Druckartikel: Schlägerei bei Eishockey-Spiel: Trainer mit unterschiedlicher Sichtweise

Schlägerei bei Eishockey-Spiel: Trainer mit unterschiedlicher Sichtweise


Autor: Ralf Naumann

Haßfurt, Mittwoch, 07. Dezember 2016

Beim Eishockeyderby zwischen den Schweinfurter "Mighty Dogs" und den Haßfurter "Hawks" entwickelte sich eine wüste Prügelei.
Nach einem "Privatduell" mit Schweinfurts Zdenek Vanc zog sich ESC-Kapitän Philipp Bates (Mitte) einen Schien- und Wadenbeinbruch zu und musste ins Krankenhaus. Links ESC-Trainer Martin Reichert. Foto: rn


Es waren einfach schlimme Szenen, die selbst sechs Tage später noch für Fassungslosigkeit sorgen. Beim Eishockeyderby am letzten Freitag zwischen den Schweinfurter "Mighty Dogs" und den Haßfurter "Hawks" entwickelte sich nach einer zunächst verbalen Auseinandersetzung rasend schnell eine Massenschlägerei. Ganz besonders schlimm die Situation, als etwas abseits des "Massengeschehens" der von der Ersatzbank auf die Eisfläche gestürmte Schweinfurter Zdenek Vanc Haßfurts Phillip Bates zu Boden riss und heftig attackierte. Der ESC-Kapitän soll nach seinem dabei erlittenen Schien- und Wadenbeinbruch heute operiert werden.

Der Fall zieht längst Kreise. "Ja, die Polizei Schweinfurt hat bei mir nachgefragt, weil sie in dem Fall ermittelt. Ich gehe davon aus, wegen vorsätzlicher Körperverletzung", bestätigte ESC-Trainer Martin Reichert. Fakt ist, dass vorhandenes Videomaterial derzeit ausgewertet wird. "Das war auf alle Fälle keine normale Geschichte", betont Reichert und widerspricht seinem Schweinfurter Kollegen Thomas Berndaner. "Das kann man, finde ich, so nicht abtun."

Für den Coach der "Mighty Dogs", selbst lange Jahre als ESC-Verteidiger im Einsatz, würden sich in einem Derby Emotionen "halt schneller" hochschaukeln. "Aber es war ein Ausnahmefall. So etwas passiert immer wieder mal", sagte der 47-Jährige. Eine derartige Keilerei entstehe "durch viele kleine, versteckte Fouls. Wenn die Schiedsrichter nicht gleich durchgreifen, kommt es zu so einem Mist".

Dem widerspricht Reichert: "Man kann das nicht auf den Schiedsrichter schieben, dass er es nicht im Griff hatte, wenn ein Spieler einem anderen den Schläger ins Kreuz schlägt oder man nicht aufhört, wenn der Gegenspieler am Boden liegt." Er jedenfalls versteht die Zuschauer, wenn sie sagen, "da kann ich doch mein Kind nicht hinschicken. Das hat mit Sport nichts zu tun - und ich möchte auch nicht, dass so etwas mit Eishockey zu tun hat". Als "Blödsinn, wenn man die Kinder nicht mehr zum Eishockey schickt", sieht es dagegen Berndaner. "Die sehen auf Youtube ganz andere Szenen aus nordamerikanischen oder osteuropäischen Ligen." "Das stimmt", entgegnet Reichert. "Das hat nur nichts miteinander zu tun." Er selbst habe mittlerweile viele Aufnahmen gesehen und "da sieht man deutlich, was passiert ist".

Ob Phillip Bates derweil zivilrechtlich klagt, darüber möchten sich die Verantwortlichen beim ESC Haßfurt nicht äußern. Der Verein wolle keine weiteren Schritte unternehmen. "Was hätten wir denn zu erwarten? Dass das Spiel noch vor Weihnachten wiederholt wird? Das ist auch für uns nahezu unmöglich", sagt Reichert. "Ich weiß gar nicht, wie wir das machen sollten. Ich bin froh, wenn ich am Sonntag in Dingolfing zehn Spieler zur Verfügung habe." Immerhin ist die Personalsituation bei den "Hawks" drei Tage vor der immens wichtigen Partie bei den "Isar Rats" äußerst angespannt.