Druckartikel: "Raubritter" vergreifen sich an Gitter in Ruine

"Raubritter" vergreifen sich an Gitter in Ruine


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 14. November 2013

Die Ruine Rotenhan bei Ebern lockt nicht nur Touristen, sondern auch "Raubritter" an. Ein Stahlgitter über einem Brunnen wurde gestohlen. Die Stadt setzt dennoch auf dieses Leuchtturmprojekt für den Tourismus in den Haßbergen
Die Ruine Rotenhan lockt viele Besucher an, auch ungeliebte.


Ob's an der romantischen Stimmung lag? Während hinter den Haßbergen die Sonne im gleißenden Rot verschwand, befiel Toni Welsch (Freie Wähler) ein besonderes Gefühl. Beim Besuch des Bauausschusses auf der Ruine Rotenhan am Mittwochabend erwachten Erinnerungen an so manches amouröse Abenteuer des Eyrichshöfers aus Jugendtagen.

Doch diese Gedanken verflogen schnell. In der ehemaligen Felsenburg ging es mehr um Alltagsarbeit. "Wir haben Verantwortung für dieses Geotop übernommen und schließlich stellt die Ruine ein Highlight im Burgenwinkel und der Haßberg-Touristik generell dar", holte Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) die Träumer in die Wirklichkeit zurück.

Und diese Verantwortung mündet in Arbeit.

"Ab und zu müssen wir die Ruine und deren Zugänge freischneiden", meinte das Stadtoberhaupt und Bauhofleiter Werner Grell ging ins Detail: "Zwei Mal im Jahr sind wir einen ganzen Tag lang hier im Einsatz." Heuer habe der Naturpark Haßberge erstmals auch eine Hilfskraft gestellt. Diese Zusammenarbeit solle fortgesetzt werden, wünschte sich Grell.

Neben den Pflegearbeiten wurde eine Bank ersetzt und eine Steintreppe wieder aufgebaut. Die Anregung, wie in der Ruine Lichtenstein Geländer anzubringen, konterte der Bürgermeister barsch: "Mit der bayerischen Bauordnung werden wir hier nicht weiter kommen." Sicherheitsaspekte müssen dennoch beachtet werden. So sollen Besucher mittels Schilder darauf hingewiesen werden, dass das "Betreten auf eigene Gefahr" erfolgt.

Eine Vorsichtsmaßnahme hat der Bauhof dennoch ergriffen: Weil ein "schönes Metallgitter über einem Brunnen", so Werner Grell, einfach mitgenommen wurde, sorgt derzeit ein Deckel aus Holz dafür, dass niemand abstürzt. Grell plädierte aber dafür, wieder ein Metallgitter anfertigen zu lassen, weil dann der interessante Blick in die Tiefe erneut möglich wird. Über die Intention des Diebes wurde eifrig spekuliert: "Entweder war das ein Schrotthändler oder ein Raubritter."

An Schule bröckelt der Putz

Bauamtsleiter Martin Lang ergänzte, dass sich die Arbeiten an der vorbeiführenden Straße nach Kurzewind verzögert hätten. Nun soll die Fahrbahn auf zwei größeren Flächen in der Zeit von 2. bis 6. Dezember ausgebessert werden. "Dazu ist aber keine Vollsperrung notwendig. Die Beeinträchtigung hält sich im Rahmen."

Ein zweiter Ortstermin fand an der Schule in Bischwind statt. Dort informierte der Bürgermeister über die angelaufenen Arbeiten, mit denen die Wärmebilanz verbessert werden soll. So wird das marode Sandstein-Gesims an der Eingangstür und einem Fenster ausgebessert sowie die Westseite mit Styropor und einem Putzsystem versehen. Dies soll noch in diesem Jahr passieren.

Wie in einem Heimatmuseum

Zurück gestellt wurde das Dämmen der Decke: "Im Dachgeschoss befindet sich ja noch ein halbes Heimatmuseum, mit Einrichtungsgegenständen der früheren Schule. Der Dachraum müsse aber ausgeräumt werden, um dann Dämmwolle auszulegen. "Die Bischwinder sollen selbst entscheiden, was sie für sich noch gebrauchen können", empfahl Manfred Fausten (CSU).
Rund 22 000 Euro investiert die Stadt in die Schule, die vom Sportverein als Clublokal genutzt wird, rechnete der Bürgermeister vor. "Da war schon Gefahr in Verzug. Der Putz fällt runter, der Schimmel zieht rein", klagten Vereinsvertreter.

Neue Stellplätze

Im Dunkel der Nacht vollzog der Bauausschuss noch eine Verkehrsfreigabe: Ab sofort stehen Abstellmöglichkeiten für 24 Fahrzeuge auf dem Parkplatz an der Südeinfahrt, gegenüber der Tankstelle, zur Verfügung. 22 000 Euro hat dieses Provisorium gekostet, das für Besucher der Stadt, Feuerwehrleute und die umliegende Gastronomie gedacht ist. "Wir haben das sehr wirtschaftlich hinbekommen", meinte der Bürgermeister und die Kostenschätzung wurde sogar unterschritten. Möglich wurde dies durch 220 Arbeitsstunden, die Bedienstete des Bauhofes für Holzplanke und Pflaster geleistet hatten, fügte Martin Lang an. "Der Einstieg in eine später einmal größere Anlage ist gelungen", urteilte der Bürgermeister. "Einwandfrei", befand auch Werner Riegel (SPD) kurz und bündig. Verkehrsreferent Harald Pascher (FDP) regte noch eine Änderung bei der Beschilderung an, die auf den vorbeiführenden Rad- und Gehweg hinweist.

Im Bauausschuss kurz notiert


Engstelle Am Stadtberg möchte Verkehrsreferent Harald Pascher den Verkehrsfluss dergestalt regeln, dass Autofahrer, die vom Marktplatz kommen, den entgegenkommenden Fahrzeugen Vorfahrt einräumen. Das fanden alle Mitglieder logisch, noch unklar ist aber, wo die dazu notwendigen Schilder angebracht werden?

Engpass Wer noch ein Gebäude in der einstigen Kaserne kaufen will, muss sich sputen. "Wir haben wieder zwei Kompaniegebäude verkauft, so dass am Südrand des unteren Exerzierplatzes alles weg ist", gab Bürgermeister Robert Herrmann den Immobilienmakler. So will die Firma Batzner dort ein Schulungs- und Tagungszentrum einrichten. Noch im Angebot stehen ein kleineres Verwaltungsgebäude sowie zwei Blocks.

Engstirnig Gar nicht anfreunden mochte sich Otmar Schmitt mit einem Bauantrag des Bund Naturschutz, der nahe der Photovoltaikanlage im Bundeswehrgelände einen Schafstall bauen möchte. "Das sind ja über 100 Quadratmeter und bei jedem Bauern, der so etwas bauen möchte, kriegt er massive Probleme." Der Bürgermeister verwies darauf, dass es sich um ein privilegiertes Vorhaben handele und bei einer Gegenstimme ging der Plan durch. Gleiches galt für einen Umbau und Erweiterung des Lidl-Marktes sowie die Umwidmung des einstigen Schafstalles in Eyrichshof. Nach Schafen und Pferden folgen nun mehr Pferdestärken: Oldtimer.