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Salzberge statt Schnee im Landkreis Haßberge


Autor: Klaus Schmitt

LKR Haßberge, Montag, 03. März 2014

Die Straßenmeistereien im Landkreis haben heuer weniger Streumittel ausbringen müssen als in früheren Jahren. Und geräumt werden musste fast gar nicht. Dennoch gab es zahlreiche Einsätze für Dieter Gonnert und seine Kollegen auf den Straßen.
Dieter Gonnert zeigt auf die Salzberge in der Autobahnmeisterei Knetzgau. Foto: Klaus Schmitt


Viele Kinder finden es traurig: Der Winter 2013/2014 ist nahezu ausgefallen. Es gab nur an wenigen Tagen Schnee und damit kaum eine Möglichkeit, mit dem Schlitten den Berg hinab zu rodeln.

Andere freuen sich, dass die Schneeflocken nicht gefallen sind, dass sie vor allem nicht auf den Straßen gelandet sind: die Straßenmeistereien im Landkreis. Sie hatten weniger Arbeit in den vergangenen Monaten als in den Jahren zuvor. Und sie sparen Geld.

Die Salzhalle der Autobahnmeisterei in Knetzgau ist voll. Rund 1200 Tonnen Streusalz sind dort derzeit eingelagert, wie Leiter Dieter Gonnert infranken.de sagte. Bis unter das Dach türmt sich das Salz in der Halle.
Bisher hat die Autobahnmeisterei nur etwa 900 Tonnen bei ihren Einsatzfahrten auf der Maintalautobahn verbraucht.

Dieter Gonnert rechnet inklusive der nächsten Wochen: "An die 1000 Tonnen werden wir hinkommen." In einem normalen Winter streut die Dienststelle der Autobahndirektion Nordbayern rund 1600 bis 2400 Tonnen Salz.

52 Kilometer Autobahn müssen geräumt und gestreut werden

Die Autobahnmeisterei ist für den A70-Abschnitt zwischen Schweinfurt-Bergrheinfeld und Bamberg-Hafen zuständig. Das sind 52 Kilometer Maintalautobahn. Dazu kommen weitere zehn Kilometer, die geräumt und gestreut werden müssen; das sind die Auf- und Abfahrten in diesem Streckenabschnitt.

Dass die Winterdienst-Einsätze "etwas weniger als sonst" waren, hat laut Dieter Gonnert den positiven Nebeneffekt, dass die Mitarbeiter, die häufig im Schichtdienst unterwegs sind, entspannter an ihre Arbeit gehen können. Es sei sogar gelungen, Überstunden abzubauen.

Trotzdem: Eine komplette Entwarnung für die Autobahnmeisterei hat es bisher nicht gegeben. Vor allem in den letzten Tagen und Wochen waren die Streudienste häufig auf der A70 unterwegs, vor allem nachts und in den frühen Morgenstunden. Zwar fehle der Schnee, sagt Dieter Gonnert, aber die tückische Reifglätte trete immer wieder auf, und da müsse vorbeugend gestreut werden. Die Glätte hat nach der Darstellung des Leiters der Autobahnmeisterei vor allem mit der Luftfeuchtigkeit im Maintal zu tun. Gefährlich werde es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. "Es geht manchmal schnell", dass aus einer völlig harmlosen Straßensituation eine rutschige Fahrbahn werden kann, weiß Gonnert.

Tückische Glätte

Die gleichen Erfahrungen hat in diesem Winter Alfons Schanz gemacht. Der Leiter der Tiefbauverwaltung des Landkreises, die sich um das 321 Kilometer lange Kreisstraßennetz kümmert, berichtete unserer Zeitung, dass seine Einsatzfahrzeuge trotz des fast ausgefallenen Winters "deutlich mehr" unterwegs waren, "als man erwartet hat" angesichts des sehr milden Winters. Dennoch waren es insgesamt weniger Fahrten als sonst üblich.
Tückische Glätte sei in den Tälern aufgetreten sowie auf den Höhenzügen der Haßberge und des Steigerwaldes. Seine Kollegen kennen natürlich die gefährlichen Ecken, auf die sie zuerst schauen müssen, wenn die Temperaturen in die bedenklichen Regionen fallen.

