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Schüler "löchern" Maroldsweisachs Bürgermeister


Autor: Eckehard Kiesewetter, Jens Fertinger

Maroldsweisach, Mittwoch, 17. Juli 2013

Die 4a der Grundschule Maroldsweisach fühlte Wilhelm Schneider auf den Zahn und brachte konkrete Vorstellungen vor, was sich im Markt ändern sollte. Die Kinder wollen sich auch selbst einbringen
Die Kinder hatten sich etliche Fragen und Wünsche notiert, mit denen sie Bürgermeister Wilhelm Schneider konfrontierten. In manchen dingen versprach er ihnen seine Unterstützung. Foto: Jens Fertinger


"Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht, was sie tun", hat der Sänger Herbert Grönemeyer in seinem Song "Kinder an die Macht" gefordert. Dann gäbe es Armeen aus Gummibärchen, Panzer aus Marzipan und Kriege würden einfach aufgegessen! Kindlich genial! Wie viel sich positiv verändern könnte, wenn Kinder das Sagen hätten, erfuhr auch Maroldsweisachs Bürgermeister Wilhelm Schneider (CSU), als ihm jetzt die Klasse 4a der Grundschule einen Besuch im Rathaus abstattete.

Die Laster und die Bauern mit ihren Siloballen fahren viel zu schnell durch die Dörfer, erfuhr er; die Bolzplätze sollten besser gemäht und mit höheren Fangnetzen versehen werden. Wenn es um die Kinder ginge, dann würde sich auch im Umfeld der Schule einiges ändern. Ein Hinweisschild müsste her, und im Pausenhof müssten Bänke aufgestellt werden. Auch sollte das Buswartehäuschen hübscher bemalt werden.

Für den Schulgarten wünschen sich die Schüler eine Sitzgruppe und einen Sonnenschutz, Gartentürchen, damit die Bälle nicht vom Grundstück rollen und einen Rosenbogen aus Metall am Eingang. Wo's geht, boten die Kinder ihre Mithilfe an.

Bürgermeister im "Kreuzverhör"
Kindgerecht erklärte der Bürgermeister, warum zum Beispiel die vollen Schulbusse kaum zu vermeiden sind, und vorsichtig formulierte er seine Antwort, als ein Kind fragte: "Kann es sein, dass Du Landrat wirst?" Schneider ist bekanntlich der Kandidat der CSU für die nachfolge von Rudolf Handwerker. Das müssten de 84 000 Bürger im Kreis entscheiden, sagte Schneider.

Für diese "Kindersprechstunde" beim Bürgermeister hatte sich die 4a in mehreren Schulstunden vorbereitet und allerlei Wünsche und Anliegen formuliert. Sogar der Winterdienst blieb - mitten im Sommer - nicht ausgespart. Die Schüler "bombardierten" Wilhelm Scheider mit Fragen. Da ging es zum Beispiel um Schneiders Aufgaben, um den Ablauf on Gemeinderatssitzungen, Parteien und Entscheidungsspielräume, aber auch um Bürgerbegehren, die Größe der Marktgemeinde und deren Einwohnerzahl oder die einzelnen Ortschaften sowie die Erläuterung des Gemeindewappens.

Rundgang durchs Rathaus
Wilhelm Schneider empfing die zwei Dutzend Schüler und ihre Lehrerin, die zugleich Schulleiterin ist, im Foyer des Rathauses und erklärte ihnen grundlegende Dinge über das Gebäude, denn wenn sie einmal erwachsen sind, würden sie immer wieder mit dem und im Rathaus zu tun bekommen, erfuhren die Kinder. Schneider stellte die einzelnen Bereiche der Gemeindeverwaltung vor, erläuterte, wo es die Ausweise gibt oder wo die Leute ihre Bauanträge einreichen müssen.

Ob Kinder sich auch an der Politik beteiligen können, wollte ein Mädchen wissen. Wählen kann man erst mit 18, erfuhren die Schüler, aber Schneider ermunterte sie, ihm eine Mail zu schreiben oder vorbeizukommen, wenn sie ein Anliegen hätten, oder aber sich mit ihren Eltern zu verbünden und ein Bürgerbegehren zu starten.

Diskussion am Ratstisch
Wie richtige Gemeinderäte fühlten sich die Mädchen und Buben dann, als sie im Großen Sitzungssaal Platz nehmen durften, dort wo sonst die Mitglieder des Gemeinderates sitzen und beraten. Und bestimmt muss der Bürgermeister bei den Ratssitzungen nicht so viele Fragen beantworten, wie im "Kinderparlament". Als die Schüler ihre Wünsche und Vorstellungen für "ihre" Schule vortrugen, versprach Schneider finanzielle Zuschüsse im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Auch Lob fehlte nicht
Schneider staunte nicht schlecht, welch konkrete Anliegen den Grundschulkindern im Alter von neun bis zehn Jahren auf den Nägeln brennen. "Kinder, ich merke, ihr habt eine schlaue Lehrerin," sagte er an anderer Stelle anerkennend, denn die kleinen Gäste forderten nicht nur, sie dankten auch, so für die Ausgestaltung der Computerräume, den freien Eintritt ins Altensteiner Freibad beim Schwimmunterricht oder die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde bei Schullandheimaufenthalten oder beim Zirkusprojekt. "Dass du immer so gute Sachen für die Schule machst, ist toll," sagte ein Kind. Auch die Unterstützung durch den Bauhof bei der Ausgestaltung des Schulgartens lobten die Viertklässler.