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Schüler in Ebern haben den Dreh raus


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Montag, 21. Januar 2013

Die Zehntklässler des Eberner Gymnasiums meisterten ihr Debüt auf dem Tanzparkett trotz Lampenfieber mit Bravour. Das große Ereignis musste lange vorbereitet werden.
Paula Kolb und Johannes Schleicher (links) sowie Viktoria Schäfer und Lukas Beierlieb sind ganz im Takt.


Nix da, Polonäse Blankenese. Geblödel war nicht an diesem Abend, trotz der Faschingszeit. Eher würdevolles Schreiten und Etikette. Mit einer festlichen Polonaise eröffneten 40 junge Paare am Samstag in der Aula des Friedrich-Rückert-Gymnasiums Ebern ihren Abschlussball. Die Forchheimer Formation "Mr. Quickstep" sorgte für gediegene Tanzmusik aus fünf Jahrzehnten

Lange geübt

Zehn Freitag-Nachmittage lang hatten die Mädchen und Jungen der zehnten Klassen zusätzlich in ihrer Schule verbracht. Britta-Beate Weinberg und deren Sohn Sascha hatten sie in die Geheimnisse modernen Gesellschaftstanzes eingeweiht, ihnen das Wechselspiel von Musik, Schrittfolgen im Takt, anmutiger Körperhaltung und eleganten Gesten nahe gebracht. In feiner Gesellschaft ist nicht Freistil-Tanzen angesagt, wie in der Disco. Da zählen ausgefeilte Kombinationen: "Wiege, Seitschritt, Wiege, Seitschritt, nach links, nach rechts, zur Seite schließen, nach links, nach rechts zur Seite stehn". So tanzt man Blues.

Die Dozenten mit ADTV-Siegel (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband) geben seit drei Jahren in Ebern Tanzkurse und haben damit bislang nur gute Erfahrungen gemacht: "Die jungen Leute sind mit Spaß bei der Sache und üben fleißig.

Jive und Marschfox, Rumba, Swing und Foxtrott durften auf dem Stundenplan der Eberner Eleven nicht fehlen, und natürlich der Walzer, mal langsam und getragen, mal schwungvoll nach Wiener Manier. Chachacha und Discofox war bei den Jugendlichen besonders gefragt, berichtete der 26-jährige Sascha Weinberg, der die Coburger Tanzschule in der dritten Generation vertritt. Schon mit vier Jahren stand er auf dem Parkett, während Mama Britta-Beate Unterricht gab. Wem das Tanzen nicht so in die Wiege gelegt ist, der muss eben später fleißig üben.

"Auch wenn im Landkreis Bälle eher selten sind, kommt man im Erwachsenenleben immer wieder in Situationen, wo man seine Tanzkenntnisse gut gebrauchen kann," gab sich Britta-Beate Weinberg überzeugt, "und was man einmal gelernt hat, kann man später immer wieder abrufen".

Im festlichen Outfit

Für das festliche Ereignis am Samstag hatten sich die Debütanten herausgeputzt, mit schicken Anzügen die Jungs, und eleganten, meist knie- oder halblangen Abendkleidern die Mädels. "Ein langes Kleid ist zu gefährlich, da trittste ständig rein", erklärte eine der jungen Damen fachmännisch und übte noch ein wenig das Gehen in ihren neuen High-Heels. Sie und ihre Freundinnen hatten Stunden investiert, um sich mit neuen Frisuren und gut geschminkt zu präsentieren, so dass die "Backfische" gleich zwei, drei Jahre reifer aussahen.

Von ihren Partnern hatten die Mädchen bunte Sträußchen erhalten und revanchierten sich ihrerseits mit einem Einstecktuch. Alles vorbereitet mit Sinn fürs Detail. Mit ihren ersten Bewegungen auf dem gesellschaftlichen Parkett - das im konkreten Fall Marmor und damit ziemlich rutschig war - machten sie einen wesentlichen Schritt in die Welt der Erwachsenen.

Wahres Blitzlichtgewitter

Natürlich wurden die Jugendlichen, vor allem bei den ersten Tänzen, von den stolzen Eltern wohlwollend beäugt, und fast jeder Schritt und (Fehl-)Tritt mit der Kamera eingefangen.

"Schon ziemlich nervig, das Blitzlichtgewitter," fand Johannes Kaffer und grinste einmal mehr tapfer in die Kamera. Johanna Lang und Markus Linß gaben's offen zu: Ihre Aufregung war groß, vor allem am Anfang. Markus fand's in der Schulaula zudem zu eng. Immer wieder rempelte man mitten im Schwung andere Tänzer an und brachte sich und die anderen aus dem Takt. Johanna, die ihren Partner bereits seit der Grundschule kennt, hatte im Nu schmutzige Schuhe. "Dauernd tritt einer drauf", klagte sie. Den Fuß hatte sie obendrein vorher schon aufgerieben. Derartige Probleme hatte Sonja Graumann an diesem Abend nicht. Sie war froh, mit ihrem Freund erstmals tanzen gehen zu können.

Doch das Lampenfieber war bald der Freude am Tanzvergnügen gewichen. Zudem zeigte sich, als auch die Eltern ihre Runden auf der Tanzfläche drehten, dass Tanzen einfach nicht jedermanns Sache ist. So gab es bei einer "Schwiegerelternrunde" witzige Versuche, vor der peinlichen Pflichtübung zu kneifen.

Einlage mit Rolly

Eine spektakuläre Einlage boten Corinna Frerichs und Thomas Schuler. Das Rollstuhl-Combi-Tanzpaar aus Seßlach, das seit dem vergangenen Jahr gemeinsam Wettkämpfe bestreitet, hat bereits den Deutschlandpokal gewonnen. Die Beiden starten für den Verein "Rot-Gold-Casione Nürnberg" auch auf internationaler Ebene. Das Paar will mit seinen Auftritten zeigen, dass der Rolly kein Hindernis darstellt, sondern ein Hilfsmittel, das Wege öffnet: auch aufs Tanzparkett.