Druckartikel: Schulprojekt aus Ebern erhält Verfassungspreis

Schulprojekt aus Ebern erhält Verfassungspreis


Autor: Sarah Seewald

Ebern, Freitag, 04. Dezember 2015

Teilnehmer des Projekts "Fremde werden Freunde" von der Mittelschule und dem Friedrich-Rückert-Gymnasium Ebern waren als Ehrengäste zum Verfassungstag nach München geladen. Mit zurück brachten sie den Preis "Jugend für Bayern".
Einige Projekt-Teilnehmer mit (von rechts) Rektor Philipp Arnold und stellvertretendem Schulleiter Martin Pöhner.  Foto: Mittelschule Ebern


Nummer zwei. Und zwar nicht an zweiter Stelle, sondern zum zweiten Mal. Die Mittelschule und das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern haben in diesem Jahr wahrlich etwas Besonderes auf die Beine gestellt. Ein Projekt, bei dem aus Fremden Freunde wurden, bei dem Willkommenskultur nicht nur ein Wort, sondern eine gelebte Begegnung ist.

Dieses Engagement kam bereits beim Kultusministerium in München so gut an, dass das Gemeinschaftsprojekt mit dem Sonderpreis des Landesschülerrates beim Wettbewerb "Lebe Schule respektvoll" ausgezeichnet wurde (der FT berichtete).

Vergangenen Mittwoch - am Verfassungstag - stand wieder eine Fahrt nach München an. Philipp Arnold, Rektor der Mittelschule Ebern, beschreibt die Auszeichnung, die das Begegnungsprojekt dieses Mal bekommen hat, mit folgenden Worten: "Das ist ein Preis für ganz Ebern." Für all die Menschen, die die Willkommenskultur in Ebern geschaffen haben.

Das betreffe den Bürgermeister, die Arbeiterwohlfahrt, den Verein Soroptimist International, all die Ehrenamtlichen ... "So viele kleine Räder, die dazu beitragen, dass die Maschinerie in die richtige Richtung gedreht wird", sagt Arnold.

Bei einem seiner Meinung nach "hochkarätig" formellen Akt in der Allerheiligen-Hofkirche in München wurde dem Gemeinschaftsprojekt der Staatspreis "Jugend für Bayern" verliehen. Die Laudatio hielt Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Insgesamt ein Erlebnis, das man wahrscheinlich nicht mehrmals erlebt, sagt Arnold.


Gemeinsam lernen und spielen

Alles begann mit der Idee, die benachbarten Schulen - und vor allem die Schüler - in der Gymnasiumstraße in Ebern ein bisschen näher zu bringen. Flüchtlingskinder zwischen 10 und 16 Jahren lernen an der Mittelschule Deutsch. Nachmittags können sie im Rahmen einer offenen Ganztagesgruppe der Arbeiterwohlfahrt lernen, wie sie das Gelernte im Alltag auch anwenden können - außerdem wird gemeinsam gebastelt, getanzt oder getrommelt.

Im Frühjahr dieses Jahres kam die Schülermitverantwortung des Gymnasiums ins Spiel. Alina, Charlotte, Vanessa, Leonie und Jan wollten Maima, Benan, Eron, Hossam, Surraj oder Faisal kennen lernen. Um nur einen Teil der Schüler zu nennen, die an mehreren Nachmittagen im Sommer gemeinsam getöpfert, Pizza gebacken oder Handabdrücke hinterlassen haben.

Während die Schüler vor allem miteinander Freude erlebten, standen noch viel größere Begriffe - Werte wie Toleranz, Hilfsbereitschaft, Engagement und respektvolles Miteinander - im Mittelpunkt bei dem Integrationsprojekt. Jetzt dürfen sich die beiden Eberner Schulen nicht nur über eine einmalige Urkunde vom Staat Bayern freuen, sondern die Projektteilnehmer der beiden Schulen auch nach Brüssel fahren und das Europäische Parlament besuchen.