Rechtler drehen weiter an Windrad-Plänen
Autor: Redaktion
Ebern, Montag, 20. November 2017
Der Vorsitzende der Eberner Körperschaft, Robert Herrmann, rechnet noch immer mit der Notwendigkeit zum Bau neuer Anlagen.
Der Stachel sitzt noch tief. Gemeint ist nicht der Berg, der sich im nahen Staatswald auftut, sondern das Scheitern der Pläne, einen Windpark im Bürgerwald auf dem Tonberg anzusiedeln. Das Thema kam bei der Jahresversammlung der Bürgerwald-Körperschaft am Freitag in der Frauengrundhalle nochmals zur Sprache, wie einem Bericht zu entnehmen ist, den der Vorsitzende Robert Herrmann übermittelte.
Dabei ging es weniger um Wildkatze oder Schwarzstorch, auch nicht um "schwarze Schafe", da Kritiker zwischenzeitlich zur "persona non grata" im Bürgerwald erklärt wurden, zu unerwünschten Personen.
Vielmehr hegt Herrmann die Hoffnung, dass in Sachen Windradbau noch ein Umdenken einsetzt. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen", heißt es wörtlich in seinem Bericht.
Setzt sich die die Einsicht durch?
Diese Einschätzung beruht auf den deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels, wie Stürmen, Überschwemmungen, Waldbränden. "Da müsste doch allmählich die Einsicht Raum greifen, wonach Prioritäten zu setzen sind. Wenn in Deutschland die Kohleverfeuerung zurückgefahren werden muss, um die selbstgesteckten Emissionsziele zu erreichen, muss man sich fragen, wo soll denn bei zunehmender Elektromobilität der Strom dann herkommen?", gab Herrmann den Umwelt- und Bundespolitiker. "Ein wichtiger Beitrag dazu sind die Windkraftanlagen und auch Überlandleitungen sind notwendig, die scheinbar kaum einer in seinem Blickfeld haben will.""Wenn mit der Errichtung von Windenergieanlagen auch eine Wertschöpfung im ländlichen Raum verbunden werden kann, die auf viele Schultern verteilt wird, kann dies kein Nachteil sein. Wachen wir endlich auf - so ein Appell - denn wir alle tragen Verantwortung!", heißt es im Bürgerwald-Bericht wörtlich.
Positiv vermerkt der Vorsitzende, dass die zurückliegenden Aktivitäten das Interesse an der Körperschaft bei vielen jungen Ebernern geweckt habe. So seien in den letzten fünf Jahren 51 Personen der Bürgerwaldkörperschaft beigetreten.
Als Mitglied könne aber laut Satzung nur aufgenommen werden, wer Kind eines Mitgliedes ist, mindestens 21 Jahre zählt und auch in den Gemarkungsgrenzen der Kernstadt Ebern wohnt.
Als Aktivitäten in den zurückliegenden 20 Jahren listet Herrmann auf, dass seinem Vorsitz eine ganze Reihe von Aufgaben und Vorhaben abgearbeitet wurden.
Schwierige Ablösung von Rechten
So seien die verschiedenen Holzbezugsrechte bei der Julius-Pfründner-Spitalstiftung, der katholischen Kirchenstiftung Ebern und der Stadt Ebern nach aufwendigen Wertfindungen abgelöst worden.Es sei eine Satzungsnovelle erarbeitet und von den Mitgliedern beschlossen, um den neuzeitlichen Anforderungen besser gerecht zu werden.
Grundstock verbreitert
Auch konnte der Grundstock der Körperschaft durch Flächenzukäufe, wie im Bereich Kirchlauter, verbessert werden. Die Führung der Bürgerwald-Körperschaft liegt in den nächsten Periode bis 2022 allein in Männerhand, da nach Renate Weidner und Andrea Wüstenberg, die noch dem paritätisch besetzten Wahlausschuss angehört hatten, keine Kandidatinnen gefunden wurden. Von den 271 Wahlberechtigten beteiligten sich 52 Prozent. 45 Bürgerwaldrechtler nutzten die Möglichkeit der Briefwahl.
Der Bürgerwaldausschuss besteht traditionsgemäß aus neun Mitgliedern. Acht Ausschussmitglieder wurden bestätigt und einer neu hinzu gewählt. Das waren: Matthias Batzner, Helmut Bauer, Waldemar Garreis (neu), Stefan Einwag (Georg-Schmitt-Weg), Robert Herrmann, Rudolf Kaspar, Alfred Müller, Wilhelm Schobert und Gottfried Thomas.
Die konstituierende Sitzung des neuen Ausschusses wird Anfang Januar stattfinden. Dann werden auch die verschiedenen Funktionen vergeben und Aufgaben verteilt.
Forstamtsrat Wolfgang Gnannt referierte zum Thema "Der Bürgerwald im Klimawandel". Dabei beleuchtete er ausgehend von der momentanen Situation ein Zeitraum von etwa 100 Jahren.
Es wurden Prognosen dargelegt, welche Baumarten mit der Klimaerwärmung nicht zurechtkommen und welche vielleicht davon profitieren können.
Einhellig wurde von den Versammlungsteilnehmern die Erkenntnis geteilt, dass man sich auf die neuen klimatischen Verhältnisse frühzeitig einstellen muss, um den Bürgerwald stabil den nächsten Generationen weitergeben zu können.
Eine möglichst vielfältige Baumartenmischung sei dabei die sicherste Methode für die Zukunft, so Gnannt.