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Shakespeare: Vampire gegen Hexen in Ebelsbach


Autor: Ralf Naumann

Ebelsbach, Montag, 06. Januar 2014

Altbekannt und doch ganz neu: die Ebelsbacher "Rapid-Jazz-Dance-Company" brachte "Romeo und Julia" auf die Bühne und ließ dabei ihrer Fantasie freien Lauf. Das Ergebnis war erstaunlich.
Julia (Marina Esslinger) und Romeo (Nikolai Gaschütz) sind frisch verliebt. Fotos: Ralf Naumann


"Ich find´s richtig, richtig gut." Mit Gesamtleiterin Nicole Baum-Helbig waren sich wohl alle Besucher einig, die am Wochenende eine der ersten beiden Vorstellungen des Musicals "Romeo und Julia zwanzig-dreizehn" im Ebelsbacher Bürgersaal nicht nur sahen, sondern im wahrsten Sinne des Worte hörten, fühlten und erlebten. Die Gruppen der "Rapid-Jazz-Dance-Company" boten anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens ein ganz tolles Geschenk.
Emotionale und stimmgewaltige Gesangseinlagen, sanfte Töne, rockige Klänge, ausdrucksstarke Tänze, farbenprächtige und edle Kostüme, und das ganze in einer imposanten Kulisse: das Meisterwerk mit dem wohl bekanntesten Liebespaar der Welt wurde exzellent in Szene gesetzt.

"Einfach fantastisch", "Großartig", "Hut ab vor solch einer Leistung" oder "So etwas hat es im Bürgersaal noch nie gegeben", lauteten nur einige der begeisterten Kommentare.

Zu Tränen gerührtes Publikum

Im schönen Verona kämpfen die Capulets (dargestellt als Hexen) seit Jahren gegen die Montagues (Vampire). Der Hass und die gegenseitige Abneigung der Familien, die sich verliebenden Kinder Romeo und Julia, deren Zuneigung so tief ist und schließlich tragisch im Tod der Beiden endet, werden in fantastischen Tanzszenen dargestellt. Die enormen Gesangsdarbietungen von Marina Esslinger (Julia) und Nikolai Gaschütz (Romeo) rührten die Anwesenden zu Tränen, als sie sich bei "Du bist meine Welt" einander versprachen.
Auch Sabine Barth (Amme), Norbert Helbig (Pfarrer Lorenzo), Amelie Tihlarik (Gospelsolo) und Elke Gerhart (Lady Montague) brachten durch ihre Lieder unglaubliche Facetten in die insgesamt hochklassige Inszenierung, bei der sich die "Jazz-Dance-Company" erstmals auch an längere Schauspielpassagen wagte - und diese mit Bravour meisterte.

Keine verstaubte Literatur

Die "Rapid-Jazz-Dance-Company" bewies eindrucksvoll, dass William Shakespeare bei weitem keine verstaubte 400 Jahre alte Literatur ist, sondern immer noch aktuell und absolut modern. Großen Anteil am Gelingen haben neben Baum-Helbig freilich auch die zahlreichen anderen Mitwirkenden. Sabine Barth etwa, die neben ihrer Rolle als Julias Amme diesmal auch die musikalische Leitung übernommen hat, ebenso wie das Bühnenbauteam um Rolf Wittig, die Ton- und Lichttechniker oder für die bunten Kostüme Daniela Kelle-Hoch, Anita Stache und Irmgard Karbacher.

Hauptdarsteller im Focus

Natürlich aber standen die beiden Hauptdarsteller im Focus: Marina Esslinger als Julia sowie Nikolai Gaschütz als Romeo. "Ich habe mir die Zeit genommen, weil es mir einfach wichtig war", begründete die derzeit vielbeschäftige junge Musicaldarstellerin aus Ziegelanger, die sowohl als Showgirl "Lola" im Rockwestern "Tombstone - oder Das Duell" am Landestheater Coburg auftritt sowie beim Kleinen Gespenst im Bamberger "Chapeau Claque"-Theater mitwirkt. Sie hat einfach ihre Wurzeln nicht vergessen, schließlich ist die 24-Jährige seit 2000 in Ebelsbach aktiv. Und Marina Esslinger ist begeistert von der Art und Weise, wie die "Jazz-Dance-Company", die schließlich nur aus Laien besteht, ein solch aufwändiges Projekt angeht und umsetzt. "Ich finde es unglaublich, welche Talente wir hier haben. Egal ob Gesang oder Tanz. Ich finde es einfach krass, wie gut es hier ist", lobte sie alle Beteiligten und fügte hinzu: "Deshalb bin ich auch stolz darauf, hier mitzumachen."

Der Versuch ist geglückt

Stolz ist sie auch auf ihren "Romeo", Newcomer Nikolai Gaschütz. "Er ist einfach toll. Ich war sehr glücklich, als wir ihn bei uns hatten", freut sie sich über die perfekte Besetzung. Der Ebelsbacher, der 2010 als Sänger der Gruppe "Uwu Lena" mit dem Lied "Schland o Schland" einen Charterfolg landete, war froh darüber, sich auf "Romeo und Julia zwanzig-dreizehn" eingelassen zu haben, denn es hat sich "total, total, total" rentiert. "Ich habe so ein Musical vorher noch nie gemacht. Ich habe zwar schon vor ganz vielen Leuten auf einer Bühne gesungen. Aber die zusätzliche Schauspielerei war für mich völliges Neuland und eine Herausforderung", sagte der 27-Jährige. Und auf die Frage, ob es Spaß macht, gab es zur Antwort nur ein Wort: "Saumäßig".

Zusätzliche Termine

Nachdem die zwei weiteren Termine von "Romeo und Julia zwanzig-dreizehn" am 10. und 11. Januar bereits restlos ausverkauft sind und die Nachfrage riesengroß ist, gibt es am Freitag, 17. Januar (20 Uhr) sowie am Sonntag, 19. Januar (17 Uhr), zwei weitere Vorstellungen. Kartenanfragen können telefonisch unter der Rufnummer 09522/6141 gestellt werden.