Schloss Gleusdorf: Skandal-Pflegeheim wird geschlossen
Autor: Ralf Kestel
Untermerzbach, Mittwoch, 12. Dezember 2018
Die Behörden schreiten ein: Am Montag wurde Angehörigen und Betreuern mitgeteilt, dass sie binnen sechs Wochen neue Heimplätze für ihre Schützlinge suchen müssen.
Die Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf wird zum 31. Januar 2019 geschlossen. Für die zuletzt rund 65 Heimbewohner müssen neue Plätze außerhalb des "Horrorheims", wie die "Bild"-Zeitung vor zwei Jahren titelte, gefunden werden. Dies erfuhren Angehörige und die von Vormundschaftsgerichten eingesetzten Betreuer am Montagabend in Haßfurt von Vertretern der Fachstelle Pflege- und Behinderteneinrichtung, Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA), wie die Heimaufsicht als Behörde betitelt wird.
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Da die Bekanntgabe durch das Landratsamt erfolgte und weder Vertreter der Geschäftsleitung noch Mitarbeiter der geschlossenen Einrichtung im Itzgrund eingeladen und anwesend waren, ist von einem Entzug der Betriebserlaubnis von Amts wegen auszugehen.
Suche nach freien Plätzen
Detaillierte Informationen hat die Pressestelle des Landratsamtes für die nächsten Tage angekündigt. Bereits am gestrigen Dienstag liefen in Heimen in Ebern und Bamberg die Telefone heiß, da wegen freier Plätze nachgefragt wurde. Eine Angehörige, die auch an der Versammlung in Haßfurt teilgenommen hatte: "Ich bin total verzweifelt, weil ich nicht weiß, wohin mit meinem Verwandten." Innerhalb von sechs Wochen muss sie eine Lösung finden. Da waren andere in den vergangenen Wochen erfolgreicher, da sie ihre Leute aus dem Heim holten, als im Sommer neuerliche Unzulänglichkeiten bekannt wurden und Anzeige gestellt wurde.
Bereits vor über zweieinhalb Jahren waren Strafanzeigen gegen die Heimleitung bei der Staatsanwaltschaft in Bamberg eingegangen, die im November und Dezember 2016 in einem Polizeieinsatz, zwei Festnahmen, Berufsverbote und einer Exhumierung auf dem Strullendorfer Friedhof gipfelten. Seither ermittelt die Kripo in Schweinfurt, zu Beginn mit einer zehnköpfigen Sonderkommission.
Mit der strafrechtlichen Bewertung der im Raum stehenden Tatbestände wie Körperverletzung an Schutzbefohlenen, Diebstahl, Betrug, Dokumentenfälschung. Medikamentenmissbrauch, Ausstellen falscher Rezepte, Steuerhinterziehung und weiteren Delikten hat die Maßnahme des Landratsamtes nur bedingt zu tun.
Ermittlungen laufen weiter
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Bamberg laufen noch, wie ein Sprecher der Behörde vergangene Woche wissen ließ. Derzeit werden die umfangreichen Unterlagen der Kriminalpolizei ausgewertet. Erst dieser Tage gab es Nachermittlungen, da Zeugen nochmals befragt wurden und sich ganz neue meldeten. Das ist die juristische Dimension.