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Spider Murphy Gang bringt Konzertbesucher in Eyrichshof zum Tanzen wie die jungen Hupfer


Autor: Ralf Kestel

Eyrichshof, Donnerstag, 26. Juli 2018

Bei der Spider Murphy Gang schlüpften am Mittwochabend viele der 2200 Besucher im Schlosshof von Eyrichshof in ihre "Rock'n'Roll-Schuah".
Günther Sigl, Frontmann der Spider Murphy Gang, führte mit Witz und Charme durch das Programm der Band.Helmut Ölschlegel


Er sprach selbst von einer Drohung: "Die Location und ihr g'foit's mia. Jetzt kommen wir alle Johr wieder", ulkte Günther Sigl, Mitbegründer und Frontmann der Spider Murphy Gang am Mittwochabend im Schlosshof. Ob das in seinem Alter - 71 - noch oft der Fall sein wird? Und es muss auch nicht jedes Jahr sein, denn neues Material legen die Spiders schon lange nicht mehr auf. Aber die Art und Weise, wie sie ihre Klassiker beim Rösler-Open-Air darboten, war vom Feinsten.
Eigentlich ließ sich eine Kabarettnummer aufgrund von Terminproblemen im diesjährigen Festival-Programm nicht mehr unterbringen. Aber was Sigl und sein jahrzehntelanger Weggefährte Barny Murphy (alias Gerhard Gmell) mit ihren witzigen Ansagen schafften, war nahe dran am Kabarett. Mit einer Mischung aus Karl Valentin und Willy Astor nahmen sich die beiden Münchner gegenseitig auf die Schippe, kokettierten mit ihrem Alter und so mancher Jugendsünde. Ihre Beichten klingen ja auch in den Songtexten an.
Ein Hit jagte den anderen: Es ging durch den Sperrbezirk, den Englischen Garten und die Schickeria. Meist im flotten Rhythmus und in den "Rock'n'-Roll-Schuah", mit denen auch viele Besucher nach einigen Anlaufschwierigkeiten eine kesse Sohle aufs steinige Parkett legten.


Rhythmus fuhr in die Beine

"Uns hat es nicht lange auf den Sitzen gehalten", schwärmte ein Ehepaar aus Ebern. Und auf den billigen Rängen im hinteren Teil taten es ihnen Massen von Tanzlustigen nach.
"Meine Beine kamen selbst daheim im Bett nicht mehr zur Ruhe", bekannte eine unter den 2200 Besuchern am nächsten Tag beim Einkaufen.
"Wollt's nuch mehr Rock'n'Roll hören?", fragte Sigl und gab sich selbst die Antwort: "Freili, wir können ja auch nix Anders, nur original bavarian Rock'n'Roll." Und mit dem sei man auch weltberühmt geworden - zumindest in Bayern.
Dazu bedienen sich die Spiders berühmter Vorbilder: Stammt der Band-Name aus Elvis Presleys "Jailhouse Rock", so erlebten die Zuhörer beim Unplugged-Set auch eine Hommage an Chuck Berry, dessen Gitarrenspiel Barny Murphy schwer beeindruckt und inspiriert, auch beim Spiel auf der Akustik-Klampfe. So erklang "Rock'n'Roll music", das auch die Beatles zur Berühmtheit gebracht hat, wie auch in den "Blue suede shoes" (von Elvis) getänzelt und "That's alright mama" intoniert wurde.
Der Geist der Woodstock-Ära lebte mit Canned Heats "Going up the country" auf. Labsal für so viele Best-Agers, die sich noch an 1969 erinnern.


Schüchtern hintendran

Vage tat dies auch Günther Sigl, als auf den LED-Bildschirmen Fotos aus seiner Jugendzeit aufleuchteten. Mit Hippie-Mähne und dem Streben nach freier Liebe auf einem alten Bauernhof "kurz hinter Ebern", wobei er nach eigenem Bekunden aufgrund seiner geringen Körpergröße meist schüchtern hintenan stand, "mit'm Frosch im Hois und Schwammerln in die Knia" - eine der lustigen Überleitungen.
Die beste war aber die Anekdote vom Ur-ur-ur-ur-Großvater, der die österreichische Kaiserin bussierte, zumindest ihren Fuß, den "Sissy-Fuß". Als sie ihm aber den Laufpass gab, um den Karlheinz Böhm zu heiraten, habe der Vorfahre nur gesagt: "Pfüati Gott Elisabeth!"
Nach über zwei Stunden kam die siebenköpfige Band zur Überzeugung: "Ihr woard's ja richtig wuid." Und Günther Sigl lobte: "Es war richtig schee. Mir hot's söiber g'fall'n. Do möcht mer richtig 70 wär'n."


Coburger spielen in München

Und während sich die Münchner von der Landeshauptstadt gen Franken aufmachten, um das Publikum mit Spider-Murphy-Musik zu unterhalten, geht's für das Ensemble des Coburger Landestheaters in die Gegenrichtung: Ab 31. Juli führen sie die Spider-Murphy-Revue im Prinzregententheater in München auf. Eine Kostprobe gab es davon zusammen mit einem der Hauptakteure aus dem Ensemble auch in Eyrichshof.