Selbst der Grzimek verkaufte seine Viecher
Autor: Ralf Kestel
Burgpreppach, Donnerstag, 08. Januar 2015
Seit 80 Jahren kommen Züchter und Tierfreunde sonntags in den Burgpreppacher Gemeindeteil Ibind. Berühmtheiten waren darunter. Zunächst war es ein Spaß, eine Schnapsidee. Aber die liegt schon 80 Jahre zurück. Seither gurrt und kräht es.
Es kamen der berühmte Frankfurter Zoodirektor und Fernseh-Tierfachmann Bernhard Grzimek, Fernsehteams und Tausende von Tierfreunden. Manche nahmen Geld mit, andere ein neues Zuchttier. Der legendäre Ibinder Taubenmarkt startet wie immer am Sonntag nach Dreikönig in seine 80. Saison und findet bis Palmsonntag statt. Das Gurren hört nicht auf.
Aus Jux inseriert
Aus einem Jux-Inserat von An dreas Michel - bekannt als "Fritzn Schneider" - entwickelte sich der "Ibinder Taubenmarkt", wie Uwe Rädlein aus den Annalen herausgelesen hat. 1935 hatte Michel in die Zeitung setzen lassen, dass in seinem Hof ein Taubenmarkt stattfinden soll - und wirklich fanden sich bei ihm Kleintierhalter aus der Umgebung ein. Der Taubenmarkt, der sofort ein Volltreffer wurde, war geboren.
Rasch gewann der Markt, der bald schon ins Nebenzimmer des Gasthauses Faber verlegt wurde, an Beliebtheit.
Verein und Gasthaus vereint
Den Taubenmarkt organisierte von nun an der Verein in enger Zusammenarbeit mit der Dorfwirtschaft. Gastwirt Willi Faber, der zeitlebens einer der Hauptinitiatoren des Ibinder Taubenmarktes gewesen war, machte sich in der Rassegeflügelzucht deutschlandweit mit seiner Orloff-Zucht einen Namen.
Ihm zur Seite standen mit Rudi "Kreuzmüller" Pfeufer , Richard "Ächlhöfer" Wildenberger und Georg "Schorsch" Stadelmann drei einheimische, ehemalige Taubenmarkt-Veterane und gute Freunde. Viele Jahre wurde in Räumen neben dem Gastzimmer, in der privaten "Stubn" und in der "äußern Kammer", um die Tiere geschachert. Als es hier Ende der 1960er Jahre zu eng wurde, zog man in den Tanzsaal des Gasthauses um.
Der Taubenmarkt wird ab dem ersten Sonntag nach Dreikönig bis zum Palmsonntag im Saal und seit den 80er Jahren zusätzlich auf der Terrasse des Gasthauses abgehalten. Neben Tauben werden sämtliche Geflügelarten (Hühner, Pfauen, Wachteln, Enten, Gänse) sowie Ziervögel, Hasen, Kaninchen und Hamster gehandelt. Rasse- und Kreuzungstiere wechseln an den Markttagen ihre Besitzer.
Längste Tradition in Bayern
In dieser sonntäglich angelegten Form hat der Ibinder Taubenmarkt in Bayern die älteste Tradition und auch im gesamten Bundesgebiet gilt er als einzigartig. Die Tierzüchter strömen aus dem nordbayerischen Raum, dem Thüringer Land sowie aus der hessischen und der badischen Nachbarschaft über die Bundesstraße 303 nach Ibind.
Ende der 70er Jahre war sogar der Frankfurter Zoologe Bernhard Grzimek zwei Mal Besucher des Ibinder Taubenmarktes. Er verkaufte auf der Tierbörse Tauben aus seiner Zucht seines in Donnersdorf bei Schweinfurt gelegenen Hofes.
Radio- und Fernsehteams des Bayerischen Rundfunks berichten regelmäßig vom Phänomen "Ibinder Taubenmarkt im fränkischen Gasthaus Rädlein".
Mekka der Kleintiere
Seit Januar 2006 wird der Ibinder Tauben- und Kleintiermarkt, so wie schon in der allerersten Marktsaison des Jahres 1935, von der Familie der Gastwirtin Christa Rädlein (geborene Faber) in Alleinregie abgehalten.
Und der Erfolg gibt den Wirtsleuten Recht, denn weiterhin kommen Züchter ins "Kleintier-Mekka" in Verbindung mit dem fränkischen Flair des Traditionswirtshauses. Wichtig ist der Familie Rädlein, die Marktauflagen mit dem zuständigen Veterinär am Landratsamt Haßberge abzustimmen. In Ibind können Tauben, Hühner, Wachteln, Fasane, Puten, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Ziervögel gehandelt werden.
Auflagen beachten
Für Enten und Gänse gilt für die Marktsaison eine aktuelle bundesweite Verordnung. Nach dieser darf das Wassergeflügel seit dem 22. Dezember 2014 bis zum 31. März 2015 nur zum Markt gebracht werden, wenn die Tiere längstens sieben Tagen vorher virologisch untersucht wurden und eine unbedenkliche Ergebnisbescheinigung vorliegt.
Kein Prophet ist, wer schon jetzt verstopfte Dorfstraßen für die nächsten Wochen vorhersagt.