In der Maintal-Gemeinde können am 9. April 2564 Wahlberechtigte bestimmen, wer der nächste Bürgermeister ist. Drei Kandidaten bewerben sich um das Amt.
Es ist spannend in Sand. Die Gemeinde mit ihren rund 3100 Einwohnern wählt am Sonntag, 9. April, den Bürgermeister. Bleibt Bernhard Ruß (SPD) im Amt, der schon seit 24 Jahren an der Spitze der Kommune steht? Oder gelingt es Andrea Rippstein (CSU) oder Jörg Kümmel (FSB), neue Chefin oder neuer Chef im Rathaus zu werden? Die Bürger entscheiden diese Frage. 2564 Wahlberechtigte hat die Gemeinde, wie der Gemeindewahlleiter Matthias Klauda erklärt.
Möglich ist eine Stichwahl zwischen den zwei Bestplatzierten, wenn keiner der drei Kandidaten am 9. April die absolute Mehrheit (über 50 Prozent der Stimmen) erreicht. Der zweite Wahltermin wäre dann am Sonntag, 23. April. Dann gäbe es definitiv eine Entscheidung.
In Sand sind drei Wahllokale eingerichtet. Alle befinden sich in der Schule. Dazu gibt es die Möglichkeit, per Briefwahl abzustimmen. Aktuell haben 290 Wähler davon Gebrauch gemacht. Im Vorfeld der Wahl hat unser allen Kandidaten vier Fragen gestellt. Hier sind die Fragen und danach kommen die Antworten der einzelnen Kandidaten:
1. Sand gilt als eine erfolgreiche Gemeinde im Maintal. Wo sehen Sie besondere Stärken, die unterstrichen und eventuell weiter ausgebaut werden sollen?
2. Wo Stärken sind, gibt es auch Schwächen. Wo muss Sand noch besser werden , was muss in der Zukunft anders in der Gemeinde gemacht werden?
3. Für den Fall Ihrer Wahl: Welches Projekt würden Sie zuerst umsetzen, was in die Wege leiten , welche Prioritäten müssen in Sand gesetzt werden?
4. Wenn Sie nach dem 9. April Bürgermeister in Sand sind: Wie führen Sie Ihr Amt, worauf wollen Sie besonderen Wert in der Arbeit legen?
Die Antworten von Jörg Kümmel:
1. Sand ist eine schöne Wohngemeinde, die über Kindergärten, eine Schule, eine sehr gute ärztliche Versorgung, ein soziales, funktionierendes Vereinswesen, Banken, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Gewerbebetriebe verfügt. Also eine gesunde Mischung, welche in der Zukunft unbedingt erhalten und gefördert werden muss. Eine weitere Gewerbeansiedlung ist anzustreben.
2. In Bereiche wie Infrastruktur, Familienfreundlichkeit und Wohnen im Alter wurde in den vergangenen Jahren zu wenig Zeit, Ideen und Geld investiert, beziehungsweise wurden sie gar nicht angegangen. Viele Eltern gehen mit Ihren Kindern zum Spielen nach Knetzgau oder Oberschleichach, Sand ist hierin nicht mehr attraktiv. Auch für die Jugend liegt kein reizvolles Angebot vor.
Wohnformen oder Begegnungsstätten für ältere Menschen existieren derzeit fast nicht. Aber auch der Zustand unserer Straßen, speziell im Altdorf, ist nicht gut, obwohl die Gemeinde für die Instandhaltung verantwortlich ist. Bauprojekte wie zum Beispiel der Dorfplatz, die Turnhalle, der Kanal und der Kirchturm sprengten die vorgesehenen Kostenrahmen, so dass Geld an anderer Stelle fehlt. Mit dem Dorfplatzpflaster wurde nicht nur für ältere Menschen eine künstliche Barriere geschaffen.
Derzeit haben wir Leerstände von 80 bis 100 privaten Bauplätzen. Für den Hochwasserschutz wurde bisher nichts getan. Dies muss nun Schritt für Schritt aufgearbeitet werden, damit Sand wieder attraktiver für alle Bürger wird und bezahlbar bleibt.
