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"Showdown" vor der staden Zeit in ibind


Autor: Simon Albrecht

Ibind, Montag, 01. Dezember 2014

 Im Gasthaus Faber-Rädlein in Ibind sorgte ein "Rhöner Doppel-Knaller" für ausgelassene Stimmung. Die Gruppe "Spilk" und Fredi Breunig rissen ihr Publikum zu Beifallsstürmen hin.
"Spilk" nahmen im Tunnelsaal der Gastwirtschaft Faber-Rädlein kein Blatt vor dem Mund. Musikalisch versiert "pflügten" sie durch die fränkische Gesellschaft. Fotos: Simon Albrecht


Ehe die "beschauliche Zeit" einkehrt, geht's nochmals turbulent zu. Am Wochenende vor dem 1. Advent geht es seit über zehn Jahren im Tunnelsaal vom Gasthaus Faber-Rädlein nochmals hoch her. Und heuer hatte Uwe Rädlein als Gastgeber im Burgpreppacher Gemeindeteil mit dem "Rhöner Doppelknaller" nicht zu viel versprochen, als er einen turbulenten "Showdow" vor der stillen Zeit ankündigte.

Premiere auf der Bühne


Erstmals standen die Drei-Mann-Formation "Spilk" aus der Rhön und Kabarettist Fred Breunig - bekannt von der Rentweinsdorfer Kirchweih gemeinsam auf einer Bühne. Und sie brannten - die Metaphern-Kombination sei gestattet - ein einzigartiges Feuerwerk mit Frontalangriff auf das Zwerchfell ab.

"Spilk" sind bekannt für ihren beißenden Humor, mit dem sie alltägliche Themen glossieren.

Franky, ehemals Frontmann der Band "Rhöner Bluat", "Chopprrr" (mittlerweile Bürgermeister von Sandberg) und "der Maddin" ziehen mit Gesang, Akkordeon, Gitarre, Trompete, Bariton und Posaune dermaßen vom Leder, dass sich die vielen Gäste im Saal oft ducken mussten.

Beispiel Bad Kissingen vs. Schweinfurt: "In Kissinga laafen mehr künstliche Hüftgelenke als in Schweifert Kugellager",lästerten die "Spilks". Gründe für die sterbende Wirtshauskultur (Franky: "Im Orsch isse") sieht die Gruppe unter anderem im Rauchverbot, wenn "der Wirt sogar vor der eigena Haustür steht".

Die Härten des Lebens

Oder die Zeltpartys mit ihrer seichten aber lauten Musik "mit tausend Dezibel", wo jedem nach drei Tagen noch das Trommelfell pfeift. Die Fußballer ("Wer nix verträgt, kümmt nie in die 1. Mannschaft nei") bekamen ebenso ihr Fett ab, wie die EU und die Lebensmittelkette: Wenn das Fleisch durch ganz Europa gekarrt wird und am Ende "des Katzenfutter heut scho mehr kost wie des Flääsch für die Leut, dann möcht ich net wiss, was für een Scheiß mehr frisst, in dera heutigen Zeit".

Im Fokus haben die drei Frotzel-Barden auch die Mountainbiker, die jeden Mittwoch "unnern Berch", den Kreuzberg, bevölkern. Und die "Schnüdl" erst, die Schweinfurter, die jede Billig-Gelegenheit wahrnähmen, werden bei der Schnüdl-Polka auf dem Silbertablett zelebriert und filetiert. Die anwesenden Schweinfurter Gäste nahmen's mit einem gequälten Lächeln hin. Ein Gig mit "Spilk" wäre nichts, wenn nicht auch das "Kreuzberglied" gesungen würde.

Männer mit Klettverschluss

Abwechselnd mit "Spilk" streute Fredi Breunig ("fei wallich") seine geistes-akrobatischen Erkenntnisse unters Publikum, das sich bei seinen Anekdoten vor Lachen bog. Ob es um die Beichtabnahme eines jungen Pfarrers ging oder um seinen Rückblick auf die gute alte Zeit ging, in der es die großen Double-Bubble-Kaugummis oder die Pril-Abziehbilder gab, es gab zu lachen. Erst recht beimm "Hier und Jetzt", in der Zeit, wenn sich die Männer bald wieder Koteletten wachsen lassen - als "Klettverschluss für die Handys". Zum Koma-Saufen hatter er nur ein müdes Lächeln: "Des hat's scho bei uns gaam, bei uns war des der 'Vereinsausflug'".
Einem wie Fredi Breunig ist nicht entgangen, dass der Mensch ein Herdentier ist. So hatte er einen Vorschlag parat: "Kratzen Sie im Winter, wenn kein Schnee liegt, mal früh, wenn's noch Nacht ist, mit einem Schneeschieber auf dem trockenen Gehsteig" - im Nu würden die Lichter in den Nachbarhäusern angehen. Und die Männer würden zum Schneeräumen verteufelt.
Wer als arbeitsamer Mann angesehen sein will, müsse nur am Samstag mit einem Anhänger am Auto und einigen Brettern drauf dreimal durchs Dorf fahren - "Des wirkt. Da denkt a jeder: siehst, der schafft wos".
Konzentration erforderte die Zugabe, als Breunig eine erdachte Geschichte zum besten gab, in die rund 100 Dorfnamen aus der Region eingeflochten waren.
Nach gut vier Stunden Unterhaltung standen die Gäste im Saal, schunkelten und klatschten rhythmisch, wie zur besten Faschingszeit. Ein letztes Aufbäumen, ehe es in die ruhige Zeit geht.