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Rausch aus Melodie und Rhythmus


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Montag, 24. Sept. 2018

Das "Joscho Stephan Trio" begeisterte bei seinem Auftritt zum Start der Haßfurter Herbstsaison.
Ein herausragendes Gypsy-Swing-Konzert erlebte das Publikum beim Kulturamt Haßfurt live in der Rathaushalle in Haßfurt mit dem "Joscho Stephan Trio" mit dem (von links) brillanten Gypsy-Swing-Gitarristen Joscho Stephan und seine hervorragenden Begleitern Volker Kamp (Bass) und Günter Stephan (Rhythmusgitarre). Foto: Ulrike Langer


Besser hätte das Kulturamt Haßfurt live nicht in die neue Herbstsaison starten können: Denn bei seinem Auftritt am Samstagabend in der Rathaushalle versetzte das "Joscho Stephan Trio" seine Zuhörer in einen regelrechten Rausch aus Melodie und Rhythmus. Stehende Ovationen bereits am Ende des ersten Sets standen symbolhaft für die Begeisterung, die das Publikum bei diesem Gypsy-Swing-Konzert empfand.

Der hervorragende Gypsy-Gitarrist Joscho Stephan seinerseits machte den Zuhörern in Haßfurt ein großes Kompliment: "Wenn ich einmal reich und unabhängig bin, spiele ich nur noch in Haßfurt" sagte er ebenso charmant wie er witzig durchs Programm führte. Denn Humor bewies er immer wieder bei seinen Ansagen und Erzählungen über die Musik, die er mit seinem Vater Günter Stephan an der Rhythmusgitarre und Volker Kamp am Kontrabass präsentierte. Außerdem betonte er: "Wir spielen unheimlich gerne hier, aber selten ist ein Name so unpassend für eine Stadt wie Haßfurt. Wir finden, Love-Town wäre der bessere Name!"

Unglaubliche Fingerfertigkeit

Schon das erste Stück des Trios, "Créateur immobilier" aus der Feder von Joscho Stephan, war dazu angetan, das Publikum zu faszinieren. Zum einen wegen der unglaublichen Fingerfertigkeit und der Leichtigkeit des Spiels von Joscho Stephan, zum anderen wegen der kongenialen Begleitung durch seine musikalischen Partner.

Zusammen servierten sie an diesem Abend ein berauschendes Menü aus filigranen Melodien, mitreißenden Rhythmen und wohltuendem Groove. Viele Zuhörer waren zum wiederholten Mal gekommen, um das virtuose Trio zu erleben, die restlichen Gäste wiederum wurden äußerst positiv überrascht.

Denn die einzigartige Spieltechnik von Joscho Stephan gleicht einem Hummelflug: In einem absolut atemberaubenden Tempo flirrten Finger und Plektrum über die sechs Saiten der Gypsy-Gitarre, immer noch fähig, das Tempo und die Lust, dabei zuzusehen und zuzuhören, zu steigern.

Hommage an Django Reinhardt

Joscho Stephan steht in der Nachfolge des großen Django Reinhardt und so spielte er nicht nur dessen Stücke "Minor Blues", "Hungaria", "Nuages", "Undecided" und "Are you in the mood?", sondern auch seine eigene Komposition "Ballade pour Django". Faszinierend waren nicht nur das perfekte Spiel von Joscho Stephan, sondern auch seine große Musikalität, seine Präsenz und seine Improvisationsgabe.

So konnte der aufmerksame Zuhörer beim "Minor Blues" Melodien wie den Sirtaki, die James-Bond-Titelmelodie oder den Hit von Deep Purple "Smo ke on the water" heraushören. Gerne überließ er einen kräftigen Teil des Applauses seinem Bassisten Volker Kamp, der mit mehreren Soli brillierte, sowie seinem Vater, dem unermüdlichen Rhythmus- und Harmoniegeber. "Mein Vater möchte keine Soli spielen", betonte er, "doch sein Rhythmus ist das wichtigste Element in unserem Trio und wird oftmals unterschätzt."

Mit weiteren Stücken wie "Made in France" von Biseli Lagrane, zwischen Musette und Flamenco angesiedelt, "Hey Joe", einem Rockstandard, "Hallo kleines Fräulein" von Fred Oldoerp, "Bossa Dorado" von Dorado Schmitt, dem Jazzstandard "Limehouse Blues" sowie den Eigenkompositionen "Linea blanca", "Papillon" und "Sun Flower" verging der Abend wie im Nu. Für den herzlichen Schlussapplaus revanchierte sich das Trio mit dem "Minor Swing" von Django Reinhardt, dem "Türkischen Marsch" von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Chanson "Sel ce soir" von Paul Durand.