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Sand prüft Kunstrasen-Variante


Autor: Alfons Beuerlein

Sand am Main, Donnerstag, 27. Februar 2014

Die Gemeinde Sand muss den zweiten Platz am Seestadion sanieren. Der Rat will für die teure Lösung nicht mehr als 520 000 Euro ausgeben.
Wasser- und Schlammschlachten, wie auf diesem Archivbild, das auf einem auswärtigen Fußballplatz entstand, sollen auf dem Fußballplatz in Sand in Zukunft ausgeschlossen bleiben. Das soll durch das Anlegen eines Kunstrasenfelds erreicht werden.  Foto: Archiv


Schwer, sehr schwer tat sich der Gemeinderat Sand. Nach intensiven Diskussionen rang man sich dazu durch, die Ausschreibung für den umstrittenen Kunstrasenplatz in Auftrag zu geben. Im ersten Anlauf war das Vorhaben abgelehnt worden. Beschlossene Sache ist der Kunstrasenplatz damit aber noch lange nicht.
Eingangs listete Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) für die vielen Zuhörer alle bisherigen Schritte zum Thema auf. Für das Vorhaben gibt es EU-Gelder, und das nicht zu knapp. Und um in das Leader-Förderprogramm zu kommen, stand Sand unter Zeitdruck.

Laut Ruß seien die Zahlen über die Kosten erst einmal mit Vorsicht zu genießen gewesen. So machte sich der Gemeinderat ein Bild, indem er Kunstrasenspielfelder besichtigte.

Letztlich bekam Sand aus dem Leader-Förderprogramm für Kunstrasenplatz und mobile Bühne 149 000 Euro als Zuschuss zugesagt.
Dem stellte Ruß die Kosten gegenüber, die sowieso für die dringend nötige Sanierung des Nebenplatzes am Seestadion angefallen wären: 130 000 Euro standen im Raum, und aus dem Sandplatz ein Rasenspielfeld zu machen, sei bei der Dauerbelastung durch Training und Spielbetrieb nicht sinnvoll. Seitens der Bürger gab es, beispielsweise in der Bürgerversammlung im Oktober 2013, etliche positive Stimmen für einen Kunstrasenplatz.

Architekten eingeschaltet

Sand steht am Scheideweg: Ruß machte klar, dass ohne weitere Planungen der Kunstrasenplatz heuer nicht mehr gebaut werden kann, das "Leader"-Geld entfalle. "Es hat sich gezeigt, dass wir ohne qualifizierte Planung und ohne ein Büro, das solche Kunstrasenplätze bereits gebaut hat, nicht weiterkommen", unterstrich Ruß, der damit die Planungsvergabe an das Landschaftsarchitekturbüro Ammermann/Döhler (Bamberg) begründete. Es hat etwa den Kunstrasenplatz in Bamberg geplant und gebaut.

Martin Ammermann und Elke Döhler berichteten, dass die Nachfrage nach Kunstrasenplätze steige, weile viele kommunale Sportanlagen modernisiert werden müssten. Für Sand käme ein Kunstrasenplatz von 90 x 58 Meter in Frage. Diese Mindestmaße entsprächen den Bestimmungen des Bayerischen Fußballverbands.
Die Planer erläuterten technische Fragen: Baugrunduntersuchung, Drainage, Aufbau wegen 100-jährigem Hochwasser, Randbefestigung, Abgrenzungen, Umgriff um das Spielfeld. Danach betragen die reinen Spielfeldkosten ("von Linie zu Linie") 329 000 Euro.

Labiler Untergrund

Wegen des labilen Untergrunds - beim Anlegen des alten Sportplatzes wurde der Kies entfernt und der Untergrund mit minderwertigem Material aufgefüllt - ist eine Baugrundverbesserung nötig: Kosten rund 23 000 Euro. Mit den Baunebenkosten von 70 000 Euro kommt man auf mindestens 425 000 Euro für den Sportplatz. Die Architekten empfahlen (nicht zwingend erforderlich) wegen der Lage im Hochwassergebiet den Einbau einer Asphalttragschicht (59 000 Euro).

Zu berücksichtigen sei ihnen zufolge ferner die Neugestaltung der Außenanlagen - das sei aber sowieso fällig, weil das Sportgelände vor über 45 Jahren errichtet wurde und Wege und Einplankungen erneuert werden müssten. Inklusive des Blitzschutzes (10 000 Euro) kämen für die Außenanlagen rund 88 000 Euro zusammen. Fast die Hälfte - rund 41 000 Euro - will der 1. FC Sand durch Eigenleistung erbringen. Rechne man die Außenanlage und die Asphaltschicht zum Kunstrasenplatz hinzu, käme das Gesamtvolumen auf 530 000 Euro.

Laut Bürgermeister Ruß ist klar, dass ein Rasenplatz als weiterer Trainingsplatz selbst bei höchstem Pflegeaufwand auf Dauer nicht zu halten sei. "Wir müssen zudem auch an die Weiterentwicklung der Gemeinde denken. Durch den Kunstrasenplatz bekommen wir ein weitaus höheres Niveau als durch den Sandplatz. Davon profitiert das Image der Gemeinde ebenso wie die Sport treibende Jugend, nicht nur aus Sand, sondern auch von auswärtigen Vereinen bis hin zur Lebenshilfe und den Campingplatzbesuchern." Die Gemeinderäte diskutierten ausgiebig. Robert Wagner wollte die Entscheidung über die Ausschreibung bis nach der Beratung des Haushaltsplanes 2014 zurückstellen. Hugo Ackermann hinterfragte die Finanzierung. Bernhard Ruß antwortete, dass für die Sanierung der Sportanlagen schon 2013 Geld im Haushaltsplan eingeplant wurde: "Wir haben eine korrekte mittelfristige Finanzplanung. Wir können das Konzept Kunstrasenplatz finanzieren, auch wenn ich zugeben muss, dass dadurch eventuell andere Projekte etwas verzögert werden könnten."
Roland Mahr sprach sich für den Kunstrasenplatz aus und fand es besser, gleich in eine vernünftige Sache zu investieren. Paul Hümmer sah in einem Kunstrasenplatz auch die konkrete Förderung des Ehrenamtes; das seien Bedingungen im Sinne der Jugend für ordentliche Arbeit.
Auch Gerhard Zösch, Doris Kümmel und Klaus Ullrich sprachen sich, wenn auch mit ein wenig Bauchweh, für das Vorhaben aus. Klaus Ullrich beantragte die Deckelung auf 520 000 Euro - sonst dürfe kein Kunstrasenplatz gebaut werden. Die erste Abstimmung, Ausschreibung für einen Kunstrasenplatz von 90 x 58 Meter mit Asphaltuntergrund als Eventualposition, ging mit 8:9 Stimmen negativ aus.
Die zweite Abstimmung mit Kostendeckelung endete mit 13:4 Stimmen. Grünes Licht also für das Planungsbüro. Über den Bau des Kunstrasenplatzes entscheidet der Rat letztlich nach Angebotseingang.