Schöne Bescherung in Wonfurt
Autor: Ulrike Langer
Wonfurt, Montag, 27. Oktober 2014
Der Autonome Kulturkreis beschenkte mit mit einem Lustspiel über das Weihnachtsfest die Besucher schon im Oktober. Von friedvoller Besinnlichkeit bleibt dabei am Ende freilich nicht viel übrig.
Weihnachten ist zwar erst in ein paar Wochen. Doch schon jetzt macht die Theatergruppe Autonomer Kulturkreis Wonfurt (AKW) ihrem Publikum mit dem Lustspiel "Bescherung unterm Tannenbaum" eine große Freude. Von der Auswahl und Bearbeitung des Stücks über Bühnenbild und Regie bis hin zum Schauspiel selbst sind die Aufführungen ein Augen- und Ohrenschmaus.
Der Dreiakter von Erich Koch besticht durch eine kurzweilige, äußerst humorvolle Handlung, die die Laienschauspieler exzellent umsetzen und die den Zuhörern bereits in den ersten Vorstellungen viel zu lachen bot. Zumal alle Mitwirkenden ihre Rollen gleichermaßen brillant spielen und jeder Figur einen besonderen Charakter verleihen. In der Geschichte geht es um die Familie von Karin und Leo, in der die Bescherung am Heiligen Abend und die Verlobung der Tochter bevorsteht.
Doch wie in Komödien dieser Art üblich, kommt alles anders, als man denkt.
Chris Wagenhäuser geht in der Rolle der Karin geradezu auf, liefert sich wunderbare Wortgefechte mit ihrer schwerhörigen Schwiegermutter und echauffiert sich dabei wunderbar, bis ihr Lore an den Kopf wirft: "Frauen, die sich so aufregen, kriegen Orangenhaut und dicke Lippen!" Heidi Tempel wiederum läuft als Oma Lore zur Hochform auf. Gewieft und mit großem Witz spielt sie die angeblich fürs Altersheim reife Frau, der vordergründig nur eine Frage auf dem Herzen liegt: "Wenn is denn endlich Bescherung?"
Herrlich komische Figuren
Daneben verkörpert Wolfgang Voit den leidgeprüften Ehemann Leo mit Bravour, der seinen "künftigen", bisher abstinent lebenden Schwiegersohn Uwe auf den Geschmack des Alkohols bringt. Dessen Einwand, dass Alkohol impotent macht, fegt er mit den Worten: "Wenn es so wär, gäbs in Wonfurt keine Kinder" vom Tisch. Marius Schad machte in der Rolle des Muttersöhnchens Uwe eine herrlich komische Figur, während Thekla Selig als dessen "zukünftige" Verlobte Jule Sägeleicht zunächst sehr resolut auftritt. Herrlich anzusehen ist, wie sie später den schwülstigen Liebeserklärungen von Martin erliegt.
Thomas Schuck erntete Lachsalven für seine hingebungsvolle Darstellung dieses Charmeurs, der nicht nur Jule mit seinen Galanterien wie "Du bist der Diamant meines Herzens und Deine Lippen sind der Eingang zum Paradies" zu erobern versucht, sondern auch ihre skeptische Mutter mit den Worten "Von Ihnen geliebt zu werden, muss etwas Wunderbares sein" um den Finger wickelt.
Michaela Selig, die auch Regie führt, überzeugt als hochanständige Barbara, die ihren Mann Günter, gut gespielt von Dieter Krohe, und ihren Sohn Uwe fest an der Kandare führt. Umwerfend agiert auch Horst Schneider als Bettler Karl, den sich die resolute Lore selbst zum Weihnachtsgeschenk macht.
Am Ende bedankte sich das Publikum mit viel Applaus, der auch die Helfer im Hintergrund und den Souffleur Alexander Bähr einschloss.