"Schrottauto" avancierte zum Schmuckstück
Autor: Helmut Will
Ebern, Mittwoch, 18. Juli 2018
Der VW-Bus von Werner und Irmgard Eichler wird 50 Jahre. Das Ehepaar, das viele Erinnerungen mit dem Oldtimer verbinden, denkt nicht an einen Verkauf.
           
Auf der Rückseite des VW-Busses von Werner und Irmgard Eichler ist unter anderem ein D-Schild zu finden. Etwas anders allerdings als das Offizielle - wie vieles bei den Eichlers anders ist. Links vom D steht die Zahl 19, rechts davon die Zahl 69. Werner Eichler zeigt auf dieses Schild und sagt: "1969 wurde unser VW-Bus erstmals zugelassen. Nächstes Jahr wird er 50 Jahre alt."
Werner Eichler war in seinem Berufsleben bei der ehemaligen Firma Kugelfischer als Lehrlingsausbilder tätig, ist also handwerklich gesehen ein Praktiker. Das kam ihm zugute, um seinen VW-Bus T2, den er von seinem ersten Vorbesitzer erwarb und am 19. Juni 1980 auf sich zuließ, aufzupäppeln. "Es war ein Schrottauto, was wir damals von der Firma Sorg mit einem Kilometerstand von 93 000 für wenig Geld kauften", sagt Eichler. Gefahren hatte den Bus zuvor knapp elf Jahre ein Geschäftsmann aus Ebern. Die "Schrottkiste" hielt Einzug in der Familie Eichler, weil sie ein Auto suchten mit Platz, um mit ihren Kindern in Urlaub fahren zu können.
Bis es mit diesem Vehikel soweit war, galt es Hand anzulegen, vieles auszubessern. "Ich habe die Querholme komplett erneuert und sie mit einer Eigenkonstruktion verstärkt, so dass sie besser und stabiler waren, als ursprünglich", erklärt der 79-jährige Rentner. Damit und mit anderen Verbesserungen habe es auch bei der Abnahme durch den TÜV keine Probleme gegeben.
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Werner Eichler wollte den VW eigentlich nur drei Jahre fahren. Er war eine "graue Maus", erinnert er sich. Er hat ihn nach der Komplettüberholung oben herum mit weißer und unten herum mit oranger Signalfarbe lackiert. "Der stand dann da wie eine Eins, funkelte und strahlte", sagt Eichler mit einem Lachen.
Wert legt er auf die Feststellung, dass der VW-Bus nie abgemeldet oder stillgelegt war. "Wir sehen unseren Bus als Gebrauchsgegenstand, mit dem wir unsere Einkäufe erledigen. Ab und zu damit von A nach B kommen." Weitere Strecken fahren die Eichlers, abgesehen von den ersten Jahren mit ihrer neuen Errungenschaft, mit dem Zug.
Aktuell hat der "Oldie" 77 933 Kilometer auf dem Tacho. "Wir fahren mit dem Bus im Jahr höchstens 5000 Kilometer", sagt Eichler. Er ist immer amüsiert, wenn er danach gefragt wird, was der Bus so an Benzin verbraucht. Er lacht und sagt: "Ich antworte dann immer, so viel wie ich fahre." Er meint damit, dass jeder mit sparsamen Autos mehr Benzin verbraucht als er mit seinen 5000 Kilometern im Jahr.
Werner Eichler geht zu seiner Garage, in der der VW-Bus vorwärts eingeparkt ist. Er dreht den Zündschlüssel um, und schon ist der typische Sound des VW-Motors zu hören. Unwillkürlich fühlt man sich Jahrzehnte zurückversetzt, in Zeiten, als die VWs noch diesen Sound von sich gaben.
Eichler legt ein vergilbtes Büchlein vor, mit dem Titel "Arbeitspreise für Instandsetzungen", in dem für seinen T2 die Arbeitspreise aufgelistet sind. Er zeigt die Rubrik, die sich mit dem Motor befasst: Motor ein- und ausbauen 18,30 Mark, ist dort zu lesen, oder Motor zerlegen 98,40 Mark, Dichtring und Kurbelwelle aus- und einbauen elf Mark. "Preise, von denen man heute nur noch träumen kann", kommentiert Eichler. Er erklärt, dass der Motor mit einigen Schrauben ausgebaut werden kann.