Rat nimmt sich der Synagoge an
Autor: Helmut Will
Untermerzbach, Dienstag, 01. Dezember 2015
Das Untermerzbacher Gremium will das einstige jüdische Gebetszentrum in Gleusdorf für die Zukunft bewahren. Welcher finanzielle Aufwand mit dem Gebäude und seinem Umfeld betrieben werden soll, ist allerdings umstritten.
Es gäbe eine Möglichkeit, das Denkmal "Synagoge Gleusdorf" zu erhalten. Eine für die Gemeinde Untermerzbach kostspielige Angelegenheit könnte daraus entstehen. Trotzdem hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend beschlossen, beim Landkreis Haßberge einen Förderantrag an den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) für die Sanierung und den Erhalt der Synagoge Gleusdorf einzureichen.
Eine Bestandsaufnahme samt Konzept für die Synagoge in Gleusdorf liege vor, sagte Bürgermeister Helmut Dietz (SPD). "Allerdings sind das statische Konzept und die Befundaufnahme durch einen Restaurator noch nicht abgeschlossen was Grundlage für ein "Efre-Förderverfahren" sei, so der Bürgermeister.
Laut Ausführungen des Gemeindeoberhauptes ist die Sanierung der Synagoge mit dem Abbruch der Scheune (ehemalige Judenschule) und eventuell einem kleineren Neubau für Eingang, Lager und WC-Anlage beschrieben. "Bei einer Förderung durch Efre sind 60 bis 70 Prozent Förderung zu erwarten", erläuterte Dietz.
Chance für Gleusdorf
Das wäre eine Möglichkeit, das Denkmal "Synagoge Gleusdorf" zu erhalten und mit einer Kooperation in das Konzept Synagoge Memmelsdorf zu integrieren. Gleichzeitig wäre der Erhalt des Synagogengebäudes ein wichtiger Impuls für Gleusdorf. Der touristische und kulturelle Effekt einer wieder begehbaren Synagoge sei nicht zu unterschätzen, sagte Dietz.Die Kosten, die in der Sitzung nur bruchstückweise diskutiert wurden, sind Gemeinderat Gerald Karl (Bürgerblock, Freie Wähler) ein Dorn im Auge. "Können und wollen wir uns das leisten?", fragte er. "Erhalt ja, aber ist das Drumherum nötig? Wir haben doch schon die Synagoge im nur sieben Kilometer entfernten Memmelsdorf. Ist da noch eine Bildungs- und Lernstätte in Gleusdorf nötig?", fragte auch Gemeinderat Robert Bohla (CSU). Sparen will Gemeinderätin Birgit Finzel (CSU) indem sie vorschlug, nur die Sanierung vorzunehmen, ohne das Umfeld und Toilettenanlage kostspielig mit einzubeziehen.
Bürgermeister Dietz hielt entgegen, dass es erst einmal lediglich darum gehe, über einen Förderantrag zu entscheiden. Ob und was man dann schließlich mache, darüber werde man zu gegebener Zeit sprechen. Schließlich stimmten alle im Rat für den Förderantrag.
Abbiegespur entfällt
Eine Änderung des Bebauungs- und Flächennutzungsplanes für das Baugebiet "Erkel II" in Untermerzbach wurde beschlossen, nachdem Diplomingenieur Jürgen Kittner die angedachten Änderungen vorgestellt hatte. Kittner erklärte, dass die "Urform des Bebauungsplanes" aus dem Jahr 2001 stamme. Der Plan "muss wegen des Wegfalls der Abbiegespur geändert werden und ein Wind- oder Lärmschutzdamm soll in Nordwestrichtung in die Planung aufgenommen werden", sagte der Bürgermeister. Der Erdwall soll 1,50 Meter hoch werden, die bisher vorgesehenen Fahrbahnbreiten von über sieben Meter auf 5,50 Meter verringert werden, da kein Durchgangsverkehr möglich wäre. Mit der neuen Planung können zwei weitere bebaubare Grundstücke gewonnen werden.
Heinrich Döhler (SPD) hinterfragte, ob immer neue Baugebiete nötig seien. Lieber solle man Leerstände in den Orten mit Leben erfüllen. Der Bürgermeister entgegnete, dass die Gemeinde stets neues Baugebiet vorhalten sollte.
Kanalkataster
Beantragt wird vom Gemeinderat die Förderung zur Erstellung eines Kanalkatasters. Die Antragsfrist hierfür läuft zum Ende Dezember aus, sagte Bürgermeister Dietz. Dazu erläuterte Jürgen Kittner, dass ein Kanalkataster auf einer Voraufnahme mit aufwendiger Vermessungsarbeit basiere. Neun bis zehn Euro würden pro laufenden Meter Kanalnetz erforderlich. Einen Euro pro Meter gäbe es als Zuschuss. Gemeinderat Robert Bohla hatte gerechnet: "Da kommen 300 000 Euro auf die Gemeinde zu, wenn man pro Grundstück etwa 3000 Euro ansetzt." Der Förderantrag jedenfalls wird beantragt.
Wie die Umsetzung erfolgt, müsse man dann sehen, so Helmut Dietz.Der Gemeinderat stellte sich hinter eine Resolution der Stadt Ebern, in Ebern zumindest eine Zweigstelle des ärztlichen Bereitschaftsdienstes zu erhalten. Das hält das Gremium vor allem im Hinblick auf kürzere Wege für Untermerzbachs Bevölkerung für erforderlich.