Spekulationen nach Verkauf von FTE
Autor: Friederike Stark
Ebern, Freitag, 03. Juni 2016
FTE-Mitarbeiter haben am Donnerstag erfahren, dass der Autozulieferers an Valeo verkauft wird. Die Stimmung schwankt zwischen sorgenvoll und hoffnungsfroh.
Nebel liegt über Ebern. An Tag eins nach der Meldung, dass der französische Konkurrent Valeo den Autozulieferer FTE mit Sitz in Ebern kauft, hängt der weiße Dunst nicht nur über den Firmengebäuden. Auch die Zukunft des größten Arbeitgebers im Kreis Haßberge ist aus Sicht der Mitarbeiter derzeit noch undurchsichtig.
"Es ist noch viel zu früh, um sagen zu können, was der Verkauf an Valeo für die Mitarbeiter hier vor Ort bedeutet", sagt FTE-Sprecherin Antje Haase. Schließlich habe am Donnerstag erst das "Signing", die Vertragsunterzeichnung, stattgefunden. Die Betriebsratsvorsitzende von FTE, Sonja Meister, erklärt: "Wir müssen nun erstmal alles auf uns zukommen lassen." Valeo habe dem Betriebsrat aber zugesagt, in den kommenden zwei Wochen für Gespräche bereitzustehen.
Sorgenvoll versus erwartungsfroh
Auch die meisten Mitarbeiter, die Freitagmorgen vor dem Firmengelände anzutreffen waren, wollen erstmal abwarten. Doch spekuliert wird trotzdem. "Bisher hat jeder neue Investor für uns bedeutet, dass die Luft im Betrieb immer dünner wurde, aber der Druck immer höher", sagt etwa ein Mitarbeiter aus der Technik. Seit den 80er Jahren arbeite er bei FTE in Ebern.
"Ich habe alle Verkäufe mitbekommen, und bisher ist es immer nur schlechter geworden." Dass FTE verkauft werden solle, war innerhalb der Belegschaft schon länger bekannt - auch, dass es Interessenten aus China gab. "Ich hatte gehofft, dass der Verkauf strategisch sinnvoll und nachhaltig für FTE ist. Und daher hätte ich mir die Chinesen gewünscht." Seine Sorge ist nun, dass die Franzosen, die bereits mehrere Standorte in Deutschland haben, Abteilungen zentralisieren werden.
Mitarbeiter hoffen auf Stärkung
Ganz anders geht es den Kollegen aus der Entwicklungsabteilung. "Nein, ich mache mir keine Sorgen um den Standort in Ebern. Ganz im Gegenteil, ich sehe den Verkauf an Valeo als Chance für FTE", sagt ein Mitarbeiter der Abteilung. Schließlich sei Valeo genau das, was FTE so dringend brauche: ein strategischer Investor.
"Bisher hatten wir immer nur Finanzinvestoren, die uns regelrecht ausgequetscht haben", sagt ein weiterer FTE-Mitarbeiter. Nun aber habe er dank der französischen Industriepartner die Hoffnung, gestärkt zu werden. "Schließlich hat Valeo sich mit FTE Produkte gekauft, die die Franzosen bisher nicht in ihrem Angebot haben", sagt der Entwickler. Oder wie es seitens Valeo heißt: "Das Produktportfolio von FTE ergänzt das von Valeo hervorragend." Denn die Strategie der Franzosen ist es, Produkte für die Automobilindustrie herzustellen, die die Schadstoffemission reduzieren. "Und genau in diesem Feld hat sich FTE in den vergangenen Jahren weltweit einen Namen gemacht", sagt ein Sprecher des bisherigen Eigentümers, Bain Capital. Für den Finanzinvestor aus den USA hat sich der Deal augenscheinlich gelohnt.
Vor drei Jahren soll Bain Capital rund 450 Millionen Euro gezahlt haben. Valeo, so heißt es, hat zwischen 700 und 900 Millionen gezahlt. Der Unternehmenswert hat sich also in drei Jahren verdoppelt? "Da kommt schon die Sorge auf, dass die Belegschaft die Zeche zahlen muss", gibt einer der Mitarbeiter zu bedenken.
Betriebsrat ist positiv abwartend
Doch die Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister beruhigt: "Die Sorge würde ich teilen, wenn uns wieder ein Finanzinvestor gekauft hätte."Da es sich aber um einen strategischen Investor handelt, der seine Produktpalette mit FTE erweitern will, blickt Meister zwar vorsichtig, aber eher optimistisch in die Zukunft. "Außerdem wäre Ebern dann der größte Standort für Valeo in Deutschland", sagt Meister. Auch das stimmt den Betriebsrat optimistisch, was den Erhalt der Arbeitsplätze angeht.
Doch lichten wird sich der Nebel um die Zukunft des unterfränkischen Autozulieferers erst Ende dieses Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres, wenn das Kartellamt der Übernahme zugestimmt haben wird.