Wie die Autobahnmeisterei hat auch die Tiefbauverwaltung des Landkreises bisher in dieser Wintersaison weniger Salz gebraucht als in den Wintern zuvor. Der Verbrauch auf den Kreisstraßen liegt derzeit bei rund 1000 Tonnen. In normalen Wintern wurden laut Schanz im gleichen Zeitraum rund 1500 bis 1800 Tonnen Salz benötigt. Eingelagert hat die Tiefbauverwaltung derzeit rund 1600 Tonnen.

Alfons Schanz freut sich über den niedrigeren Salzverbrauch nicht nur deswegen, weil der Landkreis Haßberge damit Geld spart. Auch die Umwelt werde entlastet, sagt er.

Die gleiche Rechnung kann Manfred Rott aufmachen. Auch seine Behörde, das Staatliche Bauamt in Schweinfurt, hat in diesem Winter weniger Salz ausbringen müssen. Das Staatliche Bauamt ist zuständig für die Bundes- und Staatsstraßen. Das Netz hat im Landkreis Haßberge eine Länge von zusammen 350 bis 360 Kilometern.
Bisher hat die Straßenmeisterei in Zeil, Außenstelle des Staatlichen Bauamtes, mit ihrer Filiale Ermershausen laut Rott rund 1400 Tonnen Salz benötigt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 1800 Tonnen.

Das wirkt sich in der Kasse aus, wie Manfred Rott mitteilte. Bisher (2013/2014) lagen die Kosten bei rund 300 000 Euro. Im vergangenen Winter waren zu dem gleichen Zeitpunkt schon 440 000 Euro "verpulvert" worden. Über die frei werdenden Mittel freut sich die Behörde, denn sie kann das Bauamt dann an anderer Stelle einsetzen.

Wenngleich: Der Winter ist noch nicht vorüber. "Der März ist nicht vorbei", warnt Manfred Rott vor verfrühter Freude.

Übrigens: Das Streusalz, das in diesem Winter nicht gebraucht wird, kann gut gelagert werden - über mehrere Jahre. Das sei kein Problem, erklärt Dieter Gonnert aus Knetzgau.





Kommentar von Klaus Schmitt: Null Risiko auf den Straßen ist nicht möglich


Es ist ein Dauerbrenner. In fast jeder Bürgerversammlung in den 26 Städten und Gemeinden im Landkreis Haßberge wird das Thema Winterdienst angesprochen. Die Bitte (und damit verbundene Kritik) ist fast immer die gleiche: Die Räum- und Streudienste möchten doch zuerst an dieser oder jener Stelle ihre Arbeit tun. Und nicht woanders.

Verständlich: Denn jeder Autofahrer, der morgens zur Arbeit muss, möchte freie Bahn haben. Er will kein Risiko eingehen, dass er in einen Glätte-Unfall verwickelt wird. Und er möchte nicht zu spät zu seiner Arbeit kommen.
Geht leider nicht: Die Räum- und Streudienste fahren im Landkreis - wie sicher auch in anderen Gebieten - nach einem fest vorgegebenen Plan. Eine wesentliche Maßgabe darin ist, dass neuralgische Punkt zuerst gesichert werden müssen. Und das ist sinnvoll.

In den vergangenen Jahren haben zudem der Landkreis und das Staatliche Bauamt sowie die Kommunen ihre Räum- und Streudienstwege aufeinander abgestimmt. Das bedeutet im Einzelfall, dass ein Einsatzfahrzeug der Tiefbauverwaltung des Landkreises auch einmal über die Staatsstraße fährt und umgekehrt. Das macht Sinn, denn es ist nicht zu verstehen, dass Trassen "sauber" sind und nur ein paar Meter weiter die angrenzenden Straßen nicht mehr, nur weil Zuständigkeiten sich ändern.

In erster Linie ist aber der Autofahrer für seine Sicherheit verantwortlich. Das gilt auch bei Glätte und Schnee. Eine hundertprozentige Absicherung durch die Räum- und Streudienste könne es nicht geben, sagt Alfons Schanz, der Leiter der Tiefbauverwaltung des Kreises Haßberge. So ist es.