Stettfelder Trainer ist ein Vordenker im Fußball
Autor: Ralf Naumann
Stettfeld, Montag, 26. Januar 2015
Der Stettfelder Coach Tobias Burger setzt Trainingsmethodik aus der 3. Liga bei seinem A-Klassen-Team um.
Für ihn bestand die Herausforderung in erster Linie darin, einen Trend im Profifußball von der 3. Liga auf die A-Klasse zu übertragen und diesbezüglich Trainingsmethoden zu entwickeln. Tobias Burger, Trainer beim SC Stettfeld, hat sich deshalb viele Stunden Zeit genommen. Seine Ideen sind in der seit 1983 erscheinenden Fachzeitschrift "Fußball Training" erschienen.
Besser gesagt in "Praxis Plus". Diese Beilage hat der 31-Jährige mit drei Schwerpunkten gestaltet, die methodisch aufeinander aufbauen: Balleroberung, Ballan- und mitnahme sowie Konter über Außen. "Die drei Trainingseinheiten habe ich sozusagen aus dem Elf gegen elf ausgeschnitten, quasi die Balleroberung in der gegnerischen Hälfte, danach das möglichst schnelle Rausdrehen aus der Drucksituation, um dann über Außen zu kontern", erklärt Tobias Burger.
"Über Außen deshalb, da der Gegner in Unterzahl versucht, das Zentrum möglichst schnell zuzumachen, da ja dort das Tor steht." Dadurch entstehe Raum auf Außen, "den wir gezielt ausnutzen, um auf die Grundlinie durchzubrechen und mit einem 45-Grad-Pass nach innen zum Torerfolg zu kommen."
24 Übungen
Diesen relativ ungewöhnlichen Trend sah der B-Lizenz-Inhaber auf einer Trainerfortbildung in Unterhaching. "Meine Herausforderung war es, diesen Trend von der 3. Liga auf die A-Klasse herunterzubrechen und insgesamt 24 hinführende Trainingsübungen zu entwickeln, um diese dann von Fußballehrern bewerten zu lassen. Ich wollte einfach wissen, ob mein Training wirklich gut ist oder ob ich mir das nur einbilde", lacht Burger.
Wie beurteilt er in der laufenden Winterpause und nach einer durchwachsenen ersten Hälfte mit dem SC Stettfeld nun seine zeitaufwändige Arbeit? "Gebracht hat es, wenn man unseren aktuellen Tabellenstand mit dem der letzten Saison vergleicht, eher weniger", will Burger angesichts des achten Tabellenplatzes seiner Mannschaft nichts beschönigen. Doch er verweist auf die Verletztenmisere beim SC sowie "die wesentlich stärkere Konkurrenz". Für ihn war es "wichtig, einfach was zu verändern, da für mich Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt ist. Von daher hat uns die Fokussierung auf das Spiel über Außen weiter gebracht, da wir wesentlich flexibler wurden."
Um diese Spielweise in der zweiten Saisonhälfte noch weiter voranzutreiben, nahm Burger bereits auch Abschied von der Viererkette und stellt "auf eine flexible Dreier- bzw. Fünferkette mit hoch stehenden Außenverteidigern" um. Dieses System passe "optimal zu den Spielertypen in Stettfeld. Man sollte immer daran denken, dass nicht der Trainer das System bestimmt, sondern die Spieler", betont der 31-Jährige und fügt hinzu: "Das hat aber nichts mit Libero und Manndeckung zu tun, sondern ist weiterhin ballorientiert."
Wechsel nach Memmelsdorf
Derweil ist Burger auf der Suche nach einer neuen Herausforderung fündig geworden und wechselt nach dieser Saison zum SV Memmelsdorf, bei dem er neuer Co-Trainer der Bayernliga-Elf wird. "Ich sehe diese Chance als logischen nächsten Schritt", begründet er seine Entscheidung nach zwei Jahren beim SC Stettfeld. "Ich möchte von Cheftrainer Rolf Vitzthum lernen und die Zeit auch nutzen, die nächste Lizenzstufe anzugehen." Zudem gebe es in Memmelsdorf nach den Querelen der letzten Zeit eine "Aufbruchstimmung und Zuversicht, die Bayernliga zu halten." Vor allem reize es ihn, die Spieler der U19-Bayernliga in den Herrenbereich zu integrieren. "Nachwuchsarbeit ist einfach das A und O, und die ist beim SVM dank Rolf Vitzthum einfach vorbildlich", sagt Burger.
Abschließender Konter
Die wichtigste Trainingseinheit in der von Burger entwickelten methodischen Reihenfolge ist der abschließende Konter über Außen: "Nach der Balleroberung in der gegnerischen Hälfte und dem anschließenden Rausdrehen aus der Drucksituation lasse ich den Ball sofort nach außen spielen, um gezielt die Grundlinie anzudribbeln. Hierbei nutze ich das Verhalten des Gegners in Unterzahl aus, nämlich die Verdichtung des Zentrums. Logisch, da steht ja auch das Tor! Gleichzeitig sprinten meine Stürmer in drei Zonen, die ich farbig markiert habe. Kurzer Pfosten blau, langer Pfosten rot, Elfmeterpunkt gelb. Mein Außenspieler an der Grundlinie nimmt nun den vorletzten Kontakt schräg nach innen, um aufschauen zu können. Sieht er einen Stettfelder Spieler, weiß er, dass dieser IMMER zum kurzen Pfosten läuft (blau). Sieht er zwei, so ist kurz (blau) und lang (rot) besetzt. Ist noch der Zehner dabei, so steht dieser auf Elfmeterhöhe (gelb). Dies ist auch der optimale Pass, da er in den Rücken der gegnerischen Abwehr gespielt wird und so kaum zu verteidigen ist."