3. Erstes Ziel ist es, die bis dahin im Gemeinderat beschlossenen Projekte, wie den barrierefreien Zugang, die Erschließung der Unteren Länge, eventuell auch der Oberen Länge unter Einhaltung der angesetzten Kosten umzusetzen. Für die anstehende Erweiterung des Kindergartens sollte erst ein in sich schlüssiges Konzept inklusive Kostenermittlung durchgeführt werden. Unabhängig hiervon würde ich die Instandsetzung der Straßen nach einer Prioritätenliste in den nächsten Jahren durchführen, ohne finanzielle Belastung der Anwohner.
Die Spielplätze gehören verbessert. Baugebiete sollten erst dann erschlossen werden, wenn die Gemeinde mindestens 50 Prozent der Flächen besitzt, um jungen Familien kostengünstige Bauplätze anbieten zu können.
Das Konzept des Campingplatzes gehört überarbeitet, um den Tourismus zu fördern. Langfristig realisierbare Projekte wie das Wohnen im Alter sollten gemeinsam mit den Bürgern angegangen werden. Grundlage hierfür ist stets eine solide Finanzierung.
4. Schon als Gemeinderat war es mir wichtig, mich mit allen Bürgern parteiübergreifend auszutauschen und ihre Anliegen aufzunehmen. Neben der Bürgernähe sind mir Bürgerbeteiligung, Transparenz und Einhaltung der Kosten sehr wichtig.
Hier die Antworten von Andrea Rippstein:
1. Sand ist stark aufgestellt, aber das liegt an seinen Bewohnern, es pulsiert und ist attraktiv durch seine Einwohner und Vereine. Ich erlebe "den Sander" als offenen und herzlichen Menschen, wahrscheinlich auch dank der Raaser, die weit unterwegs waren, viele Eindrücke mit nach Hause brachten und die Mentalität entscheidend mitgeprägt haben. Eine quirlige Gemeinde, die auch in schwersten Zeiten immer kreativ und mit Blick nach vorne war. Gastfreundlich, pfiffig, kommunikativ und engagiert - das ist Sand!
Förderung der Vereine, Gewerbe, ehrenamtlich Engagierte, sie bilden die soziale Klammer, sie verdienen eine deutlichere Anerkennung und Wertschätzung.
Unsere Historie, Traditionen und Handwerk haben noch viel Potenzial nach oben. Das können moderne Wege wie mein "Kaskuchen-Herz" sein, aber auch Besinnung darauf, was uns hier einzigartig macht, das Korbmacherhandwerk.
2. "In Sand lebt es sich gut." Das ist bisher Statuserklärung ohne Schub für unsere Gemeinde. Um uns herum recken und strecken sich die Kommunen, jeder versucht sich für die Zukunft zu positionieren, die Note zwei reicht einfach nicht mehr aus im kommunalen Wettbewerb. Daher meine Frage: "Was müssen wir tun, damit es sich in Sand nicht nur gut, sondern sehr gut leben lässt?" Wir brauchen mehr als nur Ideen. Wo wollen wir in 13 Jahren stehen? Davon brauchen wir eine Vision, einen Fahrplan. Ein Blick in die Zukunft, nicht ein Ausruhen auf dem Hier und Jetzt. Dazu gehören ein zeitgemäßer Politikstil, ein stärkeres Miteinander. Wir müssen noch viel sozial- und bürgerfreundlicher werden, sei es in der Mitbestimmung großer Themen, einer moderneren Verwaltung, der Jugendarbeit, für ein würdiges Leben im Alter, neue Impulse für die Wirtschaft, Stärkung der sozialen Themen und aktives Voranschreiten bei Tourismus und Kultur.
