Stefan Wasser weiß, dass er noch lernen muss
Autor: Norbert Felgenhauer
Sand am Main, Samstag, 22. Juni 2013
Der 18-jährige Stefan Wasser hat nach der Winterpause beim FC Sand in der Fußball-Bayernliga gespielt und geht nun in seine erste volle Spielzeit in einem Herrenteam. Trotz einer guten Ausbildung in der Jugend in Haßfurt und Fürth weiß er: Es gibt einiges zu lernen.
Das Abitur, früher auch Reifeprüfung genannt, hat Stefan Wasser "im Kasten", am 28. Juni gibt's dann auch offiziell das Zeugnis darüber. Tausende junger Leute in ganz Bayern haben in den vergangenen Wochen diesen entscheidenden Schritt auf dem Weg in ihre Zukunft geschafft. Tausende junger Fußballer in Bayern haben in Stefan Wassers Alter auch einen anderen großen Schritt in ihrer sportlichen Entwicklung vor sich: Den Sprung aus den Jugendmannschaften zu den Herrenteams. Der 18-jährige Mittelfeldspieler bestreitet ab Juli seine erste komplette Saison für den FC Sand in der Landesliga Nordwest, nachdem er nach der Winterpause bereits in der Bayernliga Nord für die Sander "Erste" zum Einsatz gekommen war.
Seine Erfahrung: In einem halben Jahr ist dieser Schritt sicher nicht vollständig vollzogen.
Die Intensität ist deutlich höher
"Das Tempo war es eigentlich nicht, was die größte Umstellung war", erzählt der Haßfurter. "Es war mehr die Intensität. Wie bei den Herren die Spieler ihren Körper reinstellen, das war ich nicht gewohnt."
Wasser kam zu Saisonbeginn 2011/12 zum FC Sand, war vor seinem 18. Geburtstag (am 4. Januar 2013) aber bei den Herren nicht einsatzberechtigt. Mittrainiert hat er mit Nöthling, Rinbergas, Gundelsheimer und Co., dreimal pro Woche, und "schon gemerkt, dass es härter wird. Aber im Spiel ist es nochmal eine andere Sache. Und es stimmt, dass das Training den Wettkampf nicht ersetzen kann."
Schon seit den G-Junioren aktiv
Aufgenommen worden sei er gut in Sand, erzählt der 18-Jährige, der über seinen Vater Hilmar schon bei den G-Junioren bis sieben Jahre zum Fußball (beim 1. FC Haßfurt) gekommen ist. Die üblichen Pflichten des Mannschafts-Jüngsten hat er aber schon übernehmen müssen, "auch wenn mir das am Anfang gar nicht so bewusst war." Die farbigen Leibchen zum Training mit auf den Platz nehmen, auch ein paar Wasserflaschen, und dafür sorgen, dass am Ende des Trainings eine Tonne für die getragenen Trikots bereitsteht - "da hab' ich schon manchmal einen Rüffel bekommen, wenn das nicht geklappt hat", erzählt Wasser lachend. Aber: Wenn die älteren Spieler "merken, dass man etwas kann, wird man auch schnell akzeptiert", hat er erfahren.
Auf den Schritt in eine Herrenmannschaft sei er gut vorbereitet gewesen, erklärt Stefan Wasser. In der C-Jugend hat er beim 1. FC Haßfurt in der Bayernliga gespielt, in der B-Jugend dann bei der SpVgg Greuther Fürth. Vor allem auf die Ausdauer sei da sehr großer Wert gelegt worden, "wir sind in der Vorbereitung neun Wochen lang fast nur gelaufen", erzählt er. Auch in Sachen Taktik sei in Fürth sehr viel gearbeitet worden, wie überhaupt die Umstände in der Jugendabteilung des Ex-Erstligisten "hochprofessionell" seien: "Die Betreuer haben sich wirklich super um uns gekümmert. Da war immer Wasser und Obst bei den Spielen dabei und alles. Die Betreuer haben immer gesagt, sie sorgen für beste Bedingungen, und unser Job ist es, guten Fußball zu spielen. Sie haben ihren Teil erfüllt, und wir auch meistens", blickt der junge Haßfurter zurück.
Wichtig ist das schnelle Umschalten
Als besonders wichtig beim Training in den älteren Jugendjahrgängen (von 16 bis 18) sieht Wasser die körperliche Kräftigung, also den Muskelaufbau, und die Ausdauer an. Im taktischen Bereich komme es darauf an, sich darauf einzustellen, "dass man den Ball schnell spielen muss, dass man schon antizipiert, was als nächstes passieren könnte". Zudem sei entscheidend zu lernen, schnell von Angriff auf Abwehr und umgekehrt umzuschalten.
Nach einem Jahr Training bei den "Großen" und einer halben Saison Spielpraxis sei er " auf einem guten Level", sagt Stefan Wasser. Allerdings sei die Umstellung noch nicht vollends geschafft. "Manchmal muss ich noch besser reagieren, da sind mir die anderen einfach noch einen Schritt voraus", erzählt er. Er müsse noch lernen, seinen Körper wirkungsvoller einzusetzen, "außerdem laufe ich manchmal zu viel." Das komme auch daher, dass er in der Sander U19 eine zentrale Rolle gespielt habe und für viele Dinge auf dem Platz verantwortlich gewesen sei. Den Ball manchmal länger halten, nicht um jeden Preis und dadurch auch manchmal hektisch sofort weiterspielen, auch das hat sich der junge Mittelfeldspieler vorgenommen.
Der "Staubsauger"
"Ich möchte so viele Spiele machen wie möglich und mit dem FC Sand so weit vorne in der Landesliga mitspielen wie möglich, warum nicht ganz vorne", sagt er zu seinen Zielen für die kommende Runde. Seinen Platz sieht er im defensiven Mittelfeld, als "Staubsauger vor der Abwehr, auch kopfballstark." Defizite, so sagt er selbst, hat er noch darin, bei Offensivaktionen den "tödlichen Pass" zu spielen und bei Überzahlsituationen die richtige Anspielstation zu finden. Als Vorbild sieht er Javier Martinez vom FC Bayern München, "auch Gündogan kann das gut, aber den mag ich nicht mehr, seitdem er die Fürther aus dem Pokal geschossen hat", erzählt Stefan Wasser. Damals, in der Saison 2011/12, beim 1:0 der Dortmunder, war er als Balljunge hautnah dabei. Jetzt, gut zwei Jahre später, hat der Ernst seines fußballerischen Lebens endgültig begonnen.