Druckartikel: Seifenkistenrennen in Altershausen

Seifenkistenrennen in Altershausen


Autor: Gerold Snater

Altershausen, Montag, 08. Sept. 2014

Beim 15. Seifenkistenrennen "Cool Running" in Altershausen traten Piloten in selbstgebastelten "Rennwägen" an. Es fehlten Fahrer aus der Gemeinde. Im kommenden Jahr geht deshalb vielleicht ein Ex-Politiker an den Start.
Rasend schnell: Nicht zu schlagen in der Schwergewichtsklasse bis 150 Kilogramm ist "Glubbschi Evolution" mit Fahrer Andreas Xourgias Junior aus Wendelstein bei Nürnberg.  Fotos: Gerold Snater


Wenn "Glubbschi" über die Strecke schießt, siehts für andere Titelanwärter düster aus. Aber das nur so am Rande. Zum 15. Mal fand in Altershausen das Seifenkistenrennen "Cool Running" der Evangelischen Landjugend statt. Der positive Trend der letzten Jahr setzte sich fort und so feuerten auch diesmal zahlreiche Zuschauer vom Streckenrand die selbst gebastelten "Rennwägen" an.

16 Fahrzeugen hatten sich heuer für die rasFahrt auf der Rennstrecke in Altershausen angemeldet.Die wohl jüngsten Starter waren in diesem Jahr der siebenjährige Elias Hetterich aus Zeil und sein 9 Jahre alter Bruder Philipp, der die Idee für die Teilnahme hatte. Deren Rennwagen gebaut hatten Vater Robert und Onkel Günter Hetterich, der seit Jahren die "Rennwägen" vor dem Start abnimmt.

Die Regel für alle Teilnehmer sehen vor: Jedes Fahrzeug muss mindestens drei Räder besitzen, über eine funktionierende Lenkung und Bremse verfügen und "selbstantreibend" sein, darf also keinen Motor oder Pedale haben. Um Gefahrenmomente zu minimieren, gehört auch ein Warnsignal wie eine Hupe, Glocke oder Klingel dazu.

Eine Lichtschrake misst die Zeiten

Den Sicherheitscheck überstand das Renngefährt von Elias und Philipp ohne Beanstandung. Es ging unter dem Namen "Bratwurstflitzer" an den Start. Gefragt, wie die Siegchancen aussehen, antwortete Elias à la Franz Beckenbauer: "Schau mer mal!"

Die Rennzeit wurde - wie bei großen Rennveranstaltungen - mit einer Lichtschranke gemessen. Streckenlautsprecher informierten über den Verlauf des Rennens. Auch eine Boxengasse war eingerichtet, wo Reparaturen gemacht werden konnten. Für alle Teams galt es, vier Läufe über die rund 650 Meter lange Strecke zu absolvieren. Die Zeiten der besten drei Läufe jedes Starters wurden zusammengerechnet und daraus die Endplatzierungen bestimmt.

Eigenbauten in unterschiedlichen Varianten und Formen sausten über die Strecke und erreichten Geschwindigkeiten von fast 40 Kilometer pro Stunde. Knifflig wurde es für die Fahrer an der Schlüsselstelle der Strecke, der Kurve an der Haßberghalle. Unterschiedlichste Kurventechniken konnten hier bei den Fahrern beobachtet werden. Für alle Fahrer galt, keine Sekunde zu verschenken.

Mit Mopedlenker und Autobremse

Die mit Fantasie gebauten Renner trugen kreative Namen und hießen zum Beispiel "Blak Jak", "Pistensau" oder "Streitwagen". Unterschiedlichste Fahrzeugteile fanden in den Seifenkisten Verwendung. Wie bei klassischen Seifenkisten wurden Fahrrad- oder Mopedlenker, PKW-Bremsen und Lenkräder, Autositze oder ganze Kinderfahrräder sowie andere in der Regel kaum mehr identifizierbaren Gegenstände kombiniert und in fahrbare Untersätze verwandelt.

Etwas Besonderes hatten sich Jan Knab aus Reckendorf einfallen lassen, der mit einem "Rennfahrzeug" in Form eines Traktors und dem Namen "John Derre" an den Start ging. Damit war er zwar nicht der Schnellste in seiner Klasse, erhielt aber den Sonderpreis für das kreativste Rennfahrzeug.

Seit Beginn der Rennen in Altershausen ist auch jeweils ein großes Fahrerteam der Evangelischen Landjugend aus Langenaltheim dabei. Mit drei Eigenkonstruktionen gingen sie diesmal an den Start. Eines davon hat all die Jahre und Rennen mehr oder weniger unversehrt überstanden, wurde aber für diesen Start umgetauft und umlackiert. Aus "Bloody Marie" wurde in Anlehnung an das Erste Rennspiel der "Mario-Kart-Reihe" nun das "Mario Kart". Passend dazu hatten sich auch die beiden Fahrerinnen Anna Gebhardt und Sofia Haller, denen ihr erster Start bei diesem Rennen in Altershausen viel Spaß machte, in Grün und Rot gekleidet. Dass am Ende beim Rennen nur der 5. Platz heraussprang, war reine Nebensache.

Das schnellste Gefährt in der Leichtgewichtsklasse bis 80 Kilogramm war der "Rockstar Energy", gefahren von Leon Schleyer aus Riedach, mit einer Gesamtzeit von 2:53,88 Minuten. Er lag knapp vor der "Pistensau", gelenkt von Lorenz Brembs aus Ibind mit einer Zeit von 2:54,53 Minuten. Er steckte, wie es für wagemutige Rennpiloten gehört, beim Probelauf eine Landung im Straßengraben nach der Haßberghalle ohne körperlichen und technischen Schaden weg. Auf dem dritten Platz landete der Neuling "Bratwurstflitzer" mit den jüngsten Startern Philipp und Elias aus Zeil an Bord.

Klarer Sieger in der "Schwergewichtsklasse" bis 150 Kilogramm wurde in diesem Jahr der windschnittig geformte "Glubbschi" aus Wendelstein bei Nürnberg mit dem Piloten Andreas Xourgias Junior. Zum dritten Mal nahm das Team mit Andreas Senior und Andreas Junior und Mutter Hildegard Xourgias am Turnier in Altershausen teil. Das Rennen, sagen sie, stellt für die ganze Familie den jährlichen Höhepunkt der Rennsaison dar. Mit der Zeit von 2:31,99 Minuten ließ "Glubbschi" die Folgenden hinter sich: den "Streitwagen", gelenkt von Robert Elflein und Dominik Ridde aus Maroldsweisach und Junkersdorf, die eine Gesamtzeit von 2:42,93 Minuten erreichten. Und den "LA-Racer" aus Langenaltheim (Zeit 2:48,41 Minuten), gesteuert von Michael Opitscg und Michael Birch.

In der Profiklasse gingen keine Teilnehmer an den Start und in der Leichtgewichts- und Schwergewichtsklasse auch keine Rennfahrzeuge aus Altershausen. Das soll sich im kommenden Jahr ändern, meinten einige Zuschauer. "Und wenn wir als Seniorenteam selbst an den Start gehen", meinte der ehemalige Zweite Bürgermeister der Stadt Königsberg, Erwin Pfeil.