Druckartikel: Schwerstarbeit für andere

Schwerstarbeit für andere


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Donnerstag, 06. November 2014

Die Haßfurter Tafel blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück - wenn man die erhöhte Zahl der an Bedürftige ausgegebenen Lebensmittelpakete denn als Erfolg wertet.
Im letzten Jahr gaben die Mitarbeiter in den Tafelläden in Haßfurt und Eltmann über 42 Tonnen Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs an Bedürftige aus. Unser Bild zeigt (von links) Irmhild Leuner, Magdalena Öttinger und Helga Rudolph vom Tafelladen Haßfurt . Foto: Ulrike Langer


Über 41 Tonnen Lebensmittel und andere Waren haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Haßfurt Tafel in den Tafelläden in Haßfurt und Eltmann 2013 an Bedürftige ausgegeben. Damit haben sie rund 945 Menschen unterstützt. Doch die Freude darüber ist getrübt: Der Verein, der 2013 sein zehnjähriges Bestehen feierte, hat rund 2400 Euro Verlust gemacht.

Die Haßfurter Tafel verhindert wie die insgesamt 920 Tafeln in Deutschland, darunter 167 in Bayern, dass "überschüssige", aber qualitativ einwandfreie Lebensmittel weggeschmissen werden und unterstützt mit der Ausgabe dieser Waren Bedürftige. Für einen symbolischen Betrag von zwei Euro erhalten Besitzer einer Haßberg-Card zwischen fünf und sechs Kilo Lebensmittel und manchmal auch Hygieneartikel in den Tafelläden, die in Eltmann am Dienstag und in Haßfurt am Donnerstag geöffnet haben.


115 Lebensmittelpakete pro Woche

Wie die Vorsitzende der Haßfurter Tafel, Irmtraut Neubert, in der Jahreshauptversammlung im Meister-Bär-Hotel in Haßfurt berichtete, besteht der Tafelladen in Haßfurt bereits seit zehn Jahren. "Dass wir einen zweiten Ladenraum eröffnen konnten, hat sich sehr bewährt", betonte sie. Immerhin würden wöchentlich rund 115 Lebensmittelpakete gepackt und abgegeben. Die Tafel hat sich aber auch beim Haßfurter Straßenfest und am "Begehbaren Adventskalender" beteiligt.

Dank sagte Irmtraut Neubert allen Geschäften, Vereinen, Kirchengemeinden, Kindergärten, Privatleuten und Firmen für die zahlreichen Spenden. Derzeit habe die Tafel in Haßfurt 82 und in Eltmann 40 Mitglieder. "Die ehrenamtliche Arbeit, von der Abholung über das Sortieren, Lagern, Kontrollieren und Packen bis zum Ausgeben der Waren, leisten derzeit 28 Frauen und 13 Männer", so die Vorsitzende. "Zeitweise wurden sie von Personen, die gemeinnützig arbeiteten, sowie von Mitgliedern einer Firmgruppe aus Theres unterstützt."

Der Abholdienst in Ebern in Zusammenarbeit mit der Diakonie und in Hofheim für zwei Flüchtlingsfamilien werde ebenfalls von ehrenamtlichen Fahrern geleistet. Irmtraut Neubert verwies auch darauf, dass man aus einem Sonderfonds Kinder aus bedürftigen Familien vor allem bei den Kosten für Schullandheimaufenthalte mit knapp 1000 Euro habe unterstützen können.

Wie Thomas Jakob von der Caritas mitteilte, waren letztes Jahr 306 (im Vorjahr 220) Personen beziehungsweise Familien mit 620 (673) Angehörigen in Haßfurt und Ebern registriert. Sie erhielten 5970 (5411) Lebensmittelpakete. Angesichts der stark erhöhten Zahl von Asylbewerbern im Landkreis befürchtete er für den Fall, dass sie alle in den Tafelläden "einkaufen", dass die Menge an Lebensmitteln und anderen Waren nicht ausreichen. Auch die Eröffnung eines dritten Tafelladens in Ebern, wie es Claudia Henfling von der Diakonie Ebern anregte, würde unter anderem daran scheitern, dass nicht genügend Waren zur Verfügung stehen würden.

Mitarbeiter gesucht

Über die Entwicklung im Tafelladen in Eltmann informierte als Verantwortliche die zweite Vorsitzende Marianne Schmittlutz. Die 39 Helfer hatten 2013 Kunden aus 18 Gemeinden mit Lebensmittelpaketen versorgt. Wobei 40 Prozent der Kunden aus Zeil und 27,9 Prozent der Kunden aus Eltmann, Ebelsbach und Oberaurach kamen. Pro Öffnungstag wurden 2285 Pakete an durchschnittlich 44 Kunden (im Vorjahr: 42 Kunden) verteilt. Insgesamt hatten 326 (298) Personen das Angebot wahrgenommen.

Schmittlutz machte deutlich, dass zum einen weitere ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht würden, da nur noch 34 Personen im Einsatz seien. "Zum anderen betteln wir jeden an, der an unserem Laden vorbeikommt, weil die gespendeten Waren einfach nicht reichen", sagte sie. Ebenso wie Irmtraut Neubert dankte sie allen ehrenamtlichen Helfern und Sponsoren. Besonders erwähnte sie die Realschule Eltmann, vier Kirchengemeinden, die Schule Kirchlauter, die Mittelschule Eltmann, die Kolpingfamilie Eltmann und das Personal des Kindergartens in Stettfeld. Zudem hatten Schüler der Realschule 69 Weihnachtspakete gespendet und selbst ausgegeben und Firmlinge aus Eltmann, Ober-, Unter- und Neuschleichach im Laden mitgearbeitet.


Mit 2422 Euro im Minus

Negativ fiel der Kassenbericht aus, den Freimut Lüttig vortrug. Demnach wurde 2013 ein Defizit von 2422 Euro erzielt. Ute Ulbrich hatte noch eine weitere schlechte Nachricht: "Damit unser Fahrzeug, mit dem wir die Waren abholen, heuer über den Tüv kommt, müssen wir geschätzte 3000 Euro investieren", sagte sie. "Außerdem brauchen wir mittelfristig ein neues Auto, da das Fahrzeug, das wir ab Februar 2015 für fünf Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, keine Kühlmöglichkeit hat."

Bei der Neuwahl wurden Erste Vorsitzende Irmtraut Neubert, Zweite Vorsitzende Marianne Schmittlutz, Schriftführerin Christiane Kiontke, Kassenwart Freimut Lüttig, die Beisitzer Thomas Jakob, Magdalena Öttinger und Ute Ulbrich sowie die Kassenprüfer Martin Sage und Renate Bauer bestätigt.

Der dritte Bürgermeister der Stadt Haßfurt, Stephan Schneider, dankte allen ehrenamtlich Tätigen. "Ich finde es schön, dass sich in Haßfurt und Eltmann so viele Frauen und Männer engagieren und dazu beitragen, dass sich Menschen, die etwas am Rande der Gesellschaft stehen, etwas besser integriert fühlen können", sagte er.