Reckendorfer kommen auf keinen grünen Zweig
Autor: Ralf Kestel
Reckendorf, Donnerstag, 30. Juni 2016
Unterzeichner einer Liste für einen verkehrsberuhigenden Ausbau der Reckendorfer Ortsdurchfahrt fühlen sich brüskiert.
Die Wiese am Eduard-Wagner-Ring fungiert nicht nur als Ausgleichsfläche für das Neubaugebiet. Dieses Areal im Osten, unterhalb des Pavillons gelegen, dient an diesem Abend weniger dem Freizeit- denn dem Interessens-ausgleich. Aus allen der Häuser der weiten Nachbarschaft waren sie herbei geeilt, um ihrer Idee Nachdruck zu verleihen. Diese Reckendorfer wollen keine Umgehungstrasse für die B 279. Keine im Westen, und schon gar keine im Osten. Vielmehr soll die bestehende Ortsdurchfahrt so ausgebaut werden, dass die Anrainer weniger belastet, der Verkehr beruhigt bzw. auf andere Routen geleitet wird.
Um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, haben sie eine Unterschriftenaktion gestartet. "Bislang waren wir 3,5 Wochen unterwegs", erzählte Holger Witterauf, einer der Initiatoren. 760 Unterzeichner kamen bislang zusammen. "In der West-Siedlung haben wir noch gar nicht alle Leute befragt.
Von Bürgermeister enttäuscht
Umso enttäuschter, manche richtig aufgebracht waren diese Reckendorfer, als sie ersten Listen im Rathaus abgaben und Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) in der jüngsten Gemeinderatssitzung von einer "dubiosen Liste" sprach, da sich unter den Unterzeichnern auch Kinder und Asylbewerber befinden. Auch zweifelte der Bürgermeister an, ob alle Unterzeichner objektiv über den Sinn der Aktion informiert worden seien. "Wir haben keinen Menschen gezwungen", setzen sich Witterauf und seine Helfer zur Wehr. "Selbst wenn wir die Kinder und Asylanten rausnehmen, sind es immer noch 650 Befürworter", rechnet Witterauf vor und einige seiner Mitstreiter wundern sich, "warum die Asylbewerber keine Meinung haben sollen, wo doch sonst so viel Wert auf Integration gelegt wird?"
Auf absolutes Unverständnis unter den versammelten Familien fiel die Kehrtwende innerhalb des Gemeinderates, der sich in der vorletzten Sitzung noch auf einen Bürgerentscheid, also eine Volksabstimmung, in Sachen Umgehungsdiskussion geeinigt hatte, sich jetzt in der folgenden Sitzung aber auf eine Umgehungstrasse im Osten festlegte. Ein Kommentar zu diesem Salto mortale rückwärts: "Nur weil zwei Gemeinderäte aus der Ostsiedlung fehlten und deswegen eine Mehrheit zustande kam, wurde das durchgeboxt", vermutet eine Anwohnerin.
Und ein älterer Herr erinnerte sich noch genau, dass "unser jetziger Bürgermeister im Wahlkampf versprochen hatte, dass es mit ihm gar keine Umgehung geben wird". Eine junge Mutter ergänzt: "Dass sich jetzt so schnell eine Mehrheit für eine Ostumgehung fand, ist der totale Schwachsinn." Eine andere Frau bedauerte im Nachhinein, dass "ich mich vor der Gemeinderatswahl für die Liste des Bürgermeisters zur Verfügung gestellte habe". Der Ärger ist groß.