Seite an Seite mit der Pfarrerin in Haßfurt
Autor: Klaus Schmitt
Haßfurt, Samstag, 18. März 2017
Rund 100 Menschen demonstrierten am Samstag in Haßfurt ihre Solidarität mit Doris Otminghaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Seelsorgerin.
Es war regnerisch und kalt und der Wind blies. Dennoch kamen rund 100 Menschen am Samstag vor die evangelische Kirche in Haßfurt, um ihre Solidarität mit Pfarrerin Doris Otminghaus zu bekunden. "Solidarität zeigen um fünf vor zwölf" lautete das Motto der Aktion, zu der die beiden Helferkreise für Asyl in Knetzgau und Wonfurt aufgerufen hatten.
Kommunalpolitiker
Die Teilnehmer an der Aktion in Haßfurt, unter ihnen Kirchenvertreter sowie einige Kommunalpolitiker wie der Knetzgauer Bürgermeister Stefan Paulus sowie die Kreisräte Paul Hümmer (SPD), Matthias Lewin (Grüne) und Sabine Weinbeer (FW), stellten sich an die Seite der Haßfurter Seelsorgerin. Sie wollten damit ein Zeichen setzen gegen die Aktivitäten der Staatsanwaltschaft, die gegen Doris Otminghaus wie auch gegen weitere Pfarrer in Bayern wegen "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" ermittelt.Doris Otminghaus will Flüchtlinge vor der Abschiebung bewahren. Aktuell gewährt sie vier Flüchtlingen Kirchenasyl im Pfarrhaus. Das sind ein Äthiopier, ein Afghane und zwei Jesiden aus dem Irak, wie sie unserem Portal bestätigte.
Doris Otminghaus kann die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht nachvollziehen. Sie hofft darauf, dass das Verfahren gegen sie eingestellt wird. Der Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde in der Kreisstadt hat ihr Vorgehen, den jungen Menschen Zuflucht zu geben, in der Mehrheit abgesegnet. Otminghaus hofft auch auf Rückendeckung durch die evangelische Landeskirche, wenngleich sie weiß, dass sich die Kirche in einer politisch solch brisanten Frage nicht zu sehr exponieren wird.
Sensibles Gebilde
Das Kirchenasyl ist ein sehr sensibles Gebilde. Es wird als eine Art Gewohnheitsrecht angesehen, ohne dass es wirkliche Rechtskraft hätte, wie es in Haßfurt mehrfach hieß. Die, die Kirchenasyl gewähren, haben sich bisher darauf verlassen, dass es eine Art Übereinkunft zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dem Innenministerium und den beiden großen Kirchen gibt - in der Form, dass Kirchenasyl geduldet wird. "In engen Grenzen", so Otminghaus, sei Kirchenasyl bisher möglich gewesen.Das ist jetzt offenbar anders. Der Staat scheint Druck zu machen, der auch vor Pfarrern nicht Halt macht, die Flüchtlinge vor der Abschiebung schützen wollen und ihnen deshalb Kirchenasyl gewähren. Vor diesem Hintergrund lassen sich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen erklären.
Peter Werner vom Asylhelferkreis Knetzgau kritisierte die Ermittlungen als erschreckend. "Wir sehen uns als Mittäter", sagte der Knetzgauer Grünen-Gemeinderat. Mit "uns" meint Werner die vielen freiwilligen Helfer in der Flüchtlingsarbeit.
Dagmar Schnös vom gleichen Asylhelferkreis betonte, wie wichtig es ist, Solidarität zu zeigen. "Wir sind solidarisch mit Menschen, die helfen wollen und dafür bestraft werden sollen", erklärte die Familienseelsorgerin im katholischen Dekanat Haßberge die Aktion vor der Kirche, die nach ihrer Darstellung fortgesetzt werden soll, wenn sich an der Situation nichts ändert.