3. Es gibt einiges, was ich umgehend auf den Plan rufen werde, vieles hat auch längere Vorlaufzeiten und auch mancher Ist-Stand muss analysiert werden, um Fakten zu schaffen. Umsetzen, da wäre meine Bürgerstiftung, Projekt gerechte Straßenumlage, Camping- und Tourismus, Hochwasserschutz, das Armenhaus, Ortsentwicklung, es gibt so einiges, für was ich in meinen beiden Programmen stehe, und gesamt betrachtet, hat alles seine Wichtigkeit.
4. Mein Führungsstil ist miteinander, sei es mit den Kollegen der Verwaltung oder den Bürgern. Aufeinander zugehen, miteinander reden, einen zeitgemäßen Stil mit dem Ohr am Bürger - mit ihm, nicht über ihn hinweg. Ich will ein Gemeinderepräsentant sein, der das politische und sachbezogene "Wir" vor dem persönlichen "Ich" stehen hat und Ideen und Meinungen des Gegenübers Gehör schenkt, und zwar über die Parteigrenzen hinweg.
Und hier die Antworten von Bernhard Ruß:
1. Sand besitzt einen hohen Wohn- und Freizeitwert. Durch die ganztägigen Betreuungsangebote in Kindergarten und Schule können junge Paare Familie und Beruf gut miteinander verbinden. Schule und Kindergarten müssen dennoch den neuen Entwicklungen angepasst werden. Die Vereine prägen die Dorfgemeinschaft. Jugendliche in den Vereinen und im offenen Jugendtreff "moe's" werden von der Gemeinde besonders gefördert. Sie müssen weiter nach Kräften unterstützt werden.
Die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Kläranlage und Kanalnetz reichen für die kommende Generation aus, so dass in absehbarer Zeit keine Umlagen anfallen werden. Der Maintal-Radweg führt auf meine Initiative hin durch die Ortsmitte. Zusammen mit der Marke Abt-Degen-Weintal und weiteren touristische Potenzialen bestehen noch Entwicklungsmöglichkeiten.
Aufgrund der Attraktivität der Gemeinde werden leer fallende Gebäude schnell wieder verkauft und bewohnt. Dennoch muss die Entwicklung im Altort weiter aktiv begleitet werden.
2. Ein Problem sind fehlende Flächen für Bauland. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. An freien Gewerbeflächen ist nur ein Hektar vorhanden. Mit der Erschließung des Gewerbegebietes in der "Oberen Länge" ergeben sich Erweiterungsmöglichkeiten in Richtung "Königsäcker".
Die Gemeinde wird künftig geeignete Grundstücke im Alt-ortbereich erwerben müssen. Mit dem Kauf des Pfarrhauses wurde ein erster Schritt getan, um zusammen mit dem Kindergarten ein soziales Zentrum in der Ortsmitte zu schaffen.
3. Mit der Umsetzung eines behindertengerechten Zugangs zum Rathaus wird noch in diesem Jahr begonnen. Für die Erweiterung des Kindergartens ist die Planung für dieses, die Fertigstellung für nächstes Jahr vorgesehen.
Für Senioren sollen Tagespflege- und Betreuungsangebote im Ort geschaffen werden. Als mögliche Standorte können größere leer fallende Objekte herangezogen werden.
Begonnen werden soll die Planung eines weiteren Baugebietes unter Berücksichtigung der Situation im Altort. Die Erschließung soll abschnittsweise erfolgen, so dass die Ausweisung an die Nachfrage angepasst werden kann.
Ausgehend von einer Studie zum Hochwasserschutz, die derzeit erarbeitet wird, sollen realisierbare Maßnahmen abgeleitet werden. Infrastruktur und Wohnqualität müssen auf einem hohen Niveau gehalten werden.
4. Ich werde weiterhin ein Bürgermeister für alle sein. Neben meinen Sachkenntnissen werde ich meine bestehenden Kontakte in Kreis- und Bezirkstag, Regionalem Planungsverband, Verwaltungsrat der Sparkasse und meine Verbindungen zu Verwaltung und Politik mit einbringen. Meine Ziele werden sich immer an den Möglichkeiten der Größe unserer Gemeinde orientieren.