Sie stehen beratend zur Seite
Autor: Lisa Kieslinger
Haßfurt, Mittwoch, 14. Sept. 2016
Seit Januar gibt es in Haßfurt einen Jugendmigrationsdienst. Sozialarbeiterin Isabella Haderlein begleitet Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Anträge für Arbeitslosengeld, Bafög, Kindergeld: Wer solche Anträge schon einmal ausgefüllt hat, weiß, wie schwer es ist, das Amtsdeutsch zu verstehen. Wie muss es dann erst Menschen gehen, deren Muttersprache nicht deutsch ist? "Die Antragsgeschichten sind für Flüchtlinge sehr schwer", sagt Hanne Hetzel. Sie ist die Abteilungsleiterin des Jugendmigrationsdienstes Oberfranken-West und Haßberge, kurz JMD. Die Sozialpädagogin betreut die Büros in Bamberg und Forchheim. Ziel des JMD ist es, Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in Deutschland beratend zur Seite zu stehen.
Der JMD ist auch in Haßfurt
Im Kreis Haßberge ist Isabella Haderlein die Ansprechpartnerin. Die Sozialarbeiterin leitet das Büro des JMD in der Brüder-Bäcker-Straße 42 in Haßfurt.
Lange wird es in dem Haus der Caritas-Sozialstation jedoch nicht mehr sein: Das Landratsamt plant in der Haßfurter Innenstadt ein Integrationszentrum - eine Art Beratungsstelle für Menschen mit Migrationshintergrund jeden Alters. Nach dem Umbau wird auch Isabella Haderlein mit dem JMD in der Florianspassage zu finden sein. Ihre Zielgruppe: Kinder, Jugendliche und junge Leute im Alter zwischen zwölf und 27 Jahren. "Wir helfen bei Anträgen und arbeiten mit Unternehmen, dem Jobcenter oder der Berufsberatung zusammen", erklärt Haderlein. Im sogenannten Casemanagement erarbeitet die Sozialarbeiterin mit dem Jugendlichen einen Integrationsförderplan. "Am Anfang machen wir eine Kompetenzanalyse. Wegen der Sprachbarriere ist das manchmal aber gar nicht so einfach", ergänzt Hanne Hetzel.
Schule, Ausbildung oder Studium
Im Förderplan geht es darum festzuhalten, was der Jugendliche in seinem Leben erreichen will: Welche Schule will er besuchen, für welchen Beruf interessiert er sich oder gibt es sogar die Chance zu studieren? Isabella Haderlein und ihre Kollegen in den anderen Landkreisen helfen den Jugendlichen bei diesen Entscheidungen. "Erst vor kurzem habe ich einen jungen Mann aus Königsberg vermittelt, der den Sprachkurs C1 gemacht hat", erzählt sie. Damit könne er am Ende sogar an einer Universität studieren. Bei der Arbeit des JMD komme es darauf an, dass man auf jeden Jugendlichen individuell eingeht. Teilweise dauere das sogar zwei bis drei Jahre lang. Seit Januar begleitet Isabella Haderlein 20 Jugendliche. "Ich bin gerade noch dabei, den JMD in Haßfurt aufzubauen und bekannter zu machen", erklärt die Sozialarbeiterin. Zwar geht sie regelmäßig in Integrationssprachkurse und stellt ihre Arbeit vor. Doch bis sich eine solche Stelle richtig etabliert, dauert es laut Hetzel mindestens ein Jahr.
Noch dazu kommt, dass Isabella Haderlein nur auf 20 Stunden angestellt ist. "Da müssen wir dann auch mal schauen, wie wir das machen, wenn es mehr wird", sagt Hetzel. Träger des JMD ist der Sozialdienst katholischer Frauen aus Bamberg. Finanziert wird der JMD jedoch aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Personell ist der JMD knapp besetzt
Personell ist der JMD in allen Landkreisen knapp besetzt. Deswegen haben sich die Abteilungsleiterin und Isabella Haderlein politische Unterstützung aus Berlin geholt. Bei einem Treffen mit Sabine Dittmar (MdB) stellen die beiden ihr die Inhalte des JMD vor.
Die SPD-Politikerin und Ärztin ais Maßbach (Kreis Bad Kissingen) sitzt im Deutschen Bundestag. Von ihr erhoffen sich die beiden Frauen Unterstützung. Im Haushaltsbericht in Berlin gibt es bereits einen Ansatz für den JMD. Doch für das nächste Jahr sieht es nicht gut aus. Die finanzielle Unterstützung soll auf das Niveau von 2014 zurückgesetzt werden. "Schäuble hat für den JMD im nächsten Jahr acht Millionen Euro weniger eingeplant als 2015/2016", erklärt Sabine Dittmar. Darüber ärgert sich die SPD-Politikerin. Denn der Bedarf sei weiterhin da.
Es sei wichtig, dass in Berlin die Dramatik geschildert wird, wie es vor Ort ist. Doch Schäubles Sparwille habe nicht nur den JMD erwischt: Insgesamt will der Bundesfinanzminister in diesem Haushalt 28,2 Millionen Euro einsparen. Neben den Sprachkursen sind auch Jugendvereine betroffen, die im nächsten Jahr zwei Millionen Euro weniger bekommen sollen. "Ich will die Politiker in Berlin auf diese Themen so sensibilisieren, dass dafür auch wieder mehr Geld fließt", versichert Dittmar.