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"Recken Beck" strahlt bis Brasilien


Autor: Redaktion.

Rentweinsdorf, Montag, 23. Juni 2014

Ein brasilianischer Ex-Azubi der Bäckerei Dörr eröffnet in seuiner Heimat eine eigene Bäckerei. Nun erhielt er Besuch aus Franken.
Der "Meister Willi"-Ableger von Guilherme Fogolin (davor) in der brasilianischen Hafenstadt Itajai  Foto: Baumgärtner



"Meister Willi", so heißt seit kurzem eine Bäckerei in der brasilianischen Hafenstadt Itajai. Benannt ist sie nach Willibald Dörr aus Reckendorf, Seniorchef von "Recken Beck" mit Niederlassungen am Eberner Marktplatz und im Rathaus von Rentweinsdorf. Inhaber von "Meister Willi" ist Guilherme Fogolin (31). Der Brasilianer, ehemaliger Betriebswirt bei Bosch, hat in seiner Jugendzeit zwei Jahre im Bamberger Land verbracht, als sein Vater als Ingenieur bei Bosch Bamberg tätig war.
Damals lernte er die Familie Dörr und vor allem die vielfältigen und hochwertigen deutschen Bäckereiprodukte kennen. Er begann eine Ausbildung bei Willibald Dörr, musste jedoch abbrechen, weil sein Vater zurück nach Brasilien versetzt wurde. Anschließend beendete er in seiner Heimat die Schule, absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft und begann in der Marketingabteilung, ebenfalls bei Bosch. Hier machte er unter anderem Standortanalysen.

Er hätte Karriere bei Bosch machen können, sagen alle, die ihn kennen.
Doch Guilherme Fogolin hatte einen Traum: Er wollte seine Bäckerlehre abschließen und anschließend eine eigene Bäckerei in seiner Heimatstadt eröffnen, mit möglichst vielen deutschen Produkten. "Ich habe schon eine Marktanalyse gemacht, und in meiner Heimat im Süden Brasiliens wohnen viele Nachkommen von Deutschen, auch deutsche Firmen lassen hier produzieren. Es gibt in meiner Nachbarschaft sogar einen Ort, der heißt Blumenau, nur 40 Kilometer entfernt. Da sehe ich genug Potential", sagte er im Winter 2012, als er seine dreijährige Ausbildung zum Bäckergesellen in Reckendorf gerade abgeschlossen hatte.
Nun war er am Ziel. Im Oktober 2013 kaufte er eine Bäckerei in einer der besseren Gegenden der brasilianischen 200 000-Einwohner-Stadt, schräg gegenüber dem Gericht. Zunächst renovierte er den Laden und die Backstube im laufenden Betrieb. Vor kurzem, als das Schild mit dem Geschäftsnamen über dem Eingang angebracht war, lud er Familie Dörr ein. Der Sohn und heutige Inhaber von "Recken Beck", Dominik Dörr, flog hin. Voller Stolz präsentierte Guilherme Fogolin, dessen portugisischer Vorname auf Deutsch Willhelm bedeutet, seinen Betrieb und was er von Willibald Dörr gelernt hatte.
Dominik Dörr wurde Zeuge als Fogolin seine ersten Bleche Laugengebäck backfertig machte und in den Ofen schob. "Es schmeckt fast wie bei uns", sagt Dörr anerkennend. Kleine Abstriche musste Fogolin aber doch machen. "Er bekommt in Brasilien nicht alle Zutaten, die es bei uns gibt und so fehlt für unseren Geschmack manchmal doch etwas, aber ein Brasilianer, der das Produkt noch nicht kennt, merkt natürlich nichts", erklärt Dörr.
Stück für Stück will Fogolin nun weitere deutsche Backwaren einführen. Etwa fünf verschiedene Lebensmittel hat er im ersten Schritt geplant. Dann will er auch die Hotels und Gaststätten als Kunden gewinnen.
Besonders schwer dürfte es aber mit Mischbrot werden, "denn in ganz Brasilien ist nur eine Sorte Roggenmehl zu bekommen und es ist nicht ganz klar, was es genau für ein Mehl ist", so Dörr. Fogolin wird viel experimentieren müssen, um ein gutes Mischbrot hinzubekommen. Aber er hat schon viele Schwierigkeiten gemeistert und ist nach wie vor voller Tatendran.

"Meister Willi"-T-Shirt

Dominik Dörr hat er zum Abschied ein T-Shirt mit dem "Meister Willi"- Aufdruck, seiner Geschäftskleidung, als Andenken "für den Meister" Willibald Dörr, geschenkt. Zusammen mit seinem Bruder und seiner Frau Anna, die ebenfalls mit in Deutschland war und im Kindergarten Baunach gearbeitet hatte, betreibt Guilherme Fogolin sein Geschäft. Noch verkauft er hauptsächlich Weißbrote, Snacks, süße Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke in seinem Laden mit Cafe. Bald sollen aber schon die Laugenbrezen häufiger über den Ladentisch gehen. An die Schaufensterscheiben hat er großformatige alte Fotos aus dem Familienbesitz der Dörrs anbringen lassen. Sie zeigen den Großvater Dörr und seine Mitarbeiter bei der Arbeit. So kommt ein Stück Reckendorfer Geschichte nach Brasilien.