) Zajic, 3:1 (18.) Breyer, 4:1 (32.) Breyer, 5:1 (35.) Trübenekr, 6:1 (44.) Max Hildenbrand, 6:2 (46.) Straka, 6:3 (46.) Heckenberger, 7:3 (54.) Hora, 8:3 (59.) Stahl) / Strafen: Haßfurt 20 / Schweinfurt 22 plus 10 gegen Zajic.