Schnelleres Internet für Firmen und Schüler
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 07. März 2014
Zwei Staatssekretäre aus Berlin zeigen in Ebern die Chancen für den ländlichen Raum auf. Dazu gehören auch Datenautobahnen. Wie viele Mitglieder der Bundesregierung verträgt eine Kleinstadt an einem Abend? Zwei dürfen's schon sein, meinte die Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes, Gabriele Rögner, beim Fischessen am "Ascherdonnerstag" im vollbesetzten Partyservice Streit.
Dabei ging es für Rögner um die Frage, womit verdienen wir im ländlichen künftig unser Geld? Antworten gaben die beiden parlamentarischen Staatssekretäre Dorothee Bär aus Ebelsbach (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) und Stefan Müller aus Herzogenaurach (Bundesministerium für Bildung und Forschung).
"Wie kann der ländliche Raum für junge Menschen attraktiv bleiben?", fragte CSU-Bürgermeister-Kandidatin Barbara Baumbach in die Gesprächsrunde, zu der auch der Schulrektor Philipp Arnold und die Firmenvertreter Elmar Merget (Weigang AG) und Simon Fischer (Uniwell) gehörten.
Forschungsprojekt bei Uniwell
So bezog sich Staatssekretär Müller auf ein Forschungsprojekt, das Uniwell in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten vorantreibt.
Sorgen indes bereitet dem Herzogenauracher Müller indes die duale Berufsausbildung. "Ich frage mich, ob wirklich jeder Abitur braucht, um beruflich erfolgreich zu sein?" Auch bedauerte er, dass die Zahl der Betriebe mit eigener Ausbildung sinke. Deshalb warb er um verstärkte Bemühungen der Arbeitgeber: "Nicht nur aus der Erkenntnis heraus, dass die besten Leute aus dem eigenen Haus kommen, sondern auch aus sozialer Verantwortung heraus."
Ein offenes Bekenntnis legte der Politiker gegenüber Mittelschulrektor Arnold ab: "Ich möchte heute kein Lehrer mehr sein." Dennoch müssten die Pädagogen dafür sorgen, dass "jeder junge Mensch, der die Schule verlässt, aufs Berufsleben vorbereitet ist und seine Chance bekommt". Dass dem so ist, versicherte Arnold und verwies auf Kurse im Berufsförderzentrum sowie Praktika. "Unsere Achtklässler sind jede Woche einen Tag in einem Betrieb und damit haben wir sehr gut Erfahrungen gemacht."
Enge Zusammenarbeit
Bedauern äußerte Arnold darüber, dass die enge Zusammenarbeit mit der Meisterschule für das Schreinerhandwerk aus Zeit- und finanziellen Gründen eingestellt werden musste. "Davon hatten alle etwas , unsere Schüler und die angehenden Meister als Ausbilder."
Eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen praktiziert die Weigang AG, wie Geschäftsführer Elmar Merget aufzeigte. "Bei 90 Beschäftigten haben wir elf Auszubildende in sechs Berufen. Wir wollen unseren eigenen Nachwuchs generieren. Und durch die Partnerschaften mit den Schulen am Ort, sind wir dort bekannt und kriegen die Kandidaten, die wir brauchen. Das ist der blanke Eigennutz" gab Merget mit Blick auf das Schulengagement seines Hauses zu.
Vorteile im Itzgrund
Dorothee Bär zählte zu den wichtigen Faktoren im ländlichen Raum den Ausbau der Straßen und der Datenautobahnen, was "auch für alle Stadtteile Eberns gelten muss". Die Ebelsbacherin: "Wir brauchen schnelles Internet auch im kleinsten Weiler und zwar nicht nur für Firmen, sondern auch für Schüler. Für junge Familien ist bei der Bauplatzsuche nicht nur die Kita und die Schule, sondern auch die Internetanbindnung von Interesse."
Die CSU-Abgeordnete sicherte bis 2018 einen flächendeckenden Ausbau mit Übertragungsrate von 50 MB zu. Dass es noch Nachholbedarf gibt, mahnte Elmar Merget an. "Viele unserer Damen arbeiten vom Home-Office aus und da haben es unsere Leute im Itzgrund viel besser."
Nicht jeder braucht Abitur
Angesprochen wurde von Barbara Baumbach noch der Nachwuchsmangel in Handwerksberufen. "Die Attraktivität von Handwerksberufen kann die Politik nicht verordnen", gab Müller zu bedenken. Und mit seiner Kollegin Bär war er sich einig: "Die Mensch-Werdung beginnt nicht erst mit dem Abitur."
Rudolf Koch aus Ebern kritisierte die Abschaffung von 30 Meisterprüfungen. "Wenn's keine Meister mehr gibt, gibt's auch keine Lehrlinge." Dazu Stefan Müller: "Das war ein Fehler und es ist richtig, dass seit der Abschaffung dieser Meistertitel weniger ausgebildet wird."