Schloss Gleusdorf: Neuanfang ist keine Luftnummer mehr
Autor: Ralf Kestel
Gleusdorf, Dienstag, 22. Oktober 2019
Die bundesweit agierende MCC Deutschland erläutert im Gespräch mit unserer Redaktion die Zukunftsperspektiven für die Seniorenresidenz im Itzgrund.
Der Traum vom Neustart in der von einem Pflegeskandal gebeutelten Seniorenresidenz Gleusdorf geistert nicht mehr in einem Luftschloss herum. Durch die Übernahme der behütenden Senioreneinrichtung im Itzgrund durch die MCC Deutschland GmbH ist nicht nur der Bestand gesichert, es eröffnen sich auch optimistisch stimmende Perspektiven, die der Alleingesellschafter Martin von Endredy sowie der neue Geschäftsführer Thomas Oertner am Dienstag in einem Gespräch mit unserer Redaktion aufzeigten.
Die neuen Pläne liegen schon auf dem Tisch im Geschäftszimmer des 1151 erstmals erwähnten Schlosses, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat: Lustschloss des Abtes von Kloster Banz, Landgericht, Rentamt, Käsefabrik, Müttererholungsheim des Pallottinerordens und Seniorenheim seit 1990.
Zum 1. Oktober wechselten die Schlossherren erneut. Mit einer neuen Führungskonfiguration wurde nach den 2016 aufgeflogenen Skandalen und mysteriösen Todesfällen, die derzeit noch das Landgericht in Bamberg beschäftigen, der Reset-Knopf gedrückt. "Wir wollen einen Neuanfang und übernehmen zunächst den Betrieb", erklärt Geschäftsführer und Rechtsanwalt Oertner, wozu die Übertragung der bislang bestehenden Versorgungsverträge bei den Pflegekassen schon beantragt wurde. "Wir sind erst im September in die Gespräche eingestiegen, nachdem sich die Verhandlungen mit anderen Interessenten zerschlagen hatten", blickt Oertner auf die jüngere Vergangenheit zurück. Das (Kauf-)Interesse sei aus dem Umfeld der früheren Eigentümer sowie der Heimaufsicht geweckt worden, wobei der neue Chef ausdrücklich die hilfreiche Unterstützung des Landratsamtes in Haßfurt bei allen Beratungen heraushebt.
Mit den Monaten und Jahren davor haben sich der neue Geschäftsführer und sein Aufsichtsrat von Endredy kaum beschäftigt und einen dicken Schlussstrich gezogen. "Wir stehen für einen Neuanfang und bringen dazu mit dem Fachpersonal unserer Holding, die sich aus zwölf Gesellschaften zusammensetzt, Kompetenz ein." So gehören zum Führungspersonal Architekten, Bauingenieure aber auch Pflegeexperten, wovon sich einige schon für mehrere Tage im Itzgrund umgeschaut haben.
Im Zuge des Trägerwechsels rechnen die neuen Chefs mit einer baldigen Aufhebung des Aufnahmestopps sowie der immer noch anhängigen Betriebsuntersagung. Was auf Nachfrage im Landratsamt Haßberge bestätigt wurde, wenn bei der nächsten Prüfung die Qualitätsstandards bei Pflege und Betreuung den Anforderungen entsprechen, wie die Sprecherin des Landratsamtes, Monika Göhr, für die Heimaufsicht mitteilte.
Die Aufhebung des Aufnahmestopps ist aus finanziellen Gründen notwendig. "Mit den aktuell 38 Heimbewohnern lässt sich so eine Einrichtung nicht wirtschaftlich betreiben", gibt Geschäftsführer Thomas Oertner offen zu. Und schiebt gleich nach: "Im Gegensatz zu unseren Vorgängern sind wir mit unseren Gesellschaften bundesweit tätig, weswegen das Schloss auch nicht die Lebensgrundlage für eine Familie abwerfen muss."
Dass dabei in der Vergangenheit zum Teil lukrative Gewinne gemacht wurden, hat Finanzfachmann Martin von Endredy beim Studium der Geschäftsindizes und Jahresbilanzen schnell erkannt. Thomas Oertner: "Bis 2016 waren die Zahlen sehr gut."