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Zurück in den Beruf: Initiative der Arbeitsagentur hilft


Autor: Friederike Stark

LKR Haßberge, Donnerstag, 10. März 2016

Nicht berufstätigen Frauen in der sogenannten stillen Reserve, die zurück ins Berufsleben möchten, hilft das "Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön".
"Von der Reservebank ins Spiel kommen" - das wollen und sollen viele Frauen. Bei dem Schritt hilft das "Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön". Für unser Symbolfoto zum Thema stellte sich die FT-Redakteurin Brigitte Krause auf dem Zeiler Sportgelände zur Verfügung. Foto: Andreas Lösch


Manchmal genügt es, an einer kleinen Stellschraube zu drehen, und alles kommt wieder in Schwung. So war es bei Sandra Möller aus Hofheim. Die 43-jährige Mutter zweier inzwischen volljähriger Kinder wollte nach 15 Jahren endlich wieder richtig arbeiten. "Nicht mehr nur auf 450-Euro-Basis", sagt Möller.

Doch es wollte nicht so recht klappen. "Dann bin ich recht frustriert zur Arbeitsagentur, um zu jammern", erinnert sich die 43-Jährige. Und ein paar Wochen später hatte Möller ihr Ziel erreicht: eine feste Arbeit.


Hilfe angenommen

Doch was war passiert? Möller wurde an die Hand genommen, um den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen. Dank des "Netzwerks Wiedereinstieg Main-Rhön", einer Initiative der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, des Landkreises Haßberge und anderer Partner, erkannte Möller den simplen Grund für ihre erfolglose Jobsuche. "Meine Bewerbungen waren nicht mehr zeitgemäß", so Möller. Sie lernte, eine Bewerbung nach aktuellem Standard zu formulieren, und auf einmal ging es ganz schnell.

Dass es manchmal nur solche Kleinigkeiten sind, die zwischen dem Dasein als Hausfrau und dem als Arbeitnehmerin stehen, weiß auch Christine Stühler. Sie ist die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Haßberge und Ansprechpartnerin für das "Netzwerk Wiedereinstieg".

"Diese nicht berufstätigen Frauen in der stillen Reserve bilden ein wertvolles Potenzial für die Arbeitswelt", erklärt Stühler. Und dieses Potenzial muss ausgeschöpft werden. Denn eine Prognose der Bundesagentur für Arbeit sagt für den Kreis Haßberge einen Rückgang des Arbeitskräftepotenzials bis 2028 von 11,8 Prozent voraus.

Um diesem Rückgang etwas entgegenzusetzen, versucht das "Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön" gezielt, Frauen den Weg zurück ins Berufsleben zu erleichtern.

"Zuerst aber wollten wir analysieren, was diese Frauen bisher davon abgehalten hat, wieder zu arbeiten", erklärt Stühler. Dafür entwarfen die Netzwerk-Partner einen Fragebogen und verteilten ihn an die "stillen Reserven". "Es war gar nicht leicht, diese Frauen zu erreichen, da sie ja nirgendwo gemeldet sind."

Doch Stühler gelang es, im Landkreis die Frauen zu erreichen. "Wir waren dort, wo diese Frauen sind", erklärt Stühler. Und das ist keineswegs nur an Kindergärten oder in der Schule. "Meist denkt man nur an Frauen, die wegen der Kinder nicht arbeiten", sagt Stühler. Doch meist übernähmen nach wie vor die Frauen innerhalb der Familie alle Aufgaben rund ums Pflegethema. "Dazu gehört beispielsweise auch die Elternpflege", erklärt Stühler.


Hohe Sozialkompetenz

Nach Jahren der Betreuung Familienangehöriger fehle den Frauen häufig der Mut, "obwohl gerade ihre in dieser Zeit erworbene hohe Sozialkompetenz für den Arbeitsmarkt interessant ist", urteilt die Gleichstellungsbeauftragte. Dennoch: "Viele Frauen glauben, dass sie für den Arbeitsmarkt nicht mehr gut genug sind", zitiert Christine Stühler aus den Ergebnissen der Befragung.

Für die Frauen gibt es verschiedene Angebote, wie etwa die Qualifizierungsmaßnahme "Wiedereinstieg Main-Rhön". Zu dieser gehören beispielsweise EDV-Kurse, Bewerbungstrainings, aber auch die Möglichkeit, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern. Als Zugangsvoraussetzung müssen sich die Frauen allerdings dann arbeitslos melden.

"Unsere Befragung zeigte aber, dass einige Frauen diesen Schritt nicht gehen wollen", sagt Stühler. Daher gibt es die Wiedereinstiegsberaterinnen. "Dort können sich Frauen unverbindlich zu allen Themen rund um den beruflichen Wiedereinstieg beraten lassen", erklärt Stühler. In persönlicher Atmosphäre werden Frauen über den regionalen Arbeitsmarkt informiert und erfahren, welche Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote es gibt.
Darüber hinaus findet jährlich die Veranstaltungsreihe "Frauen mittendrin statt nur dabei" statt, die ebenfalls vom "Netzwerk Wiedereinstieg" organisiert wird. Im gesamten Main-Rhön-Gebiet gibt es über das Jahr verteilt Vorträge und Workshops beispielsweise zum Thema "Worauf Personalentscheider achten". In Haßfurt findet dieser Informationstag am 23. November statt. Informationen rund um das Thema "Netzwerk Wiedereinstieg" sind auf der Internetseite des Landkreises Haßberge unter der Rubrik Bürgerservice/Gleichstellungsstelle zu finden.

Sandra Möller hat ihren Weg bereits gemacht. Sie nahm an der Qualifizierungsmaßnahme Wiedereinstieg teil, konnte aber nicht alle Angebote nutzen. "Denn da hatte ich schon die Zusage", sagt sie und lacht.

Seit Anfang Februar arbeitet sie nun in einem festen Beschäftigungsverhältnis. "Und es macht mir richtig Spaß, wieder voll dabei zu sein."