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ESC-Aufholjagd wird nicht belohnt


Autor: Ralf Naumann

Haßfurt, Sonntag, 18. Februar 2018

Der ESC Haßfurt musste sich in der Eishockey-Landesliga-Zwischenrunde mit 9:10 beim EC Bad Kissingen geschlagen geben.
Einsatz und Moral, wie in dieser Szene bei Ilja Kinereisch (Zweiter von links), der sich im Zweikampf mit dem Kissinger Domantas Cypas auseinandersetzte, stimmten bei den "Hawks".  Nach einer tollen Aufholjagd verloren sie unglücklich mit 9:10 beim EC Bad Kissingen.


Sie ackerten, sie rackerten, sie kämpften bis zur Erschöpfung. Dennoch kassierten die "Hawks" des ESC Haßfurt beim EC Bad Kissingen in der Zwischenrunde der Eishockey-Landesliga eine 9:10 (3:1, 1:6, 5:3)-Niederlage.

Die Haßfurter legten trotz einer starken personellen Schwächung eine unglaubliche Moral an den Tag. Und sie erzielten bei ihrer wohl spektakulärsten Aufholjagd der vergangenen Jahre fünf Treffer am Stück in den letzten zwölf Minuten, nachdem sie zuvor sieben in Folge kassierten. Umso ärgerlicher ist der knappe Ausgang.


Der Trainer lobt seine Mannschaft

Für den sichtlich geknickten ESC-Trainer Martin Reichert, der von einer "ganz bitteren Niederlage" sprach, gab es am Freitagabend nur ein logisches Fazit: "Ich bin stolz auf die Mannschaft." Sie habe "genau das umgesetzt, was wir uns heute vorgenommen haben. Alles, was drin war, hat sie gegeben. Und zwar von vorne bis hinten, vom Michael Tscherepanow im Tor über unsere Abwehr bis hin zu unseren überragenden Torjägern Michal und Jakub."

Dabei waren die Voraussetzungen für eine Revanche zwei Wochen nach der derben 3:9-Heimklatsche im Hinspiel nicht gerade rosig. Ohne die an den Schultern verletzten Angreifer Georg Lang und Jan Trübenekr, den erkrankten David Franek sowie den vermutlich für acht Spiele gesperrten Max Hildenbrand (ein Einspruch seitens des ESC wird noch geprüft) sprach alles gegen die Gäste. Immerhin konnte Kissingens Spielertrainer Mikhail Nemirowksy eine Woche nach der krankheitsbedingten Absage der Partie in Moosburg alle "Stars", darunter auch sich selbst, ins Rennen schicken. Doch siehe da: Die Musik machte zunächst der Außenseiter aus Haßfurt, der nicht nur den ersten Abschnitt mit 3:1 für sich entschied, sondern auch am Anfang des zweiten Drittels mit 4:2 in Führung lag.

Erst danach begann der Spitzenreiter der Verzahnungsrunde Gruppe C, seine individuelle Klasse immer mehr in Tore umzumünzen, wobei auch die "Hawks" selbst eine große Rolle spielten. "Leider hatten wir im zweiten Drittel zu viele individuelle Fehler, das war unser Problem", räumte Reichert ein. Sieben Mal trafen der aus Haßfurt stammende EC-Kapitän Eugen Nold (er steuerte das zwischenzeitliche 8:4 bei, 41.) und überwiegend seine osteuropäischen Teamkollegen Anton Seewald, Domantas Cypas, Alexei Zaitsev sowie vor allem Nikolai Kiselev drittelübergreifend, sodass sich die Kissinger Fans bis zur 47. Minute über einen deutlichen 9:4-Vorsprung freuten.


In letzter Minute

Doch plötzlich übernahmen die "Hawks" wieder mehr und mehr das Kommando gegen immer mehr nachlassende Hausherren. Lukas-Andreas Thebus (49.), Daniel Hora (51.), Jakub Sramek (56., 57.) sowie Michael Babkovic mit seinem insgesamt siebten Scorerpunkt am Freitag (59.) sorgten mit ihrem 5:0-Lauf zum Ausgleich für lautstarke Gefühlsausbrüche auf der ESC-Ersatzbank sowie vor allem im Fanblock der diesmal nur knapp 150 Haßfurter Schlachtenbummler. Nikolai Kiselev erwies sich aber als "Spielverderber": 33 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte der 23-jährige Russe nicht nur sein viertes Tor, sondern sicherte seiner Mannschaft mit dem 10:9 zugleich den Dreier.

Natürlich war die Enttäuschung unmittelbar nach dem endgültigen "K.o." riesengroß. Schnell überwog aber der Stolz über die gezeigte Leistung. "Wie meine arg dezimierte Mannschaft gegen die bestbesetzte von Bad Kissingen gespielt hat, da kann ich nur ein Kompliment machen", sagte Reichert.