FC Sand ist zufrieden, aber nicht euphorisch
Autor: Norbert Felgenhauer
Sand am Main, Donnerstag, 26. Sept. 2013
Dass der FC Sand die Tabellenführung in der Fußball-Landesliga Nordwest übernommen hat, will Trainer Erwin Albert auf keinen Fall überbewerten. Das Feld liegt dicht beisammen. Doch der Erfolg gibt nach dem Bayernliga-Abstieg weiteres Selbstvertrauen.
Nach der vergangenen Saison tut das besonders gut: der Blick auf die Tabelle aus Sicht des FC Sand. Rutschten die Sander im Mai nach einer Reihe ebenso knapper wie unnötiger Niederlagen auf einen Abstiegsplatz in der damals noch neuen Fußball-Bayernliga Nord, stehen sie vier Monate später eine Klasse tiefer ganz vorne. Durch ein 1:0 bei der DJK Bamberg hat die Mannschaft in der Landesliga Nordwest erstmals die Spitzenposition übernommen. "Darüber freuen wir uns natürlich", sagt Trainer Erwin Albert, "aber gewonnen haben wir noch gar nichts. In Bamberg hatten wir in der zweiten Halbzeit auch viel Glück."
Nichts liegt dem 59-jährigen Trainer-Routinier ferner, als die Tabellenposition seiner Mannschaft überzubewerten. Er verweist darauf, dass sein Team nur fünf Punkte mehr geholt hat als der Achte FC Leinach, "zwei Niederlagen, und schon kann man Achter sein. Und in der Liga kann jeder jeden schlagen."
Die jüngste Niederlage liegt schon über einen Monat zurück
Immerhin: Die jüngste Niederlage des FC Sand liegt schon mehr als einen Monat zurück, ein 0:1 zu Hause gegen den Tabellenfünften SpVgg Ansbach. Den Grund für den Erfolg bisher sieht der Trainer darin, dass seine Mannschaft geschlossen auftritt und kaum Angriffspunkte bietet. "Wir haben keinen Spieler wie die Abtswinder mit Kamolz, der ein herausragender Stürmer in dieser Klasse ist", sagt er. "Wir müssen das im Kollektiv machen."
Was phasenweise durch Verletzungen erheblich erschwert worden ist. Albert verweist darauf, dass Florian Gundelsheimer "in dieser Saison noch keine Trainingseinheit absolviert hat." Nach einer langwierigen Verletzung am Sprunggelenk befindet sich der Verteidiger derzeit in Urlaub, der Trainer hofft, dass er danach wieder eingreifen kann. Auch Matthias Hoff, Andre Schmitt und Stefan Wasser haben wegen Verletzung oder aus anderen Gründen teils mehrere Wochen lang gefehlt. "Oft mussten wir deshalb Leute aus der Zweiten Mannschaft nachziehen", erläutert Erwin Albert. Spieler wie Rene Haupt oder Matthias Naumann hätten dabei dem Landesligateam sehr weitergeholfen, und die Zusammenarbeit mit seinem Trainerkollegen Karlheinz Zehe klappe da bestens.
Das Vertrauen der Vereinsführung freut den Trainer
Es sei nicht einfach gewesen für die Sander Mannschaft, nach dem Abstieg in die Saison zu finden. Anders als oft in einer solchen Situation ist das Team weitgehend zusammengeblieben, und auch auf der Trainerposition gab es keinen Wechsel. Die Mannschaft, weiß Albert, habe den Abstieg erst einmal verkraften und sich an die neue Landesliga Nordwest gewöhnen müssen. Er macht kein Hehl daraus, dass er sich darüber freut, dass er trotz des unglücklichen Ausgangs der vergangenen Spielzeit "immer das vollste Vertrauen des Vorstands" gehabt habe, "das ist ja so nicht üblich." Der Erfolg gibt den Sander Verantwortlichen bisher Recht.
Dennoch gebe es "natürlich immer noch etwas zu verbessern", sagt Erwin Albert. "Wir erlauben uns noch zu viele Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Und zudem müssen wir manchmal den Ball schneller spielen. Der Ball ist nun einmal der Schnellste auf dem Platz. Das trainieren wir auch. Aber man muss auch sehen, dass wir nicht in der Champions League spielen, sondern in der Landesliga."
Die Neuzugänge haben sich gut zurechtgefunden
Dort haben sich die Neuzugänge Jan-Michael Derra und Torwart Dominik Biemer nach Alberts Meinung gut zurechtgefunden. "Dominik Biemer hat vor allem in den letzten Spielen sehr gut gehalten", sagt er. Dass auch ein Torwart einmal einen Fehler mache, müsse man ihm zugestehen. "Er ist 1,96 Meter groß und muss da im Strafraum Präsenz zeigen. Das macht er immer besser", erklärt der Trainer. Nachwuchsmann Derra habe eine "sehr gute Einstellung, er ist immer da. Jetzt hat er auch sein erstes Tor für uns gemacht, das ist für ihn wichtig, denn er ist nun mal Stürmer." Manchmal sei Derra noch "etwas ungeduldig, er möchte natürlich immer von Anfang an spielen."
Ein richtiger Neuzugang ist Dominik Barth nicht, auch wenn er kurz nach Saisonstart vom Regionalligisten FC Eintracht Bamberg kam. Er hatte bis Ende der vergangenen Runde bereits in Sand gespielt. Albert schätzt an dem Angreifer seine Athletik, "er hat eine Wahnsinns-Konstitution", doch sei er nach einem Muskelbündelriss aus der vergangenen Spielzeit noch nicht wieder in bester körperlicher Verfassung.
In bester Verfassung möchte sich der FC Sand in den kommenden Wochen präsentieren, um seinen knappen Vorsprung an der Spitze zu behaupten. Dass der erste Tabellenplatz eine Belastung für seine Mannschaft ist, glaubt der Trainer nicht: "Das ist doch viel schöner so, da geht man mit einem ganz anderen Selbstvertrauen auf den Platz", sagt er. Natürlich gelte es auch, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, denn "die Saison ist erst zu einem Drittel rum, und von den ersten acht Mannschaften da vorne kann jede Meister werden".