Sauerkraut - die Vitaminbombe aus dem eigenen Garten: So gelingt der fränkische Klassiker
Autor: Katja Müller
LKR Haßberge, Sonntag, 27. Sept. 2020
Die stellvertretende Kreisbäuerin Petra Grimmer hobelt ihr Weißkraut selbst. Für den Fränkischen Tag hat sie den Gärtopf herausgeholt und zeigt, wie aus dem Kohl Sauerkraut gemacht wird.
Petra Grimmer, Stellvertreterin von Kreisbäuerin Cäcilie Werner, fackelt nicht lange: "Leg' ma los", sagt die 49-Jährige, greift sich den ersten Kohlkopf und schneidet ihn mit einem lauten "Ratsch" entzwei. "Tunnelgriff" ergänzt Petra Grimmer beim nächsten Kohl, bevor auch der erste seine bessere Hälfte und dann den Strunk verliert.
Noch ein paar Mal macht es "Ratsch" und "Zack", dann legt Grimmer den 50 Zentimeter großen Holzhobel auf den Gärtopf: ein riesiges, 40 Liter fassendes Ungetüm aus Ton. "Den machen wir heute aber nicht voll", sagt sie, als sie den beeindruckten Blick der Redakteurin bemerkt. Ihren Worten zum Trotz füllen die dünnen Kohlstreifen fasst drei Viertel des Topfes aus.
Aber nur so lange, bis Grimmer ihre blanke Faust in den Gärtopf fahren lässt und mit geübtem Stampfen den Kohl plattmacht. Schicht für Schicht wird das gemacht."Man könnte auch den Stampfer nehmen, aber so geht es schneller", erklärt sie resolut. Die Stellvertreterin arbeitet schnell und gerät nicht ins Schwitzen, obwohl das Hobeln und Stampfen Kraft kosten. Zuvor hat Petra Grimmer den Boden des Gärtopfs mit Kohlblättern ausgelegt, "damit das Kraut nicht am Boden aufliegt". Auf jede Schicht Weißkraut, die Petra Grimmer in den irdenen Topf fallen lässt, streut sie eine Prise Salz, Wacholder und Lorbeerblätter. Dann kommt die Faust.
Am Ende ist das Volumen des Krauts auf etwa ein Viertel des Topfes zusammengeschnurrt. Damit das Kraut auch wirklich durchgehend mit Flüssigkeit bedeckt ist, hat Grimmer einen Sud aus abgekochtem Wasser und Salz vorbereitet (auf einen Liter Wasser kommen acht Gramm Salz), den sie nun vorsichtig über das Kraut schüttet. Abgerundet wird das Ganze von einem dreiviertel Liter Weißwein. Dann bedeckt die Hauswirtschaftsmeisterin die Masse mit einem Baumwolltuch und beschwert es mit einer schweren Scheibe aus Steingut. So bleibt das Kraut möglichst fest zusammengepresst.
Bevor der Deckel auf den Gärtopf kommt, wird auch die die Topföffnung umlaufende Mulde mit Wasser befüllt. "Der Deckel muss schwimmen", erklärt sie. Nur so sei der Topf luftdicht verschlossen und es entstünde kein Schimmel.. "Man muss auch aufpassen, dass der Topf aufrecht steht, und wöchentlich das Baumwolltuch wechseln", erklärt sie. Dann legt sie den Deckel auf und beschwert ihn mit einem Stein. Die nächsten fünf bis acht Wochen wird der Gärtopf bei 18 bis 20 Grad Celsius im Keller stehen. "Wenn's gärt, dann blubbert es", sagt die 49-Jährige.
Wer sich keinen Gärtopf zulegen will, der kann sein Sauerkraut auch in einem kleinen Steinguttopf gären lassen. Oder man verwendet das Weißkraut roh. "Sauerkraut ist sehr bekömmlich und war bei den Leuten früher im Winter ein wichtiger Vitaminlieferant. Aber noch gesünder ist das Kraut", weiß Grimmer.