Schwarzfahrer muss hinter Gitter
Autor: Katja Müller
Haßfurt, Donnerstag, 10. Oktober 2013
Ein 30-Jähriger ist wiederholt ohne Ticket mit der Bahn gefahren. Die Quittung verpasst ihm jetzt das Amtsgericht in Haßfurt: Der Angeklagte muss wohl ins Gefängnis, obwohl der Schaden mit 33 Euro äußerst gering ist.
Da half kein Betteln und kein Flehen. Obwohl ein 30-Jähriger aus dem Landkreis Haßberge den Richter Wolfgang Titze anflehte, ihm eine letzte Chance zu geben, verurteilte der den notorischen Schwarzfahrer zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Im Frühjahr war der Mann aus Osteuropa innerhalb eines Monats vier Mal im Zug kontrolliert worden. Einen Fahrschein hatte er nie dabei. Deshalb musste er sich wegen "Erschleichens von Leistungen" vor dem Amtsgericht in Haßfurt verantworten. Der entstandene Schaden ist mit 33 Euro gering.
Der Mann, für den ein Dolmetscher übersetzte, gab an, zu der Zeit sehr verzweifelt gewesen zu sein. Er lebte in Trennung von seiner Frau, war arbeitslos und hatte keine Wohnung. Die Zugfahrten habe er unternommen, um eine neue Bleibe zu finden, sagte er.
Zudem scheint der Arbeiter aus Fehlern nichts zu lernen. 2010 stand er drei Mal hintereinander wegen Diebstahls vor Gericht. Noch während seiner Bewährungszeit wurde er 2011 wegen Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt.
Jahre später fuhr er also mehrfach hintereinander schwarz. "Haben Sie nicht gewusst, dass Sie dafür bestraft werden?", fragte Richter Wolfgang Titze den Beschuldigten. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich vor Gericht muss", gab der Angeklagte zurück.
Der gelernte Mechaniker, der seit kurzem wieder eine Anstellung hat und sich auch mit seiner Frau versöhnt hat, muss nun in Haft. "Gibt es keine letzte Chance?", ließ er seinen Dolmetscher wieder und wieder nachfragen.
Richter Wolfgang Titze blieb hart. "Sie standen bereits bei Ihrer letzten Geldstrafe unter Bewährung. In Ihrem Fall gibt es keine günstige Sozialprognose", schloss der Richter.