Sander schenkten den Zeilern kräftig ein
Autor: Klaus Schmitt
Zeil am Main, Sonntag, 21. Januar 2018
Die Zeiler Narrenzunft nahm bei ihrer 50. Büttensitzung die 1000-Jahr-Feier der Stadt ins Visier - und blickte auf die andere Seite des Mains.
Was wären die Zeiler ohne die Sander? Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Auf jeden Fall gäbe es weniger zu lachen, wenn die einen ohne die anderen auskommen müssten. Bei der Büttensitzung der Zeiler Narrenzunft (ZNZ) am Samstagabend im vollen Rudolf-Winkler-Haus flogen die Spitzen hin und her. Zeiler und Sander attackierten sich - über den Main hinweg - sehr zur Freude des Publikums, das eine bunte Show aus Tänzen, Musik, Büttenreden und Sketchen erlebte.
Das Programm, das am kommenden Freitag und Samstag nochmals präsentiert wird, hat zwar einige Längen, aber die Mischung passt. Bei der Premiere am Samstagabend herrschte gleich von der ersten Minute an eine tolle Stimmung, die Besucher gingen mit, und das blieb so bis zur letzten Aufführung weit nach Mitternacht.
Die gute Stimmung hat sicher auch damit zu tun, dass 2018 für Zeil ein besonderes Jahr ist. Die Stadt feiert ihre 1000-jährige Geschichte. Die Vorfreude ist groß und war bei der Büttensitzung deutlich zu spüren.
"1000 Jahre Zeil - Willkommen bei Freunden" lautete das Motto der Büttensitzung. Deshalb hatte die Narrenzunft Freunde eingeladen. Das Knetzgauer Prinzenpaar zum Beispiel und die Faschingstruppe "Sander Franzosen", die alle zusammen mit dem Elferrat der ZNZ auf der Bühne saßen. Und im Publikum verfolgte Landrat Wilhelm Schneider mit seiner Frau Larissa die Darbietungen, die mit der Purzelgarde begannen. "Happy Birthday Zeil" stand auf den T-Shirts der Buben und Mädchen. Durch den Abend führte der ZNZ-Sitzungspräsident und Bürgermeister Thomas Stadelmann.
Ein bisschen neidisch sind die Sander schon, dass der Nachbar Zeil heuer das 1000. Stadtjubiläum feiern kann. Sand habe deshalb eine Taskforce gegründet, die herausfinden sollte, ob Sand nicht doch älter ist als Zeil, berichteten die "Sander Franzosen", eine Gruppe des Sander Blasorchesters, die heuer zum zweiten Mal bei der Zeiler Büttensitzung auftrat und für einen der Höhepunkte im Programm sorgte. "Sämtlich Archive sind durchwühlt worden", erzählte Udo Rippstein, der Anführer der Truppe von jenseits des Mains. Offenbar ohne Erfolg, aber das ist auch nicht so wichtig, denn: "Zeiler, werft die Schoppen an die Wand, ihr gehört sowieso zu Sand", sang der Franzosen-Chor und stellte sich trotzdem an die Seite der Städter: "Zeiler, wir feiern heut' mit."
Die ersten Schoppen auf das Stadtjubiläum haben Resi und Babet (Susanne Wolfschmitt und Christiane Garreis) schon hinter sich. Die beiden Stadttratschen waren beim Silvesterball der Stadt, mit dem Zeil ins Jubiläumsjahr gestartet ist. Das Duo erzählte eine Anekdote nach der anderen von dem Ball und vielen weiteren Begebenheiten in Zeil. Die beiden wissen auch, warum Zeil das Jubiläum feiern kann - und älter ist als Sand. "Der Stadelmanns Thomas hat den Ludwig Leisentritt (den Stadtarchivar von Zeil, d. Red.) so lange bearbeitet, bis er die Urkunde für das Jubiläum gefunden hat", erzählte die Resi, die sich wie die Babet auf die Jubiläumsveranstaltungen freut.
Ein Höhepunkt wird der 1000-Stimmen-Chor, der die Zeiler Hymne singen soll. Aber noch sind die 1000 Sänger nicht gefunden. Aktueller Stand: über 700 Teilnehmer. Überall werde nach Sängern gesucht, selbst im Altenheim, schilderten Resi und Babet. "Und sogar Haßfurter dürfen mitsingen", wusste die Babet zu berichten. "Aber nur, wenn sie beim Singen die Goschn halten."
Resi und Babet traten letztmals bei der Zeiler Büttensitzung auf. Nach über 30 Jahren absolvierten Susanne Wolfschmitt und Christiane Garreis ihre Abschlussvorstellung. "Wir werden euch als Resi und Babet vermissen", bekannte Thomas Stadelmann. "Ihr habt Geschichte geschrieben", lobte der Präsident die beiden Faschingsgrößen und mit ihnen Helmut Trautner, der alle Reden für Resi und Babet geschrieben hat.
Nachdenklich stimmte die Büttenrede von Pfarrer Michael Erhart. Unter dem Stichwort "Helikopter-Eltern" monierte er in gereimter Form die Unvernunft so mancher Zeitgenossen. Er kritisierte überzogene Erwartungen, fehlende Verantwortung und Dummheit - und den Vandalismus in der Stadt. In seine "Brandrede", wie sie Thomas Stadelmann bezeichnete, bezog der katholische Seelsorger die eigene Bevölkerung mit ein. Erhart: "Der Anteil Heiliger in der Stadt ist auch nur ein Teil."
Weitere Glanzlichter setzten die verschiedenen Garden, Gesangsgruppen wie die "Nexdöcher", die "schwarze Witwe" Michaela Pottler-Zink, die ihre Männer "gern möcht lösch lass", das Duo Bartl und Fonser (Dominik Syka und Christian Melchior), das sich von einer Pointe zur nächsten zitterte, "Kleinhirn und Großhirn" (Finn und Bastian Düring), die "Prinzenschwarte", die eine Festkomitee-Sitzung zur 1000-Jahr-Feier in Szene setzte, sowie die Parküberwacherinnen "zu Wasser und zu Land", Gabi Leisentritt und Monika Stadelmann. Ihr Beitrag wurde per Film auf die große Leinwand eingespielt.