"Rentner Robert" hat eine Engelsgeduld
Autor: Ralf Naumann
Sylbach, Freitag, 21. März 2014
Der Rentner Robert Schuler ist ein Ausbund an Geduld. Seit Jahren unterrichtet er die behinderten Kinder der Lebenshilfe in Sylbach (Stadt Haßfurt) an Musikinstrumenten. Er gibt zu, dass seine Aufgabe anstrengend sei, aber die Kinder und Jugendlichen belohnen ihn dafür umso mehr.
Er braucht vor allem viel Geduld. Und die hat Robert Schuler, wenn er immer mittwochs für einige Stunden im kleinen Jugendraum des Förderzentrums der Lebenshilfe Haßberge in Sylbach weilt. Dann ist der 64-Jährige aus Gädheim freilich nicht allein.
Im Abstand von 20 Minuten kommen derzeit acht Schüler der Einrichtung, um etwas von ihm zu lernen: Trompete und Tenorhorn.
"Mein Ziel ist es, ihnen das Spielen eines Blasinstruments beizubringen, damit sie erkennen, das sie selbst etwas zu Stande bringen können, was sie sich selbst mit Fleiß erarbeitet haben", umschreibt der Rentner seine Beweggründe für sein Engagement. Zudem könne er den behinderten Jugendlichen mit seiner Arbeit "etwas geben, was ihnen eine große Freude bereitet". Schuler weiß, dass "sie mir dies mit Gestik und Dankbarkeit wieder zurückgeben."
Ein studierter Musiker
Robert Schuler vermittelt während der Unterrichtsstunden "geballtes Wissen verständlich verpackt" an seine "Schüler" aus Ebern, Rabelsdorf, Mechenried, Augsfeld, Haßfurt, Happertshausen, Sand und Holzhausen. Immerhin ist der ehemalige Maschinenschlosser und Messtechniker ganz nebenbei ein "studierter Musiker", wie er lachend erzählt.
Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt Schuler Musik. Zunächst lernte er bei Militärmusikmeister Bruno Kimmel vom Musikverein Schonungen Posaune, ehe er bei Professor Walter Daum an der Musikhochschule und am Herman-Zilcher Konservatorium, jeweils in Würzburg, studierte. "Meine Instrumente sind neben Posaune auch noch Euphonium, Tenorhorn, Trompete und Blockflöte", sagt er stolz.
Vielfach musikalisch aktiv
Es war eigentlich logisch, dass Robert Schuler mit all seinem Können einmal an der Spitze eines Orchesters stehen würde Und er gründete nach seiner Zeit als Dirigent beim Musikverein Schonungen 1974 den Musikverein in seinem Wohnort und drei Jahre später schließlich die bekannte Gädheimer "Frankenland-Kapelle". Den Taktstock des Dirigenten übergab er 1988 an seinen Sohn Armin, doch Vorsitzender im Musikverein ist er selbst nach mittlerweile 40 Jahren noch. Zwischenzeitlich war der dreifache Opa noch bei der "Harmonie" in Ebelsbach aktiv (1974 bis 1980) sowie als Dirigent bei den Musikvereinen "Schlossberger Hohnhausen" (1977 bis 1986), bei der Blaskapelle Lindach und in Buch. Aktuell ist er beim Seniorenorchester des Bezirks Unterfranken mit Sitz in Hammelburg tätig und zugleich Dozent am "Musik-Bahnhof Gädheim". Dort übernimmt er Einzelunterricht, Gruppenunterricht und die Bläserklassen.
Mit Gefühl und Geduld
Nach einer Anfrage von Schulleiterin Margit Lesch ist Robert Schuler seit drei Jahren am Förderzentrum der Lebenshilfe Haßberge aktiv. In seinem Einzelunterricht übt er mit den geistig behinderten Schülern "fast nur Töne der kleinen und eingestrichenen Oktave im Bereich von kleineren Intervallen", sagt er und fügt hinzu: "Je nach Begabung und musikalischer Auffassung werden dann Melodien von meist Kinder-, Volks-, Weihnachts- und Kirchenliedern gespielt."
Für ihn ist in erster Linie wichtig, "die körperliche und geistige Defiziens" des Schülers zu berücksichtigen und "mit Gefühl und Geduld" zu arbeiten. "Behinderte Schüler sind langsamer im Verstehen der Theorie und können praktisch und technisch nicht so perfekt die erforderliche Handhabung des Musikinstrumentes ausführen", benennt der 64-Jährige den größten Unterschied zum Unterricht mit nichtbehinderten Jugendlichen.
Er räumt ein, dass ihn seine Arbeit in der Lebenshilfe einerseits anstrenge. Der Spaß überwiege aber bei weitem, "weil man gefordert wird und spürt, mit welcher Freude und Begeisterung viele Schüler bei der Sache sind." Manuel Kettler aus Rabelsdorf bei Ebern bestätigt seine Vermutung. "Es macht riesig Spaß", sagt der 17-Jährige, und dass er "sehr gerne" Trompete spielt. Dabei bekommt Robert Schuler ein dickes Lob: "Er ist ein echt guter Lehrer." Selbst bei dem ein oder anderen falschen Ton gibt es keine lauten Worte. "Nein, dann schimpft er nicht sondern sagt mir, wie es richtig geht", sagt Manuel, bevor er sich konzentriert wieder seinem Instrument widmet.
Robert Schuler würde sich freuen, "wenn für diese Sache, ich möchte sie nur mal Therapie nennen, mehr Anerkennung und Zeit aufgebracht werden." Er jedenfalls bringt jede Woche einige Stunden mit und das Wort "Anerkennung" ist bei ihm gleichzeitig mit "Stolz" unzertrennlich verbunden.