Dietrich: "Finde das fast schon rassistisch"
Autor: Ralf Naumann
Haßfurt, Donnerstag, 31. Januar 2019
ESC-Kapitän Christian Dietrich über das Spiel in Amberg, seine Saisonziel und die Kontingentspieler-Debatte.
Zum Bayerischen Eissport-Verband (BEV) und das in ganz Eishockeybayern kontrovers diskutierte Thema "freiwillige Ausländerbeschränkung" hat ESC-Kapitän Christian Dietrich eine klare Meinung.
Die Problematik mit dem Punkteabzug beim Einsatz von mehr als zwei Kontingentspielern sei ihm und der gesamten Mannschaft bewusst - dennoch gehe es ihm darum, so erfolgreich wie möglich zu sein. Für seine tschechischen und slowakischen Mitspieler fordert der 27-Jährige mehr Respekt.
"Menschen genau wie wir"
"Ich will einfach so viele Spiele wie möglich in der Verzahnungsrunde gewinnen. Ich hoffe, dass es endlich eine Entscheidung gibt und das ganze Hick-Hack ein Ende hat", sagt Dietrich. "Als Mannschaft stehen wir hinter Jakub, Daniel, Jan und ,Babo'. Alle vier sind klasse Typen", betont er. "Sie sind Menschen genau wie wir. Sie arbeiten und wohnen hier, haben Spaß am Eishockey und versuchen, sich in Deutschland zu integrieren, um sich etwas aufzubauen. Das Verhalten von anderen Personen und Vereinen gegen unsere Ausländer finde ich fast schon rassistisch. Im Fußball sagt man ‚Nein zu Rassismus'. Im Eishockey sagt man Ja?", fragt er provokant. Dietrich fordert, dass "jeder seine Meinung zum Thema Ausländerregelung mal überdenken und Menschen mit Respekt behandeln sollte."
"Egal, wie die Gegner heißen"
Insgesamt ist der seit zwei Jahren verheiratete Außendienstmitarbeiter mit dem bisherigen Verlauf der Saison "einverstanden." Er hätte sich in der Verzahnungsrunde aber sehr über zwei Derbys gegen die Schweinfurter Mighty Dogs gefreut. "Es ist für uns immer ein geiles Gefühl, vor ausverkauftem Haus zu spielen", sagt er. Doch sei es "egal, in welcher Gruppe wir gelandet sind. Wir wollen einfach Spaß am Eishockey haben und jedes Spiel gewinnen. Um den Aufstieg in die Bayernliga zu schaffen, musst du am Ende auf einen der ersten drei Plätze stehen. Das ist Fakt. Da ist es egal, wie die Gegner heißen und woher sie kommen."
"Verein leistet sehr gute Arbeit"
Persönlich fühlt Dietrich sich in Haßfurt nach wie vor sehr wohl. Seit mehr als fünf Jahren ist er für die Hawks, damals nach dem Aufstieg in der Bayernliga am Start, aktiv. Mit 22 Jahren suchte er "die sportliche Herausforderung, höherklassig Eishockey zu spielen." Dass die Haßfurter nach nur einer Spielzeit wieder zurück in die Landesliga mussten, hatte auf seine Sympathien für den Verein keinen Einfluss. "Mir fiel die Entscheidung, weiter in Haßfurt zu spielen, nicht schwer."
Mittlerweile tut er das seit sechs Jahren, wobei er sich an die 45-minütige Fahrt von seinem Wohnort Hallerndorf (nähe Forchheim) längst gewöhnt hat. "Das zeigt doch, dass der Verein über die letzten Jahre gute Arbeit geleistet hat und die Kameradschaft innerhalb der Mannschaft über Jahre passt und man super in die Mannschaft aufgenommen wird." Insgesamt bestritt Dietrich seit seinem Amtsantritt 177 Partien für den ESC, erzielte dabei 28 Tore und steuerte 47 Assists bei. Er hofft nun, weiterhin von Verletzungen verschont zu bleiben. Und ganz wichtig: "Ich hoffe, ich kann der Mannschaft mit meinem Einsatz zum Aufstieg in die Bayernliga verhelfen."
"Meine Frau verzichtet auf vieles"
An das Karriereende verschwendet der 27-Jährige natürlich keine Gedanken. Für ihn ist es wichtig, Eishockey und sein privates Leben weiterhin "unter einen Hut zu bringen, um noch ein paar Jahre erfolgreich Eishockey spielen zu können." Sein Dank geht dabei auch an seine Frau Simone, die "immer zu mir steht und auf sehr viel während einer Saison verzichtet."