Eine 0:12-Pleite gilt als Glanzlicht in den Annalen des TV Ebern. Gegner war Eintracht Frankfurt.
Allen kann man nicht gerecht werden. Das war auch so, als die Fußballer des TV Ebern im Juli 1980 einen echten "Kracher" präsentierten: das Bundesligateam von Eintracht Frankfurt, damals frischgebackener UEFA-Cupsieger und mit mehreren Nationalspielern angetreten. Die Zuschauer erhofften sich von diesem Spektakel - ein Höhepunkt zum 750. Jubiläum der Stadt - natürlich möglichst viele Tore. Ebern, Vizemeister der A-Klasse Bamberg, wollte zumindest keine zweistellige Niederlage kassieren. Am Ende wurde es doch ein rundes Dutzend. "12:0-Packung - TV Ebern nur Prügelknabe" titelte der Fränkische Tag.
2800 Fußballfans verfolgten dieses erste Match auf dem neugestalteten Sportplatz des Gymnasiums, der bei dieser Gelegenheit eingeweiht wurde. "Das Ergebnis war Nebensache", findet Eberns damaliger Mannschaftskapitän Eberhard Wohl. Das Spiel war für ihn ein "absolutes Highlight" , auch wenn man sich eigentlich mehr zahlende Zuschauer erwartet hatte. Die wären vielleicht beim "Nämbercher Clubb" gekommen, doch der hatte abgesagt.
"Ein absolutes Highlight"
Die Eintracht forderte eine Gage von 15 000 D-Mark, erinnert sich Erich Steppert. Der Grundschullehrer, heute 83, war von 1977 bis '93 Abteilungsleiter der TV-Kicker. Er hatte den Deal mit Eintracht-Manager Udo Klug festgemacht, lange bevor das Team mit dem Adler auf der Brust den UEFA-Cup gewann. Ein Europapokal-Sieger in den Haßbergen! Für Ebern ein Riesen-Ereignis - ein finanzieller Erfolg wurde es trotzdem nicht. Die TV-Kicker hatten laut Steppert noch jahrelang an den finanziellen Folgen zu knabbern.
Immerhin: Die Eintracht trat mit all ihren Bundesliga-Profis an, darunter der 1974er-Weltmeister Bernd Hölzenbein, der quirlige Südkoreaner Bum-Kun Cha (Publikumsliebling und heute Asiens Fußballer des 20. Jahrhunderts), Werner Lorant (Jahre später Trainer von 1860 München), der spätere Bayern-Star Norbert Nachtweih oder Karl-Heinz Körbel (mit 602 Einsätzen Rekord-Spieler der Bundesliga).
"Wir waren in allen Bereichen hoffnungslos unterlegen. Den Klassenunterschied muss man ja merken", sagt "Käptn" Wohl, der damals eine der wenigen TV-Chancen meterhoch über die gegnerische Latte hämmerte. Spielertrainer Manfred Müller spornte sein Team nach der Halbzeit, als es bereits 0:6 stand, nochmals kräftig an, doch der Ehrentreffer blieb auch ihm versagt. Wäre einem der TV-Elf ein Tor gelungen, der Spieler würde wohl noch heute als Vereinsheld gefeiert.
Am Ende waren die Eberner mit zwölf Gegentoren gut bedient, was sie vor allem ihrem Torhüter Bernd Müller zu verdanken hatten.
Während Lothar Buchmann noch Entschuldigungen für sein eigenes Team suchte ("Der letzte Einsatz fehlte. Außerdem haben wir erst heute Vormittag trainiert"), hatte Frankfurts Trainer für die Eberner kein aufbauendes Lob übrig: "Wenn die sich nicht besser anstellen", sagte er Erich Steppert, "dann können sie kein Tor schießen". So einfach ist das im Fußball.