Druckartikel: Schafkopfrennen in Ebern: Lehrer lassen sich nicht in die Karten schauen

Schafkopfrennen in Ebern: Lehrer lassen sich nicht in die Karten schauen


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 19. November 2014

Seit über 40 Jahren zocken Eberns Pädagogen am Vorabend des Buß- und Bettags. Auch eine Übung des logischen Denkens und Zählens, da die Trümpfe und die Stiche gezählt und gespeichert werden müssen.
Gemütliche Schafkopf-Runde: Anne Bartelmann, Armin Dominka und Willi Batzner (von links). Nur einer ließ sich in die Karten schauen. Foto: Ralf Kestel


Natürlich können sie 1 und 1 zusammenzählen. Rechnen gehört schließlich zur Kernkompetenz. Aber bei 61 huscht auch einem Lehrer ein Lächeln übers Gesicht. Dann hat er nämlich gewonnen - beim Schafkopfrennen des Lehrerverbandes, das seit Jahrzehnten stets am Vorabend des Buß- und Bettags im Gasthof Post stattfinden. Am Dienstagabend war es wieder so weit.

24 Teilnehmer zahlten die fünf Euro Startgebühr, zwei Frauen darunter. "Mehr können wir nicht verlangen, Lehrer haben schließlich nicht so viel Geld", scherzt Günther Schnabel, ehemaliger Hauptschulrektor und einer der Organisatoren.

Dabei bildet sein Berufsstand beim Lehrer-Schafkopf eher eine Minderheit im Vergleich zu ehemaligen StOV-Bediensteten und Kulturringsmitgliedern.

"Für viele ist es seit Jahren eine Selbstverständlichkeit, an der Kartrunde teilzunehmen", blickt Schnabel in die Runde, in der sich nur vier Pädagogen finden. Allesamt schon im Ruhestand. Keine Spur von "Aktivitas". Schnabel: "Früher waren wir noch viel mehr Lehrer, aber die meisten sind in Pension oder verstorben."

Gediegen und gepflegt

Es geht gediegen zu. Ein gepflegter Schafkopf. Kein böses Wort, wenn sich einer verwirft oder gar einen krassen Fehler begeht. Nicht einmal, wenn das Fünferla nach einem verlorenen Ruf nicht bezahlt wird, wie es - ausgerechnet - dem einstigen Revisor und Altbürgermeister Rolf Feulner passierte.

Seit 1971 findet der Preisschafkopf jeweils an diesem Tag statt. "Und ist nicht einmal ausgefallen", fügt Günther Schnabel stolz an. 24 Karter scharen sich diesmal um die sechs Tische. Auch der Wirt Heinz Gall ist dabei wie auch Stadtrat Werner Freibott. Für seinen Kollegen Thomas Limpert war kein Platz mehr, da er wegen eines Sitzungstermins verspätet eintraf. Er verfolgte den zweiten Durchgang nur noch als interessierter Beobachter.

Kontra wird nicht geduldet

"Auf die Preise schaut keiner", weiß Günther Schnabel, der sich zusammen mit BLLV-Kreisvorsitzendem Dieter Klopffleisch und Armin Dominka darum kümmerte, dass keiner mit leeren Händen heimkehrt.

Schnabel verkündete als Oberschiedsrichter auch die Regeln: Ein Kontra dulden die Schulmeister so gar nicht, ein Spieler hat bei 61 Augen gewonnen, beim Patt mit 60 Augen bekommen die Nichtspieler die Punkte.

Schnabel hat für jedes Problem eine Lösung. "Der Alte muss", lautet seine Losung, wenn sich keiner der Karter am Tisch zu einem Spiel durchringen will. "Dabei darf auch außerhalb der Farbe gerufen werden", wissen Insider gleich Bescheid.

Und wenn der Karter mit dem "Alten (Eichel-Ober)" auch noch alle drei Assen hat, wird neu gemischt. "Aber das passiert sowieso nicht", täuscht sich Schnabel, da er die Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht angestellt hat, denn: Schon bei der dritten Runde ruft ihn Anne Bartelmann an ihren Tisch, weil sie ausgerechnet diese Konstellation auf der Hand hat.

Und noch einem Trugschluss ist Schnabel aufgesessen: "Ich wünsche allen ein gutes Blatt." Das kann einfach nicht aufgehen, denn in jedem Spiel befinden sich einfach ein paar Luschen.

Davon am wenigsten hatte Johann Limpert aus Reckendorf, denn er gewann nach zwei Durchgängen mit 69 Punkten.